Unvergessen ihr Auftritt bei der Oscar-Verleihung 2008, als Marion Cotillard die goldene Statue für ihre Hauptrolle in Empfang nahm. Los Angeles sei wirklich die Stadt der Engel, sagte sie schluchzend. Edith Piaf hätte der Satz bestimmt gefallen.

Einer, der das große Talent der Schauspielerin frühzeitig erkannte, ist Johnny-Depp-Kumpel Tim Burton. Der Regie-Exzentriker engagierte die Französin für eine Nebenrolle in seinem Fantasydrama "Big Fish" (2003), in dem sie an der Seite von Stars wie Ewan McGregor vor der Kamera stand. Das Angebot kam genau zum richtigen Zeitpunkt, war sich die damals 27-Jährige doch gar nicht so sicher, ob sie weiterhin für Kino und Fernsehen arbeiten wollte.

Gewiss, da war der Riesenerfolg in ihrer Heimat mit "Taxi", einem leichtgewichtigem Actionspaß, in dem Marion Cotillard die Freundin eines rasenden Taxifahrers spielte. Ein Gute-Laune-Film, aber für die Greenpeace-Anhängerin war die Bleifußkomödie sicherlich nicht die Erfüllung ihrer Träume.

Die magischen Momente auf der Leinwand, die der Französin das Gefühl geben, sie habe den schönsten Beruf der Welt, fand sie schon eher in "Mathilde - Eine große Liebe". Für Hauptdarstellerin Audrey Tautou ("Die fabelhafte Welt der Amélie") erwies sich das Drama um Liebe und Tod als Sprungbrett nach Hollywood: Zwei Jahre später drehte sie mit Tom Hanks "The Da Vinci Code - Sakrileg". Auch Cotillard, die in "Mathilde" für ihre Rolle einer Rächerin 2005 den französischen Filmpreis César als beste Nebendarstellerin erhielt, erregte weltweit die Aufmerksamkeit des Kinopublikums.
Aber erst als Edith Piaf in "La vie en rose" zeigte sie ihre ganze Klasse. Vor allem als von Leben und Krankheit gezeichnete Sängerin kurz vor ihrem Tod spielt Cotillard mit einer Intensität, die unter die Haut geht. Der Oscar war verdient und doch auch überraschend: Die letzte fremdsprachige Schauspielerin, die ihn in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin vor der Französin erhalten hatte, war 1962 Sophia Loren.

Seit dem Oscar spielt Marion Cotillard in Hollywoods erster Liga. Regisseur Michael Mann besetzte sie in "Public Enemies", in dem sie John Dillinger (Johnny Depp), dem legendären Gangster, die Stunden zwischen den Banküberfällen versüßt.

Mit "Nine" (ab 25. Februar im Kino) stößt die 34-Jährige endgültig in den Olymp vor. Mehr Celebrity-Power als in Rob Marshalls ("Chicago") Musicalfilm, der sich an Fellinis Meisterwerk "8 1/2" anlehnt, geht nicht: Nicole Kidman, Penélope Cruz, Daniel Day-Lewis, Kate Hudson, Judi Dench und Sophia Loren sind dabei. Und Marion Cotillard. Ein Star unter Stars.

Rainer Unruh

Weitere Filme mit Marion Cotillard:

"Théo la tendresse" (1996), "Besuch vom andern Stern" (1996),
"Taxi" (1998), "Interdit de vieillir" (1998),
"Krieg im Oberland", "Eine andere Welt", "Furia", (1999),
"Taxi Taxi" (2000), "Flucht durch Nizza"(2000),
"Heureuse" (2001), "Boomer" (2001), "Lisa" (2001),
"Une affaire privé" (2002),
"Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht" (2003), "Liebe mich, wenn du dich traust" (2003),
"Mathilde - Eine große Liebe" (2004), "Cavalcade" (2004)
"Ma vie en l'air" (2005),
"Black Box" (2005),
"La Môme" (Dt.: La vie en rose) (2007),
"Public Enemies" (2009).