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DiCaprio und Regisseur Nolan im Gespräch

Inception: Ein Traum von einem Film

Inception: Ein Traum von einem Film
Steigt in Träume ein: Leonardo DiCaprio in "Inception" Verleih

Nachts kommt der Gedankendieb: Leonardo DiCaprio im faszinierenden Cyberthriller "Inception" (ab 29.7. im Kino) von "The Dark Knight"-Regisseur Christopher Nolan - ein Doppelinterview:

Die Arbeitsweise von "Inception"-Regisseur Christopher Nolan vergleicht Leonardo DiCaprio mit der von Regielegende Martin Scorsese. DiCaprio muss es wissen, schließlich hat er mit Scorsese bereits vier Filme gedreht,
zuletzt "Shutter Island".
In diesem geht es wie auch in "Inception" um die fließende Grenze zwischen Illusion und Realität.
Ein Gespräch mit dem Regisseur und seinem Star über Traumdeutungen und Traumpaarungen.

Chris, dieser Film basiert auf einer von Ihnen entwickelten Idee. Wie hat das alles angefangen?

CHRISTOPHER NOLAN Träume haben mich schon immer interessiert, daher war es nur logisch, dieses Interesse mit meiner Arbeit an Filmen zu kombinieren. Es gibt erstaunliche Parallelen zwischen der Art, wie wir einen Film im Kino sehen und wie wir nachts träumen und dabei andere Ebenen von Realität erleben.

Was hat Sie so fasziniert?

CHRISTOPHER NOLAN Dass unser Bewusstsein all das erschafft, ohne uns zu fragen: die Welt des Traums, die Umgebung, wen man trifft, mit wem man spricht, sogar was man sagt. In gewisser Weise ist ein Traum ein Dialog mit sich selbst.
Foto: Verleih, Hat eigentlich immer den richtigen Durchblick: "Inception"-Regisseur Christopher Nolan
Was haben Sie zur Vorbereitung gemacht? Haben Sie viel gelesen und recherchiert, zum Thema Traumdeutung beispielsweise?

CHRISTOPHER NOLAN Um ehrlich zu sein, ich recherchiere nicht viel, wenn ich schreibe. Ich versuche vielmehr, aus meiner eigenen Erfahrung heraus zu schreiben. Also habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich träume und was es für mich bedeuten könnte. Natürlich spreche ich irgendwann auch mit Experten. Aber der Schlüssel zu Träumen ist nun mal, dass sie sehr subjektiv sind.

LEONARDO DICAPRIO Ich habe tatsächlich versucht, mich auf den Film vorzubereiten, indem ich Traumanalysen gelesen habe. Was mir dabei klar wurde, ist, dass etwas Kathartisches in unserem Gehirn passieren muss, während wir schlafen. Etwas, das man vielleicht noch nicht ganz durchdacht hatte oder sogar verstecken will. Wenn mitten in der Nacht unsere Neuronen glühen, tauchen ganz offensichtlich einige Sachen wieder auf, die wir eigentlich begraben wollten.

Würden Sie gerne mal in die Träume von jemand anderem eindringen, seine Ideen sehen?

LEONARDO DICAPRIO ...und sie dann stehlen? Nein, ich persönlich würde das nicht tun. Ich halte das für sehr zudringlich und höchstwahrscheinlich auch illegal, wenn es in der realen Welt passieren würde. Man könnte es vielleicht mit dem Eindringen der Regierung in unsere persönlichen Lebensbereiche vergleichen, aber ich weiß nicht, ob man so weit gehen sollte...

CHRISTOPHER NOLAN Ich hätte es jedenfalls gar nicht gern, wenn mir jemand den Plot dieses Films gestohlen hätte!
Foto: Verleih, "Inception" spielt mit der Grenze zwischen Realität und Fiktion in Träumen
Ist "Inception" eigentlich ein Science-Fiction-Film?

CHRISTOPHER NOLAN Nur insofern, als die Zuschauer einen gewissen technologischen Fortschritt akzeptieren müssen, dass nämlich diese Technologie existiert, zu der Leo im Film Zugang hat. Und diese Technologie erlaubt es, Träume zu teilen. Ansonsten ist "Inception" eigentlich ein klassisches "heist movie", also die Geschichte eines sehr raffinierten Raubzugs.

LEONARDO DICAPRIO Chris und ich waren uns einig, dass wir diesen Film so realistisch und konkret wie möglich gestalten wollten, sogar wenn wir uns gerade auf der fünften oder sechsten Ebene des Unterbewusstseins eines Traumes befanden.

Vor "Inception" hatten Sie "Shutter Island" gedreht, Ihren vierten Film mit Martin Scorsese. Wie unterscheidet sich die Arbeitsweise dieser Regisseure?

LEONARDO DICAPRIO Es gibt sehr viel Ähnlichkeit, auch Chris ist eher ein altmodischer Regisseur. Wir haben in beiden Fällen viel mit den Charakteren gearbeitet, denn das ist mein Job als Schauspieler. Und ich habe schon immer versucht, mit Leuten zu arbeiten, die wissen, was sie tun, damit ich mich auf meinen Job konzentrieren kann. Das ist bei beiden der Fall. Darauf muss man sich verlassen können - und im Endeffekt geht es nur um Vertrauen.

Chris, da dieser Film auf Ihrer eigenen Idee basiert: Kann man sagen, dass dies Ihre Art ist, sich von den "Batman"-Filmen zu emanzipieren, die ja Auftrags-arbeiten waren?

CHRISTOPHER NOLAN Nein, so denke ich nicht über meine Projekte. Ich sehe es eher so: Für mich ist jeder Film der letzte, den ich je machen werde.

Inwiefern der letzte?

CHRISTOPHER NOLAN Na ja, eines Tages wird das wohl stimmen. Ich finde, es ist die gesündeste Art, damit umzugehen, weil man einfach alles in den Film steckt, den man gerade macht. Man hebt nichts für den nächsten auf. Der nächste Film kann schon auf sich selbst aufpassen.

Interview: Scott Orlin