Schauspieler Thomas Kretschmann wusste, dass er Kontroversen auslösen würde, als er im Februar 2006 auf der Berlinale Interviews zu seinem neuen Film gab, in dem er den berühmt-berüchtigten "Kannibalen von Rotenburg" verkörpert. Aber er hätte sicher nicht gedacht, dass sein ganzer PR-Einsatz innerhalb weniger Wochen umsonst sein würde.
Sechs Tage vor dem geplanten Kinostart am 9. März 2006 stoppte das Oberlandesgericht Frankfurt/Main die Aufführung. Der inhaftierte Täter hatte auf Schutz seines Persönlichkeitsrechts geklagt.

Der Psychothriller "Rohtenburg" erzählt die Geschichte zweier Männer, die über das Internet verabreden, der eine solle den anderen, mit dessen Einverständnis, töten und verspeisen. Der Film tut das überraschend subtil und ohne vordergründige Schockeffekte. Angelehnt ist "Rohtenburg" (die andere Schreibweise war bewusst gewählt) an Ereignisse aus dem Jahr 2001 im hessischen Rotenburg.
"Rohtenburg" war die erste Spielfilmregie für den in Berlin geborenen Video- und Werberegisseur Martin Weisz, der anschließend den Horrorfilm "The Hills Have Eyes 2" drehte. Nachfrage bei dem in Los Angeles lebenden Weisz, der gerade seinen dritten Kinofilm beendet hat, "Squatters" mit Richard Dreyfuss. Nein, damals habe niemand auch nur annähernd mit dem gerechnet, was später auf sie zugekommen sei. Weisz vermutet auch, dass wohl eher finanzielle Gründe das Motiv für das juristische Geplänkel waren (siehe Interview rechts). Erst 2009 hob der Bundesgerichtshof das Aufführungsverbot auf, weshalb der Film am 18. Juni 2009 doch noch ins Kino kam. Laut offizieller Erhebung hatte er 7060 zahlende Zuschauer.

V. Bleeck