Colin, mein Nachbar hier in Washington, hat ein besonderes Talent. Seine Grillkünste sind Legende. Als wir neulich mal wieder beim Barbecue im Hinterhof zusammensaßen, kam das Gespräch auf den 11. September. Gott - wie die Zeit vergeht, lamentierte die Runde, und doch sind die Anschläge von New York, Washington und Shanksville bei Colin und allen anderen Amerikanern abrufbar, so als sei es gestern gewesen.
Die Bilder der New Yorker Twin Towers, die in Zeitlupe zusammensacken, die lodernden Flammen im Pentagon und die Absturzstelle von Flug United 93 - jene unwirklichen Bilder haben sich auch in sein Gedächtnis gebrannt. So wie jeder Deutsche weiß, was er/sie in der Nacht machte, als die Mauer fiel - so schießt es jedem Amerikaner sofort in den Sinn, wie er den 11. September erlebte.
Colin war verantwortlicher Redakteur der "Defense News". Von seinem Büro im Herzen Washingtons war er schnell auf der anderen Seite des Potomac, um seine Kontakte im Verteidigungsministerium zu pflegen. Er hatte an diesem Morgen wie so viele fassungslos auf den Fernseher gestarrt, als er die wuchtige Explosion spürte. American Airlines Flug 77 hatte sich in den Westflügel des Pentagons gegraben. Und Colin hatte kurz zuvor eine junge Reporterin ins Verteidigungsministerium geschickt. Sie sollte Reaktionen einholen zu dem Anschlag in New York.
Hatte er sie in den Tod geschickt? Auch heute, zehn Jahre später, steigen ihm die Tränen in die Augen. Wie erleichtert er war, als er inmitten der Tragödie seinen Moment des Glücks spürte - die Reporterin hatte das Pentagon nicht erreicht. Sie lebte.
Die Anschläge trafen Amerika, die Supermacht, die sich für unbesiegbar hielt, tief ins Mark.
US-Soldaten kämpften und starben in Hitler-Deutschland, in Vietnam, auf der Arabischen Halbinsel - Kriege fern der Heimat. Auf eigenem Boden durfte sich das amerikanische Volk aber sicher fühlen und frei.
Diese Unbeschwertheit hat der 11. September 2001 hinweggefegt. Sie mag nicht wiederkommen. 9/11 hat Amerika verändert. Das Land diskutiert, ob zum besseren. Viele unken, in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten markiere der 11. September den Beginn des Niedergangs einer Nation, die sich zweifelnd selbstvergewissert, dass sie immer noch die größte in der Welt ist.
Infolge der Anschläge verschleißt sich das Land in zwei Kriegen. Im Kampf gegen den Terror, der so schwer zu gewinnen ist. Der Blutzoll im Irak und in Afghanistan ist gewaltig. Tausende Tote, Verletzte, Verstümmelte an Leib und Seele beklagt das Land von Nord nach Süd, von Ost nach West. Amerika ist kriegsmüde. Und knapp bei Kasse. "Brücken in Kansas statt in Kandahar", fordern die Bürgermeister - die Amerikaner wollen diese Kriege nicht mehr, sie wollen Wohlstand und Jobs zu Hause.
9/11 bleibt - in den Albträumen der Amerikaner, den Bodyscannern am Flughafen, in Guantanamo, das auch Obama nicht schließen kann. Es heißt, Amerika habe den Optimismus, an seinen Prüfungen zu wachsen - der Beweis steht noch aus.
Hanni Hüsch
Die Bilder der New Yorker Twin Towers, die in Zeitlupe zusammensacken, die lodernden Flammen im Pentagon und die Absturzstelle von Flug United 93 - jene unwirklichen Bilder haben sich auch in sein Gedächtnis gebrannt. So wie jeder Deutsche weiß, was er/sie in der Nacht machte, als die Mauer fiel - so schießt es jedem Amerikaner sofort in den Sinn, wie er den 11. September erlebte.
Colin war verantwortlicher Redakteur der "Defense News". Von seinem Büro im Herzen Washingtons war er schnell auf der anderen Seite des Potomac, um seine Kontakte im Verteidigungsministerium zu pflegen. Er hatte an diesem Morgen wie so viele fassungslos auf den Fernseher gestarrt, als er die wuchtige Explosion spürte. American Airlines Flug 77 hatte sich in den Westflügel des Pentagons gegraben. Und Colin hatte kurz zuvor eine junge Reporterin ins Verteidigungsministerium geschickt. Sie sollte Reaktionen einholen zu dem Anschlag in New York.
Hatte er sie in den Tod geschickt? Auch heute, zehn Jahre später, steigen ihm die Tränen in die Augen. Wie erleichtert er war, als er inmitten der Tragödie seinen Moment des Glücks spürte - die Reporterin hatte das Pentagon nicht erreicht. Sie lebte.
Die Anschläge trafen Amerika, die Supermacht, die sich für unbesiegbar hielt, tief ins Mark.
US-Soldaten kämpften und starben in Hitler-Deutschland, in Vietnam, auf der Arabischen Halbinsel - Kriege fern der Heimat. Auf eigenem Boden durfte sich das amerikanische Volk aber sicher fühlen und frei.
Diese Unbeschwertheit hat der 11. September 2001 hinweggefegt. Sie mag nicht wiederkommen. 9/11 hat Amerika verändert. Das Land diskutiert, ob zum besseren. Viele unken, in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten markiere der 11. September den Beginn des Niedergangs einer Nation, die sich zweifelnd selbstvergewissert, dass sie immer noch die größte in der Welt ist.
Infolge der Anschläge verschleißt sich das Land in zwei Kriegen. Im Kampf gegen den Terror, der so schwer zu gewinnen ist. Der Blutzoll im Irak und in Afghanistan ist gewaltig. Tausende Tote, Verletzte, Verstümmelte an Leib und Seele beklagt das Land von Nord nach Süd, von Ost nach West. Amerika ist kriegsmüde. Und knapp bei Kasse. "Brücken in Kansas statt in Kandahar", fordern die Bürgermeister - die Amerikaner wollen diese Kriege nicht mehr, sie wollen Wohlstand und Jobs zu Hause.
9/11 bleibt - in den Albträumen der Amerikaner, den Bodyscannern am Flughafen, in Guantanamo, das auch Obama nicht schließen kann. Es heißt, Amerika habe den Optimismus, an seinen Prüfungen zu wachsen - der Beweis steht noch aus.
Hanni Hüsch
Sendungen zum Jahrestag der Anschläge
■ 10.9. vox ab 12.00 Uhr
Thementag; in elf Dokus wird der Ablauf der Katastrophe erzählt
■ 10.9. PHOENIX 21.45 Uhr
Das Drama von New York erklärt die Hintergründe des Anschlags
■ 10.9. N24 22.15 Uhr
9/11 CSI - Ermittlungen am Ground Zero: der Tathergang
■ 11.9. ARD 14.35 Uhr
11. September - Zehn Jahre danach; die Einweihung des Mahnmals am Ground Zero; mit Liveberichten u. a. von Hanni Hüsch
■ 11.9. ZDF 18.00 Uhr
ZDF spezial: Zusammenfassung des Festakts am ehemaligen Standort des World Trade Center, Claus Kleber berichtet
■ 10.9. vox ab 12.00 Uhr
Thementag; in elf Dokus wird der Ablauf der Katastrophe erzählt
■ 10.9. PHOENIX 21.45 Uhr
Das Drama von New York erklärt die Hintergründe des Anschlags
■ 10.9. N24 22.15 Uhr
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■ 11.9. ARD 14.35 Uhr
11. September - Zehn Jahre danach; die Einweihung des Mahnmals am Ground Zero; mit Liveberichten u. a. von Hanni Hüsch
■ 11.9. ZDF 18.00 Uhr
ZDF spezial: Zusammenfassung des Festakts am ehemaligen Standort des World Trade Center, Claus Kleber berichtet