Sebastian Vettel brennen in der Öffentlichkeit nur selten die Sicherungen durch. Über die neue Formel E des Automobil-Weltverbandes FIA, eine Rennserie für Boliden mit Elektromotor, kann sich der viermalige Formel-1-Weltmeister aus Heppenheim allerdings so richtig aufregen: "Ich bin überhaupt kein Fan davon und ich könnte mich als Zuschauer dafür null begeistern", ließ sich Vettel im Sommer vom Sportinformationsdienst zitieren.

Ähnlich äußerte sich der Impresario der Königsklasse, Bernie Ecclestone, der nicht an die Zukunft der Formel E glaubt. Und zuletzt stimmte auch Mercedes-Vorstand Niki Lauda in den Chor der prominenten Kritiker ein: "Das war für mich die ödeste Geschichte, die ich seit Langem gesehen habe", kommentierte er im September das Premierenrennen der Stromflitzer durch Pekings Olympiapark gegenüber "auto motor und sport".
Man kann diese Kritik teilen. Man kann sie aber auch als frühen Ritterschlag sehen. Zumal Protagonisten der neuen Formel-Serie immer wieder die Ausnahmestellung von Vettel & Co. im Rennsport betonen und sich ausdrücklich nicht als Konkurrenz der PS-Oberliga verstanden wissen wollen. Nick Heidfeld zum Beispiel, der zwischen 2000 und 2011 insgesamt 183 Rennen in der Formel 1 bestritt und jetzt abgasfrei für Leonardo DiCaprios Venturi-Team unterwegs ist: "Die Formel 1 ist die Spitze des Motorsports und wird es noch lange bleiben", so der 37-Jährige. Das bedeute aber nicht, dass es daneben nichts anderes geben könne.

Zur Entspannung zwischen den ungleichen Rennserien (siehe nächste Seite: Formel 1 vs. Formel E) haben Äußerungen wie diese bislang nicht beigetragen. Die Nervosität im Lager der Formel 1, die in vielen Ländern unter sinkenden Zuschauerzahlen leidet, dürfte im Gegenteil noch einmal zunehmen: Die FIA hat das zweite von insgesamt zehn Rennen ­ihres Rennsport-Start-ups im malaysischen Putrajaya nämlich ausgerechnet am Tag vor dem Formel-1-Finale in Abu Dhabi terminiert. Dass beim erwarteten WM-Showdown zwischen den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und ­Nico Rosberg doppelte Punkte vergeben werden (50 für Platz 1, 36 für Platz 2 usw.), um die Spannung zu steigern, hat damit natürlich nichts zu tun. Bezeichnend ist es trotzdem.