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Confed Cup in Brasilien

Unter Beobachtung

Wembley-Tor
Das Wembley-Tor, das keins war, schrieb 1966 Fußballgeschichte. "GoalControl-4D" soll beim Confed Cup dafür sorgen, dass sich Geschichte nicht wiederholt Getty Images

Drin oder nicht drin? Beim Confederations Cup, der am 15. Juni mit dem Spiel zwischen Gastgeber Brasilien und Japan beginnt (20.45 Uhr, Sport1), liefern Highspeed-Kameras dem Schiedsrichter die Antwort. Eine Generalprobe für die WM 2014.

Eigentlich ist vor der Fußball-WM im nächsten Jahr in Brasilien alles wie immer: Der Weltverband FIFA droht mit Konsequenzen, weil es noch zu viele Baustellen gibt - und die Fans des Gastgebers machen sich Sorgen um die Qualität ihrer Mannschaft.

Unter Beobachtung steht das Land des fünffachen Weltmeisters beim Confed Cup (15. bis 30. Juni) in Rio de Janeiro, Belo Horizonte, Fortaleza, Recife, Salvador da Bahia und Brasilia aber noch aus einem anderen Grund: Im Rahmen der WM-Generalprobe können die Schiedsrichter die "Drin oder nicht drin"-Frage erstmals bei einem bedeutenden FIFA-Event mithilfe der Torlinien­technik beantworten.
Zum Einsatz kommt das bereits bei der Club-WM 2012 getestete System des deutschen Unternehmens GoalControl. Es basiert auf 14 Highspeed-Kameras, die - unter dem Stadiondach befestigt -auf beide Tore ausgerichtet sind und die Position des Balls bis auf fünf Millimeter genau räumlich erfassen. Sobald das Spielgerät die Torlinie komplett überquert hat, sendet "GoalControl-4D" in weniger als einer Sekunde ein verschlüsseltes Signal an die Empfängeruhr des Schiedsrichters und die seiner Assistenten.

Bereits seit Ende April ist ein 40-Mann-Team für GoalControl in Brasilien unterwegs, um das System in den sechs Confed-Cup-Stadien zu installieren. Der Aufwand ist gerechtfertigt: Sollte der neue technische Torrichter fehler­frei funktionieren, qualifiziert er sich auch für die WM-Endrunde 2014 - und GoalControl darf auf lukrative Angebote aus großen internationalen Profiligen hoffen: Die Ausrüstung eines einzigen Stadions mit der Technik soll rund 200 000 Euro kosten.

Technik bleibt umstritten

UEFA-Präsident Michel Platini wären die Kosten bei einer flächendeckenden Lösung mit Hunderten von Stadien allerdings zu hoch: "Das scheint mir ein bisschen viel, um Fehler zu verhindern, die alle 40 Jahre vorkommen."

Eine Anspielung auf das legendäre Wembley-Tor von 1966, die Befürworter wie Felix Magath gar nicht lustig finden: "Die Lotterie menschlicher Fehlbarkeit" müsse ein Ende haben, so der streitbare Meistertrainer.

Frank Steinberg