Mit "Je ne sais quoi" (zu deutsch: Ich weiß nicht, was) umschreibt man oft das gewisse Etwas, das Französinnen umgibt, zumal, wenn sie aus Paris stammen. Vanessa Chantal Paradis - so heißt sie tatsächlich - verkörpert dieses Etwas aus lässiger Eleganz und delikater Raffinesse auf besondere Weise: lange Locken, lange Beine, süße Zahnlücke. Eine Mädchenfrau, auch noch mit inzwischen 40 Jahren, cool und zugleich verspielt.

Für 14 Jahre ist sie an der Seite von Johnny Depp Teil eines Hollywood-Traumpaares - bis letzten Sommer. Eine Verbindung zweier Unangepasster, zwischen Film, Kunst, Mode und Musik, zwischen Hollywood und Paris, bei der man gar nicht recht wusste, wem von den beiden man eigentlich gratulieren soll. Die Rollenverteilung war jedenfalls längst nicht so klar, wie man vermuten könnte.
Denn Vanessa Paradis ist, zumindest in Frankreich, ein Star, als sie 1998 Depp kennenlernt. Nach ihrem europaweiten Ohrwurm "Joe le taxi" - da war sie 14 Jahre alt - hatte sie bereits drei Platten veröffentlicht und in fünf Filmen gespielt. Als junge Verführerin von Bruno Cremer ("Weiße Hochzeit") und Gérard Depardieu ("Élisa"), aber auch im herzzerreißenden Liebesdrama "Die Frau auf der Brücke" bezaubert sie das Publikum und
beeindruckt die Kritik.

Dann kommt Johnny und die große Liebe. Man lebt abwechselnd in Paris, Los Angeles und Südfrankreich. Die Kindfrau bekommt selbst Kinder, entdeckt die Gartenarbeit auf ihrem Anwesen in der Provence. 2008 macht Vanessa Paradis ihr privates Glück zu einem Song. "Divinidylle" schnellt an die Spitze der französischen Hitparade, gerade so als hätte die Grande Nation auf ein Lebenszeichen ihres Lieblings gewartet.

Universal

Vanessa Paradis auf dem Cover von "Divinidylle" (2008)

Das Albumcover zeigt ein Porträt von ihr, das Johnny Depp gemalt hat. Nur gelegentlich steht sie noch vor der Kamera, wie 2010 in der erfrischend verführerischen Filmkomödie "Der Auftragslover" von Pascal Chaumeil.

Heute muss der Garten erst einmal warten. Fast ein Jahr nach der Trennung von Hollywoods Ober-Piraten ist Vanessa Paradis zurück - als Sängerin, als Schauspielerin und als Model. Bereits im März präsentierte die Modekette H & M das Multitalent als Gesicht einer Kampagne, und einen Kinofilm hat sie inzwischen auch abgedreht.

"Fading Gigolo" - Kinostart im November - ist eine Komödie des US-Schauspielers und Regisseurs John Turturro ("Big Lebowski"), in der die Parisienne unter mausgrauer Perücke und hinter hochgeschlagenem Mantelkragen alles andere als französisches Flair versprüht. Ihre Partner sind dafür hochkarätig: Woody Allen, Sharon Stone und Turturro selbst.

Das Lolita-Image hat sie abgelegt, und so zerbrechlich sie oft auch wirkt, in Watte packen muss man die Frau, die bereits vor Johnny Depp immer schon die Coolsten auf und an ihrer Seite wusste, nicht. Als Teenager sang sie mit dem genialen wie brachialen Serge Gainsbourgh ("Je t'aime"), und mit dem US-Rocker Lenny Kravitz teilte sie nicht nur das Tonstudio.

Schon spekuliert der Boulevard, wie nah sie Benjamin Biolay ist. Mit Frankreichs bekanntestem Vertreter des Nouvelle Chanson stand sie kürzlich im Casino de Paris auf der Bühne, wo die beiden ein Stück aus dem neuen Paradis-Album vortrugen, das Biolay produzierte. Es erscheint Mitte Mai und heißt "Love Song".

An einem Lied ("New Year") war auch Exmann Depp beteiligt, ein Liebescomeback ist aber kein Thema. In der französischen "Elle" äußerste sie sich zum Beziehungs-Aus dahingehend, dass sie nichts davon halte, wenn man daran arbeiten müsse, ein Paar zu sein. "Man muss es wollen. Und ich bin momentan genau da, wo ich sein will."
Eh oui, bien sûr!

H. Schulze

>>> Vanessa Paradis im TV