Kannten Sie die Buchvorlage von Elizabeth Gilbert vorher?

JULIA ROBERTS Ja. Ich habe das Buch gelesen, als es gerade herausgekommen und noch kein solches Phänomen war. Ich bin sehr froh, dass ich es damals gelesen habe, weil ich es unbeschwert genießen konnte. Danach wurde es zu diesem gewaltigen Bestseller weltweit, eine echte Sensation.

Haben Sie damals schon daran gedacht, dass Sie einmal Liz spielen könnten?

JULIA ROBERTS Ich liebe Bücher, für mich sind sie echte Kostbarkeiten. Aber egal wie sehr ich ein Buch liebe, ich denke nie in Kategorien wie Verfilmbarkeit, wenn ich etwas lese. Mir war nur völlig klar, dass allein die Dimension dieser Geschichte eine ganze Menge Arbeit bedeuten würde, wenn man es verfilmen will.

Jeder versucht ständig, mehr über sich selbst herauszufinden. Wie sieht das bei Ihnen aus?

JULIA ROBERTS Ich denke, es gibt generell zwei parallele Entwicklungen: Die eine ist zu entdecken, was die wirkliche Essenz deiner Selbst ist, deinen moralischen Kompass zu finden. Das bedeutet auch, dass man die Person finden muss, die man einmal sein möchte. Das andere ist der Weg, der dort hinführt. Man darf nie aufhören, mehr über sich selbst herauszufinden. Erst wenn wir irgendwann stillstehen, ist alles vorbei.

Verleih

"Eat, Pray, Love": Liz (Julia Roberts, l.) auf der Suche nach sich selbst, hier in Rom

Haben Sie sich auch mal wie Liz allein auf den Weg gemacht?

JULIA ROBERTS Früher bin ich jedes Jahr allein in Urlaub gefahren, um mich wieder "auf null" zu stellen. Aber heute gibt es gar kein "allein" mehr für mich, mit meinem Mann und den Kindern. Aber man muss auch nicht verreisen. Ich habe beispielsweise ein kleines Zimmer in unserem Haus, da ist all mein Kram drin, meine Nähmaschine, mein Strickzeug. Das ist mein kleiner Ruheort. Ich kann da nicht oft sein, aber es gibt ihn.

Kommen wir zu den wirklich wichtigen Fragen: Wie war das Essen in Italien?

JULIA ROBERTS Man bekommt einfach kein schlechtes Essen in Rom, nirgendwo. Ich war jetzt zum dritten Mal zum Arbeiten da, und diese Stadt heißt einen wirklich willkommen. Für die Szenen im Film hab ich jede Mahlzeit wohl 12- bis 15-mal wiederholen müssen. Ich habe einfach nur gegessen: Pizza, Pasta, was immer sie mir hingestellt haben.

Wie war es, sich mit Javier Bardem zu kabbeln, ihn zu küssen?

JULIA ROBERTS Ich hatte ein bisschen Angst vor ihm. Ich sollte diese süßen, zarten Szenen mit ihm spielen und hatte dabei ständig den Killer vor Augen, den er in "No Country for Old Men" spielt. Niemand möchte diesen Typen küssen! (lacht) Ich hatte also meine Bedenken, aber wenn er mal da ist, dann ist er so süß und auch unglaublich komisch, dass man das gleich vergisst.

Im Film wie im Buch ist Liz auf der Suche nach einem Wort, das sie definiert. Was wäre Ihres?

JULIA ROBERTS Ich würde sagen: Loyalität. Das ist mein Wort.

Interview: Scott Orlin