.

Angriff auf das Weiße Haus

Antoine Fuqua im Interview

Olympus has Fallen
Regisseur Antoine Fuqua inszeniert in "Olympus Has Fallen" ein Terrorszenario im Weißen Haus Screenshot
"Olympus Has Fallen" ist extrem patriotisch, das könnte im Rest der Welt unangenehm aufstoßen ...

ANTOINE FUQUA
Ja, darüber habe ich natürlich nachgedacht. Aber der Film soll in erster Linie große Unterhaltung bieten. Ich wollte die Geschichte eines klassischen Helden erzählen. Ich finde nicht, dass der Film im patriotischen Sinne arrogant ist. "Olympus Has Fallen" ist nicht der typische Film, in dem wir Amerikaner jede Szene gewinnen und immer mit unsere Flagge wedeln. Ganz im Gegenteil. Wir werden ordentlich gedemütigt.

Könnten die dramatischen Angriffsszenen in Ihrem Film einige Terroristen nicht sogar inspirieren?

ANTOINE FUQUA
Auf keinen Fall. Ich habe viel Zeit mit dem ehemaligen Leuten vom Geheimdienst verbracht und glauben Sie mir, wir sind in guten Händen. Deren Job ist, genau solche Angriffe zu verhindern. Was in unserem Film passiert, wäre relativ realistisch, wenn der Geheimdienst nicht schon längst für diese Fälle Abwehrstrategien entwickelt hätte.

Das heißt, das "Weiße Haus" ist in der Realität wesentlich besser geschützt als in Ihrem Film?

ANTOINE FUQUA
Ja, auf jeden Fall, 100 Prozent! Unser Film ist ein nur ein Film! Wir haben uns von ehemaligen Geheimdienstlern bestätigen lassen, was passieren könnte, wenn es das und das nicht geben würde. So realistisch wie möglich, aber all diese Schutzmaßnahmen sind eben schon existent.
Hat das Weiße Haus in irgendeiner Weise mit Ihnen kooperiert?

ANTOINE FUQUA
Nein, ganz und gar nicht. Alle Berater mit denen wir gearbeitet haben, sind mittlerweile nicht mehr im Dienst. Es wäre total unmöglich für amtierende Mitarbeiter des Geheimdienstes an einem Hollywood-Film zu arbeiten.

Haben Sie denn versucht wenigstens eine Drehgenehmigung vorm Weißen Haus zu bekommen?

ANTOINE FUQUA
Ja, aber wie Sie sich vorstellen können, ist das Gespräch nicht sehr erfolgreich verlaufen. Ich ziehe es vor, das Set so realistisch wie möglich zu gestalten. Deshalb haben wir viele Teile vom Weißen Haus nachgebaut, so wie unsere eigene Version der Pennsylvania Avenue. Was man da so an Explosionen und so weiter sieht, ist alles real. Natürlich mussten wir auch einige Szenen mit CGI drehen.

Waren Sie schon mal im Weißen Haus?

ANTOINE FUQUA
Ja, aber das ist schon Jahre her. Lange bevor ich den Film gedreht habe. Als ich "Shooter" gefilmt habe, habe ich sehr viel Zeit in DC verbracht und Locations recherchiert und studiert.

Hatten Sie je Bedenken, dass es nach 9/11 emotional eventuell zu früh für so einen dramatischen Action-Film sein könnte?

ANTOINE FUQUA
Nein. 9/11 ist offensichtlich eine unglaublich Tragödie, die leider immer Teil unsere Geschichte sein wird. Aber wie gesagt, der Film soll in erster Linie unterhalten. Natürlich erscheint der Film gerade wegen 9/11 umso realistischer, weil wir mittlerweile wissen, dass solche dramatischen Katastrophen tatsächlich möglich sind. Das kreiert ein umso realistischeres Angstgefühl.
Einige Szenen sind ziemlich brutal, wieviel Gewalt auf der Leinwand halten Sie für angebracht?

ANTOINE FUQUA
Eine gute Frage. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo man die Grenzen ziehen muss. Es gibt eine Grenze, aber in dem Film geht es um Terrorismus und um Menschen, die erniedrigt werden. Seinen Willen erreicht man als Terrorist nur mit Gewalt, deshalb musste ich diese auch zeigen. Nicht wegen des Effekts. Ohne Gewalt kann man diese Geschichte einfach nicht erzählen. Ich auf jeden Fall nicht. Man kann Gewalt nicht beschönigen. Sie zu zeigen halte ich nicht per se für schlecht sondern manchmal einfach notwendig. Auch wenn sie nur der Unterhaltung dient. Sonst erzielt man einfach nicht die gleiche emotionale Wirkung. Man sollte keine Angst davor haben, Gewalt so zu zeigen wie sie ist.

Und die Nord-Koreaner als Bösewichte? Wie wir wissen, sind sie sehr sensibel....

ANTOINE FUQUA
Ja, das stimmt. Falls sie den Film je zu sehen bekommen, werden sie feststellen, dass es um extremistische Terroristen geht und nicht die nordkoreanische Regierung. Wir haben ja selbst hier in Amerika Extremisten. Der Hauptanführer der Terroristen hat ganz persönliche Gründe, warum er die Vereinigten Staaten angreift, keine politischen. Er könnte aus jedem Land sein. Wir haben uns für Nordkorea entschieden, weil wir so wenig über dieses Land wissen. Das alleine ist bedrohlich. Und die nuklearen Tests machen natürlich die ganze Welt nervös. Nordkorea ist wie ein dunkler Fleck auf der Landkarte.
Der Film schürt definitiv die Angst vor Nordkorea....

ANTOINE FUQUA
Hollywood hat das immer schon getan. Früher waren es die Russen, dann die Chinesen, dann jeder mit Bart aus dem Mittleren Osten. Es wird immer einen Bösewicht geben. Leider gehört Angst in unserer Welt zum Leben. Das ist das Grundkonzept des Terrorismus. Wenn man also einen Film über Terrorismus dreht, gehört Angst einfach dazu. Sonst hat man sein Ziel verfehlt. Aber ich hoffe auch, dass ich dem Zuschauer am Ende auch ein Gefühl von Hoffnung mitgebe. Hoffnung, dass man am Ende doch alles irgendwie überstehen kann.

Persönliche Rache - ist das wirklich ein realistisches Tatmotiv, um das Weiße Haus und Amerika in die Luft zu jagen?

ANTOINE FUQUA
Oh ja, Tatmotive sind immer persönlich. Es gibt keine unpersönliche Rache. Rache ist ein Gefühl. Eine Aggression, die man mit sich rumträgt, die immer persönlich ist. Schauen Sie sich Ben Laden oder jeden anderen Terrorist an, am Ende geht es immer um einen persönlichen Rachefeldzug. Welcher Terrorist kann von sich behaupten, dass es nur um die Ideologie geht und nicht um persönliche Gefühle? Man bringt nicht unschuldige Menschen um, wenn es nichts Persönliches ist. Man kann behaupten es geht um ein Vereinigtes Korea, aber ist das wirklich der wahre Beweggrund? Was findet man, wenn so jemand gefangen genommen wird? Gold, Geld, Pornomagazine. Das hat alles nichts mit Ideologien zu tun.

Interviews: Nadine Sieger