"Call me Hitch, hold the cock", sagt Hitchcock im Kinofilm gleichen Titels. Das ist schlüpfrig, da cock auch für das männliche Geschlechtsteil steht, aber so war Hitch. Der Film "Hitchcock" folgt den Dreharbeiten zu seinem berühmten Thriller "Psycho" und zeichnet ein wenig sympathisches Bild des britischen Meisterregisseurs: Die Besessenheit mit den meist blonden Hauptdarstellerinnen, seine makabren Scherze, seine Dominanz, auch gegenüber seiner Ehefrau Alma. In den USA beschäftigt sich auch der HBO-Film "The Girl" mit Hitchcocks dunkler Seite, die neue Horror-TV-Serie "Bates Motel" basiert lose auf dem "Psycho"-Stoff. Um Weihnachten erschien eine "Masterpiece Collection" mit 14 von Hitchs Filmen auf Blu-ray, sein "Vertigo" aus dem Jahr 1958 löste gerade "Citizen Kane" als "Bester Film aller Zeiten" ab. Keine Frage, der Master of Suspense ist mehr denn je talk of the town. Auch für die Stars aus "Hitchcock", die wir nach ihrer Meinung über das umstrittene Genie gefragt haben.

ANTHONY HOPKINS

(spielt die Titelfigur) Ich glaube Hitchcock war im Grunde ein großer Romantiker. Unser Film erzählt auch eigentlich gar nicht von den Dreharbeiten zu "Psycho", sondern vom Wunsch eines Mannes, einen einzigartigen, ganz besonderen Film zu machen, der schließlich sogar seine Ehe rettet. Eigentlich geht es hier nur um Hitch und Alma, seine Frau. Wenn man sich sein Werk anschaut, ist es schon auffällig, wie sehr starke Frauen seine Filme dominieren, Grace Kelly in "Fenster zum Hof", Kim Novak" in "Vertigo", übrigens mein absoluter Lieblingsfilm. In "Psycho" ist es sogar eine starke tote Frau, die den gesamten Film beherrscht.

SCARLETT JOHANSSON

(spielt "Psycho"-Star Janet Leigh) Ich bin mit Hitchcock-Filmen groß geworden. Meine Mutter ist eine wahre Filmkoryphäe, und wir haben eine richtige Filmerziehung genossen. "Psycho" habe ich schon als Kind viele, viele Male gesehen und war jedesmal zu Tode erschrocken. Es hat gedauert, bis ich den Film überhaupt komplett durchstehen konnte. Je älter ich wurde, desto mehr habe ich entdeckt: die Komplexität der Story, die Psychologie dahinter, all die Nuancen. Trotzdem habe ich lange reflexhaft die Augen geschlossen, wenn der Stuhl umgedreht wurde.

Die tote Mutter habe ich wohl erst im Alter von 25 Jahren gesehen. Jemanden zu spielen, der solch eine Präsenz hatte wie Janet Leigh, war nicht einfach. Ich habe versucht, sie nicht zu imitieren, sondern ihre Essenz zu erfassen. Janet und Hitch verband diese Art platonischer Liebe, beide hatten denselben schrägen Humor, sie spielten anderen gerne Streiche. Es gab Bewunderung und Respekt, und zwar auf beiden Seiten.

HELEN MIRREN

(spielt Hitchcocks Ehefrau Alma Reville) "Psycho" durfte ich nicht sehen, als er damals herauskam, da war ich noch zu jung (Mirren war 15, als der Film in England im Kino lief). Aber ich erinnere mich, dass mein Vater ihn gesehen hatte und ihn uns genau beschrieb. Aber er gehört nicht zu meinen Favoriten, ich bin kein großer Horrorfan. Über Alma und ihre Bedeutung für Hitchcocks Werk wusste ich vorher überhaupt nichts, aber ich konnte aus meiner eigenen Erfahrung schöpfen, da ich ja selbst mit einem Regisseur verheiratet bin (Taylor Hackford, "Ray").

JESSICA BIEL

(spielt "Psycho"-Schauspielerin Vera Miles) Es mag bizarr klingen, aber ich genieße es tatsächlich, erschreckt zu werden. Ich habe auch immer schon Horrorfilme geliebt, zum Beispiel "Halloween". Das Adrenalin, die Beklemmung, das nervtötende Gefühl, durch eine Geschichte geführt zu werden, die mit deinem Verstand spielt - ich mag das, als Kinobesucher, aber auch als Künstlerin, die daran beteiligt ist, das Publikum an der Nase herumzuführen. Was heutzutage ja gar nicht mehr so einfach ist. Es war eine Herausforderung, Vera Miles zu spielen, über die man heute gar nicht mehr so viel weiß. Zum Glück haben ihren Enkel treffen und ihm eine Million Fragen über sie stellen zu können. Das hat sie mir nahe gebracht.

S.Orlin/V.Bleeck

Wer war Hitchcock?

■ Stilbildender englischer Filmregisseur, der zwischen 1925 und 1976 über 50 Kinofilme drehte, meist Thriller

■ "Master of Suspense": Hitchcock stand für innovatives, unterhaltsames Spannungskino mit Anspruch und makabrem Witz

■ In den 60ern entdeckte die Nouvelle Vague um François Truffaut den Regisseur als ihr Vorbild

■ Typisch Hitchcock: der "MacGuffin", ein geheimnisvolles Requisit (Koffer, Microchip etc.), das die Story vorantreibt, aber letztlich unwichtig ist

■ Gab seinen Namen für die beliebte Krimi(hörspiel)reihe "Die drei ???"

■ Drangsalierte seine meist blonden Stars wie Grace Kelly, Janet Leigh, Tippi Hedren mit psychologischen Spielchen