Hebden Bridge ist ein seltsamer Ort. In den Sechzigern war das Städtchen im nordenglischen Yorkshire Treffpunkt friedfertiger Hippies, eine aktuelle Studie bescheinigt den Einheimischen sogar, dass sie die freundlichsten Menschen Großbritanniens seien. Doch wenn die Polizisten von ihrem Einsatzort als dem "Happy Valley" - dem glücklichen Tal - sprechen, dann meinen sie das ironisch. Wegen der abnorm -hohen Selbstmordrate und den vielen Drogenabhängigen.
In den sechs Folgen der BBC-Serie "Happy Valley" hat Sergeant Catherine Cawood jeden Tag mit ihnen zu tun. Sie sammelt sie auf Spielplätzen auf, wo sie randalieren, hört ihr Gelächter, wenn sie mal wieder einem Dealer hinterherjagt. Sie begegnet ihnen sogar im eigenen Wohnzimmer: Schwester Clare hing früher mal an der Nadel. Die beiden kümmern sich um Ryan, Catherines achtjährigen Enkel.
In den sechs Folgen der BBC-Serie "Happy Valley" hat Sergeant Catherine Cawood jeden Tag mit ihnen zu tun. Sie sammelt sie auf Spielplätzen auf, wo sie randalieren, hört ihr Gelächter, wenn sie mal wieder einem Dealer hinterherjagt. Sie begegnet ihnen sogar im eigenen Wohnzimmer: Schwester Clare hing früher mal an der Nadel. Die beiden kümmern sich um Ryan, Catherines achtjährigen Enkel.
Ein paar Straßen weiter wird Buchhalter Kevin eine Gehaltserhöhung versagt, weswegen er einen miesen kleinen Entführungsplan ausheckt. Wie schnell und gründlich der aus dem Ruder läuft und schließlich zum blutigen Desaster wird, lässt uns Zuschauern den Atem stocken.
Starke Frau mit Schrammen
Dass die Grundkonstellation ein bisschen an "Fargo" von den Coen-Brüdern erinnert, hat man angesichts der großartigen Figuren schnell vergessen. Allen voran Polizistin Catherine, gespielt von Sarah Lancashire, der die Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Eine fähige, zähe Polizistin um die fünfzig, die den Selbstmord ihrer Tochter nicht verwinden kann und immer wieder knapp am Hörsturz entlangschrammt.
Sie ist nur eine der vielen starken Frauenrollen in "Happy Valley". Männer sind hier schwächer und böser, aber nicht weniger faszinierend: Catherines Gegenspieler Tommy Lee Royce (James Norton) ist ein Vergewaltiger, den man wegen seiner Bösartigkeit von ganzem Herzen hassen kann, den man wegen seiner Schönheit aber auch anstaunt. "Ich finde Frauen wohl interessanter", sagt Sally Wainwright, Schöpferin der Serie. "Ich finde auch ältere Leute interessanter als jüngere. Da ist mehr Story, -Ältere haben mehr gemacht und wissen auch mehr."
Die Drehbuchautorin, die in Großbritannien wegen Serien wie "Scott & Bailey" oder "Last Tango in Halifax" schon vor "Happy Valley" gefeiert wurde, erspart ihren Figuren nichts. Stellt sie vor gewaltige Probleme, lässt sie Prügel kassieren und schafft so in -jeder Folge Momente von schier unerträglicher Spannung. Was -einigen Zuschauern wohl tatsächlich zu hart war.
Vorwürfe: zu viel Gewalt
Vor allem nach Ausstrahlung der vierten Folge, dem Regiedebüt von Autorin Wainwright, ereiferten sich die Boulevardblätter, es werde unnötig viel Gewalt gezeigt, die Gruppe Mediawatch-UK sprach gar von Verrohung. (Spoiler: Catherine wird in der Episode von Tommy Lee Royce zusammengetreten und bricht blutüberströmt auf der Straße zusammen.)
Unnötige Gewalt? Diesen Vorwurf kann Sally Wainwright, die sich selbst als Feministin versteht, nicht akzeptieren. "Ich bin nie -eine Autorin gewesen, die gern ihr Publikum schockiert, aber manchmal sind solche Momente absolut notwendig. Ich wollte die vierte Folge eigentlich noch sehr viel brutaler haben, als sie jetzt ist. Die Aufregung darum finde ich -lächerlich." Serien wie "Game of Thrones" würden in ihrer Gewaltdarstellung sehr viel weiter gehen.
Trotzdem war die Resonanz überwältigend positiv. "Happy Valley" gewann den BAFTA Award, der etwa dem Deutschen Filmpreis entspricht. Die Kritiker der traditionsreichen Programmzeitschrift "Radiotimes" kürten "Happy Valley" zur besten TV-Sendung 2014, besser als "Sherlock", besser als "Line of Duty", sogar besser als "True Detective", für viele Serienfans das derzeitige Maß der Dinge.
Und glücklicherweise müssen wir uns noch nicht wieder von Catherine Cawood und dem merkwürdigen Hebden Bridge trennen. Die zweite Staffel ist in Arbeit, die Dreharbeiten sollen noch dieses Jahr beginnen. "Es wird große -Unterschiede zur ersten Staffel geben", verrät Wainwright. "Aber Tommy Lee Royce wird auf jeden Fall zurückkehren."
Frank I. Aures
Happy Valley
MI 16.9. WDR 22.50 Uhr
Starke Frau mit Schrammen
Dass die Grundkonstellation ein bisschen an "Fargo" von den Coen-Brüdern erinnert, hat man angesichts der großartigen Figuren schnell vergessen. Allen voran Polizistin Catherine, gespielt von Sarah Lancashire, der die Rolle auf den Leib geschrieben wurde. Eine fähige, zähe Polizistin um die fünfzig, die den Selbstmord ihrer Tochter nicht verwinden kann und immer wieder knapp am Hörsturz entlangschrammt.
Sie ist nur eine der vielen starken Frauenrollen in "Happy Valley". Männer sind hier schwächer und böser, aber nicht weniger faszinierend: Catherines Gegenspieler Tommy Lee Royce (James Norton) ist ein Vergewaltiger, den man wegen seiner Bösartigkeit von ganzem Herzen hassen kann, den man wegen seiner Schönheit aber auch anstaunt. "Ich finde Frauen wohl interessanter", sagt Sally Wainwright, Schöpferin der Serie. "Ich finde auch ältere Leute interessanter als jüngere. Da ist mehr Story, -Ältere haben mehr gemacht und wissen auch mehr."
Die Drehbuchautorin, die in Großbritannien wegen Serien wie "Scott & Bailey" oder "Last Tango in Halifax" schon vor "Happy Valley" gefeiert wurde, erspart ihren Figuren nichts. Stellt sie vor gewaltige Probleme, lässt sie Prügel kassieren und schafft so in -jeder Folge Momente von schier unerträglicher Spannung. Was -einigen Zuschauern wohl tatsächlich zu hart war.
Vorwürfe: zu viel Gewalt
Vor allem nach Ausstrahlung der vierten Folge, dem Regiedebüt von Autorin Wainwright, ereiferten sich die Boulevardblätter, es werde unnötig viel Gewalt gezeigt, die Gruppe Mediawatch-UK sprach gar von Verrohung. (Spoiler: Catherine wird in der Episode von Tommy Lee Royce zusammengetreten und bricht blutüberströmt auf der Straße zusammen.)
Unnötige Gewalt? Diesen Vorwurf kann Sally Wainwright, die sich selbst als Feministin versteht, nicht akzeptieren. "Ich bin nie -eine Autorin gewesen, die gern ihr Publikum schockiert, aber manchmal sind solche Momente absolut notwendig. Ich wollte die vierte Folge eigentlich noch sehr viel brutaler haben, als sie jetzt ist. Die Aufregung darum finde ich -lächerlich." Serien wie "Game of Thrones" würden in ihrer Gewaltdarstellung sehr viel weiter gehen.
Trotzdem war die Resonanz überwältigend positiv. "Happy Valley" gewann den BAFTA Award, der etwa dem Deutschen Filmpreis entspricht. Die Kritiker der traditionsreichen Programmzeitschrift "Radiotimes" kürten "Happy Valley" zur besten TV-Sendung 2014, besser als "Sherlock", besser als "Line of Duty", sogar besser als "True Detective", für viele Serienfans das derzeitige Maß der Dinge.
Und glücklicherweise müssen wir uns noch nicht wieder von Catherine Cawood und dem merkwürdigen Hebden Bridge trennen. Die zweite Staffel ist in Arbeit, die Dreharbeiten sollen noch dieses Jahr beginnen. "Es wird große -Unterschiede zur ersten Staffel geben", verrät Wainwright. "Aber Tommy Lee Royce wird auf jeden Fall zurückkehren."
Frank I. Aures
Happy Valley
MI 16.9. WDR 22.50 Uhr
Neue Brit-Krimis
Sie mögen Ihre Verbrechen gern britisch? Diese Serien könnten was für Sie sein:
■ Sherlock Drei neue Folgen werden Anfang 2016 gedreht, in Großbritannien läuft außerdem ein Weihnachts-Special; wann das ins Erste kommt, wird derzeit noch verhandelt.
■ Arthur and George Die dreiteilige Miniserie nach dem Buch von Julian Barnes handelt von Sherlock-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle; lief im März erfolgreich in Großbritannien und ist auf DVD erhältlich.
■ Partners in Crime Ein Ganovenpärchen gerät in den 50er-Jahren in einen Spionagefall; Serie mit sechs Folgen, basierend auf zwei Agatha-Christie-Romanen, erhältlich auf DVD.
■ Safe House Vierteilige BBC-Miniserie über eine Familie, die im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in einem Haus am See unterkommt. Das soll "safe" sein, ist es aber natürlich nicht... Auf DVD (engl.).
■ The Fall Im nordirischen
Belfast ist ein Serienmörder hinter jungen Frauen her. Detective Gibson (Gillian Anderson) will das unterbinden. Zwei Staffeln wurden ausgestrahlt und sind auf DVD (engl.) erhältlich, eine dritte ist in Vorbereitung.
■ Inspector Mathias Auch in Wales wird weiter gemordet. Staffel zwei läuft im Herbst auf dem britischen Sender SC4, eine ARD-Ausstrahlung ist noch ohne Termin.
■ Peaky Blinders Die zweite Staffel der 20er-Jahre-Gangstersaga mit Cillian Murphy wird im kommenden Jahr auf Arte laufen; eine dritte Staffel wurde bereits in Auftrag gegeben.
■ Sherlock Drei neue Folgen werden Anfang 2016 gedreht, in Großbritannien läuft außerdem ein Weihnachts-Special; wann das ins Erste kommt, wird derzeit noch verhandelt.
■ Arthur and George Die dreiteilige Miniserie nach dem Buch von Julian Barnes handelt von Sherlock-Erfinder Sir Arthur Conan Doyle; lief im März erfolgreich in Großbritannien und ist auf DVD erhältlich.
■ Partners in Crime Ein Ganovenpärchen gerät in den 50er-Jahren in einen Spionagefall; Serie mit sechs Folgen, basierend auf zwei Agatha-Christie-Romanen, erhältlich auf DVD.
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