Vor zweieinhalb Jahren war es mal wieder so weit: Atlantis wurde gefunden - diesmal mithilfe von Google Earth. Ein Brite hatte auf dem virtuellen Globus eine mysteriöse Struktur entdeckt. Mitten im Atlantik, tausend Kilometer nordwestlich von den Kanaren (31 15'15N 24 15'30W) sieht man dort tatsächlich ein rechtwinkliges Gitternetz, das wie der Grundriss einer Stadt auf dem Meeresgrund aussieht. War Atlantis also doch mehr als nur ein Mythos?
Vor rund 2400 Jahren berichtete der griechische Philosoph Platon als Erster von dem Inselreich, das in grauer Vorzeit ganz Europa beherrscht haben soll. Bis der Ozean es in einer einzigen Nacht verschluckte. Fast genauso alt wie die Erzählung sind die Versuche, die versunkene Insel zu finden. Kaum eine Stelle zwischen Haiti und Helgoland, an der selbst ernannte Altertumsforscher Atlantis nicht bereits vermutet hätten. Manche halten es sogar für eine vorzeitliche Hightechzivilisation. Wenn nicht gleich für eine Heimstätte von Halbgöttern oder Aliens.
Zu den weniger abwegigen Theorien zählt die, dass der Mythos vom Untergang des Inselreichs auf die Minoische Eruption im 17. vorchrist-
lichen Jahrhundert zurückgeht. Ein gewaltiger Vulkanausbruch vernichtete damals die griechische Insel Thera, das heutige Santorin. Waren die Atlanter in Wirklichkeit die Minoer auf Kreta, deren Kultur infolge des Ausbruchs durch Tsunamis ausradiert wurde?
Eine andere Hypothese vertritt der deutsche Wissenschaftler Siegfried Schoppe. Er führt Platons Sage auf eine Katastrophe zurück, die sich vor 7500 Jahren in Südosteuropa ereignet haben soll: die Flutung des Schwarzmeerbeckens. Wo heute das Schwarze Meer liegt, erstreckte sich demnach noch vor 8000 Jahren eine fruchtbare Ebene. Dann jedoch stieg der Meeresspiegel. Das Mittelmeer schwappte am heutigen Bosporus über und überflutete die dicht besiedelte Landschaft.
Harte Beweise für beide Theorien fehlen allerdings bis heute. Und die meisten Wissenschaftler glauben, dass dies auch so bleibt. Denn sehr vieles spricht dafür, dass Platon sich die Geschichte ausgedacht hat. Der Versuch, Atlantis zu finden, wäre dann so erfolgversprechend wie die Suche nach Mittelerde oder Taka-Tuka-Land.
Kein Wunder also, dass sich die Google-Earth- Entdeckung, die 2009 für Aufruhr sorgte, als Phantom entpuppte. Das Relief auf dem Meeresgrund zeugt weder von Atlantis noch von sonst einer antiken Stätte. Es existiert überhaupt nicht. Die Gitterlinien auf der Karte zeigen nichts weiter als den Kurs, auf dem ein Sonarschiff den Meeresboden vermessen hat. Dessen Geodaten fügte Google als auffällig geformtes Puzzleteil ins virtuelle Bild der Erde ein.
Christian Holst
Vor rund 2400 Jahren berichtete der griechische Philosoph Platon als Erster von dem Inselreich, das in grauer Vorzeit ganz Europa beherrscht haben soll. Bis der Ozean es in einer einzigen Nacht verschluckte. Fast genauso alt wie die Erzählung sind die Versuche, die versunkene Insel zu finden. Kaum eine Stelle zwischen Haiti und Helgoland, an der selbst ernannte Altertumsforscher Atlantis nicht bereits vermutet hätten. Manche halten es sogar für eine vorzeitliche Hightechzivilisation. Wenn nicht gleich für eine Heimstätte von Halbgöttern oder Aliens.
Zu den weniger abwegigen Theorien zählt die, dass der Mythos vom Untergang des Inselreichs auf die Minoische Eruption im 17. vorchrist-
lichen Jahrhundert zurückgeht. Ein gewaltiger Vulkanausbruch vernichtete damals die griechische Insel Thera, das heutige Santorin. Waren die Atlanter in Wirklichkeit die Minoer auf Kreta, deren Kultur infolge des Ausbruchs durch Tsunamis ausradiert wurde?
Eine andere Hypothese vertritt der deutsche Wissenschaftler Siegfried Schoppe. Er führt Platons Sage auf eine Katastrophe zurück, die sich vor 7500 Jahren in Südosteuropa ereignet haben soll: die Flutung des Schwarzmeerbeckens. Wo heute das Schwarze Meer liegt, erstreckte sich demnach noch vor 8000 Jahren eine fruchtbare Ebene. Dann jedoch stieg der Meeresspiegel. Das Mittelmeer schwappte am heutigen Bosporus über und überflutete die dicht besiedelte Landschaft.
Harte Beweise für beide Theorien fehlen allerdings bis heute. Und die meisten Wissenschaftler glauben, dass dies auch so bleibt. Denn sehr vieles spricht dafür, dass Platon sich die Geschichte ausgedacht hat. Der Versuch, Atlantis zu finden, wäre dann so erfolgversprechend wie die Suche nach Mittelerde oder Taka-Tuka-Land.
Kein Wunder also, dass sich die Google-Earth- Entdeckung, die 2009 für Aufruhr sorgte, als Phantom entpuppte. Das Relief auf dem Meeresgrund zeugt weder von Atlantis noch von sonst einer antiken Stätte. Es existiert überhaupt nicht. Die Gitterlinien auf der Karte zeigen nichts weiter als den Kurs, auf dem ein Sonarschiff den Meeresboden vermessen hat. Dessen Geodaten fügte Google als auffällig geformtes Puzzleteil ins virtuelle Bild der Erde ein.
Christian Holst