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Doku über Atommüll im Meer

Gift am Meeresgrund

Eine Arte-Themenabend fragt nach den vielen Fässern mit Atommüll, die vor Europas Küsten im Meer liegen, rosten - und strahlen (DI, 23.4.)

Frachter werfen gelbe Fässer mit radioaktivem Abfall ins Meer. In Schlauchbooten - und unter Lebensgefahr - versuchen Greenpeace-Aktivisten sie daran zu hindern. Das sind Nachrichtenbilder der 80er-Jahre, die ins kollektive Gedächtnis eingegangen sind. Zumal die Aktionen Wirkung zeigten: Seit 1993 ist es weltweit verboten, Atommüll in Fässern zu verklappen.
Das ist auch gar nicht mehr nötig, wie die beiden ARD-Journalisten Thomas Reutter und Manfred Ladwig in ihrer Doku "Versenkt und vergessen" zeigen, die im Rahmen eines Arte-Themenabends läuft. Mit kilometerlangen Rohrleitungen dürfen Wieder-aufbereitungsanlagen wie Sellafield (Großbritannien) oder Le Hague (Frankreich) ihre verseuchten Abwässer direkt ins Meer leiten. Dazu kommen die unzähligen Fässer, die bereits dort unten liegen. Hat das keine Wirkung?

Die befragten Vertreter der Atomindustrie beschwichtigen, dass das Meer die strahlenden Substanzen bis zur völligen Harmlosigkeit verdünnt. Und trotzdem knacken die Geigerzähler von Umweltschützern auch noch in kilometerweiter Entfernung von Sellafield; trotzdem sind die Krebsraten rund um Sellafield zehnmal höher als im Rest des Landes, wie Aktivisten anhand von offiziellen Daten nachweisen konnten, die ihnen zugespielt wurden.

War das nicht alles schon in den 80ern bekannt? Warum wurde nichts getan?

Ein Atomlobbyist beantwortet das in einem Vortrag mit einem zynisch anmutenden Epikur-Zitat: "Der Nutzen der Vielen ist dem Nutzen der Wenigen vorzuziehen." Bedeutet wohl: Was sind schon ein paar Krebstote gegen sagenhaft billigen Atomstrom für alle?

Frank I. Aures
Arte Themenabend "Endlager Meeresgrund"

Versenkt und vergessen
DI 23.4. Arte 20.15 Uhr

ab 21.10 Uhr
Atomfriedhof Arktis