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Ein bisschen mehr als Freundschaft

Pop vom anderen Ufer - Versteckte Homosexualität im Film

Arte outet Hollywood: Die zweiteilige Doku "I want to break free - Pop vom anderen Ufer" (SA, 27.6.) zeigt Beispiele für versteckte Homosexualität im Film

Vielsagende Blicke, vage Andeutungen, eine innige Umarmung - mehr war in Hollywood jahrzehntelang nicht drin, wenn es um die Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe ging. Von 1930 bis in die 60er galt der sogenannte Hays-Code: Alle großen Filmstudios verpflichteten sich, neben Sex, expliziter Nacktheit und Gewalt auch Homosexualität aus ihren Produktionen zu verbannen.

Offen schwule oder lesbische Figuren gab es nicht, aber findige Drehbuchautoren und Regisseure schmuggelten Homosexualität als Subtext in ihre Werke. Darunter das Monumentalepos "Ben Hur" (1959): Ein Wiedersehen zwischen Ben Hur (Charlton Heston) und seinem Jugendfreund Messala (Stephen Boyd) zu Beginn des Films wirkt mehr als nur herzlich.

Gore Vidal, der mit am Drehbuch schrieb, behauptete Jahre später, die Figuren so angelegt zu haben, als seien sie in ihrer Jugend ein Liebespaar gewesen.
Auch "Master of Suspense" Alfred Hitchcock meisterte die Kunst des Subtexts: Wenn die Haushälterin Mrs. Danvers im Film "Rebecca" (1940) von der verstorbenen Hausherrin schwärmt, während sie zärtlich deren Unterwäsche im Schrank berührt, kann das nur Liebe sein.

Und die beiden Killer in "Cocktail für eine Leiche" (1948) führen eine Beziehung, die weit über Freundschaft hinausgeht. Offen gezeigte, authentische Homosexualität blieb im Mainstreamkino auch nach Abschaffung des Hays-Codes lange Zeit tabu.
So wird eine lesbische Beziehung in "Grüne Tomaten" (1991) im Gegensatz zur Buchvorlage nur angedeutet. Als Nebendarsteller in "Sleep with Me" (1994) behauptet Kultregisseur Quentin Tarantino gar, dass "Top Gun" (1986) eigentlich ein Film über den inneren Kampf von Maverick (Tom Cruise) mit seiner Homosexualität sei - nicht ganz ernst gemeint, aber durchaus plausibel.

Mittlerweile haben bekannte und Oscar-prämierte Filme wie "Philadelphia" (1993) oder "Brokeback Mountain" (2005) Hollywoods Tür für schwul-lesbische Themen etwas weiter geöffnet. Explizite lesbische Sexszenen wie im preisgekrönten französischen Drama "Blau ist eine warme Farbe" (2013) dürften es in US-Produktionen jedoch weiterhin schwer haben.

SA 27.6. ARTE 21.45