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Interview mit Mike Myers & Shep Gordon

"Ich hatte keinerlei Bedürfnis, berühmt zu werden"

Supermensch – Wer ist Shep Gordon?
"Supermensch": Shep Gordon (mit Sonnenbrille) und Alice Cooper im Flieger Rapid Eye Movies

"Austin Powers"-Mastermind Mike Myers hat seinen ersten Dokumentarfilm gedreht: "Supermensch - Wer ist Shep Gordon?" (ab 18.9.2014), in dem Stars von Michael Douglas bis Stallone Auskunft über Managerguru Shep Gordon geben. Doppelinterview mit Myers und Gordon:

1991 hatte der 28-jährige Mike Myers mit "Wayne's World" seinen Durchbruch. Damals freundete er sich beim Dreh mit Shep Gordon an, Manager von Gaststar und Heavy-Metal-Legende Alice Coo­per. Jetzt hat Myers einen ganzen Film über Gordon gedreht: "Supermensch - Wer ist Shep Gordon?", in dem Stars von Michael Douglas bis Stallone Auskunft geben. Sehr erhellend. Oder wie Wayne sagen würde: "Excellent!" Wir sprachen mit Regisseur und dem Objekt seiner dokumentarischen Beobachtung:

TV SPIELFILM Mr. Myers, mussten Sie Shep Gordon überreden, als Protagonist vor Ihre Kamera zu treten?

MIKE MEYERS
: Ja, jahrelang! Eigentlich schon seit wir uns vor über 20 Jahren kennen gelernt haben. Aber er wollte einfach nicht. Er dachte, ich sei verrückt. Ich habe ihn jedes Mal, wenn wir uns gesehen haben, wieder drauf angesprochen und ihn ständig angerufen.

Mr. Gordon, wie hat Mike Sie letztendlich überzeugt?

SHEP GORDON
: Er war unglaublich hartnäckig und mir war es immer extrem wichtig im Hintergrund zu bleiben. Ich wollte, dass niemand weiß, dass ich überhaupt existiere. Ich hatte keinerlei Bedürfnis berühmt zu werden, weil ich genau weiß wie gefährlich das sein kann. Deshalb habe ich immer Nein gesagt. Und dann hatte ich irgendwann den albernen Wunsch, auf Promi Golf-Turniere eingeladen zu werden und dachte, der Film könnte mir vielleicht dabei helfen (lacht).
Hat es geklappt?

SHEP GORDON
: Ja, ich habe Mike gerade erzählt, dass ich in den letzten Wochen schon auf zwei Turniere eingeladen wurde (lacht). Ich muss zugeben, ich hätte nie damit gerechnet, dass Mike mit mir als Protagonist eine Geschichte erzählen kann, die so viel größer ist als ich. Ich war auch total überrascht, dass der Film so einen großen Eindruck bei den Menschen hinterlässt.

Sie haben es also nicht bereut?

SHEP GORDON
: Ich glaube immer an "Win Win"-Situationen. Mike wollte den Film machen, ich auf die Golf-Turniere. Das war für mich ein guter Deal. Vorher hatte ich einfach Angst davor. Und jetzt bin ich total glücklich, dass ich den Film gemacht habe. Es war auch der perfekte Moment in meinem Leben. Den Film zu sehen hat mir irgendwie das Gefühl gegeben, dass sich alles gelohnt hat.

Sie wirken extrem offen, aber gab es auch Episoden Ihres Lebens über die Sie nicht sprechen wollten?

SHEP GORDON
: Nein. Für mich war mein Job, nicht vorher über die Antworten nachzudenken. Ich habe einfach immer das ausgesprochen, was mir bei jeder Frage als erstes durch den Kopf ging. Ich wollte mich nicht filtern.

MIKE MYERS: Sie können sich vorstellen, wie überrascht ich darüber war.

SHEP GORDON: Du kannst mir glauben, ich war oft nicht weniger überrascht über meine eigenen Antworten (lacht). Aber das war meine Aufgabe. Ich wollte echt und authentisch sein und Mike die Möglichkeit geben, so seine Geschichte zu erzählen. Ich bin in der Doku eigentlich nur der sprechende Stuhl, Mike ist verantwortlich für das Ergebnis. Ich habe mein ganzes Leben selbst damit verbracht zu versuchen, dass meine Künstler so authentisch und echt wie möglich bleiben.
Mr. Myers, Sie haben das erste Mal Regie geführt, war das eine große Herausforderung?

MIKE MYERS
: Wenn man wie ich als Komödiant sein eigenes Material schreibt, ist man letztendlich immer Teil des regieführenden Teams und der jeweiligen Entscheidungsprozesse. Darin habe ich jetzt 30 Jahre Erfahrung. Nach der High School war mein Plan eigentlich, auch Regisseur zu werden. Jim Jarmusch, John Cassavetes, François Truffaut - das waren meine großen Vorbilder. Ich war damals ein sehr eifriger pseudo-intellektueller Filmstudent in Toronto. Wir haben großartige Kinos in Toronto, mehr pro Einwohner als in jeder anderen Stadt außer Mumbai. Ich bin bis zu vier Mal die Woche ins Kino gegangen. Und dann bin ich irgendwie bei "Saturday Night Life" gelandet. Ich habe mich dort nicht mal beworben, ich bin empfohlen worden. Da war ich gerade mal 23.

Shep ist Ihr Protagonist, aber auch ein sehr guter Freund. Ist es Ihnen schwer gefallen objektiv zu bleiben?

MIKE MYERS
: Ich habe es gar nicht als meine Aufgabe verstanden, objektiv sein zu müssen. Ich glaube nicht, dass das überhaupt möglich oder wünschenswert gewesen wäre. Gibt es wahre Objektivität überhaupt? Alles ist doch irgendwie von der eigenen Wahrnehmung beeinflusst. Warum sollte man das nicht einfach umarmen und ganz im Gegenteil übersubjektiv sein.
Wie haben Sie sich vor über 20 Jahren eigentlich kennen gelernt?

MIKE MYERS
: Ich habe Shep 1991 auf dem Set von "Wayne's World" kennen gelernt. Er hat damals Alice Cooper gemanagt. "Wayne's World" war mein allererster Film! Ich war vorher noch nie auf einem Filmset. Die Sicherheitskräfte haben mich ständig gefragt, wo ich überhaupt hingehöre! Das war alles so verrückt. Für eine Szene wollten wir Alice Cooper, und ich musste plötzlich mit dem Manager von einem Rockstar sprechen. Ich erinnere mich noch genau, wie Shep reinkam mit seinem Pferdeschwanz und einer Satin-Jacke. Ich war so nervös und Shep war so unglaublich nett und vernünftig.

Sie haben sich dann auch gleich angefreundet?

MIKE MYERS
: Ja, nach dem Film bin ich gleich nach Hawaii. Ich habe mich damals gefühlt, als wenn mich jemand vor einen verrückten Schnellzug namens "Wayne's World" geschnallt hätte, der mein ganzes Leben verändert hat. Ich wusste nichts über Hawaii und hatte mir dort unter einem falschen Namen irgendein Hotel gebucht. Ich hab dann einen Anruf bekommen und dachte mein Bruder Paul will mich veräppeln, bevor ich realisiert habe, dass es Shep war. Er lud mich auf eine Party ein und erwähnte ganz nebenbei, dass Arnold Schwarzenegger, Silvester Stallone und Whoppi Goldberg auch da sein. All diese Mega-Stars. Ich habe natürlich gleich ja gesagt und Shep stand schon unten in der Lobby und hat mich abgeholt.

Und heute sind Sie selbst ein Mega-Star?

MIKE MYERS
: Ja, aber damals war ich unglaublich eingeschüchtert, obwohl alle so nett zu mir waren. Meine Eltern sind aus Liverpool und ich bin in Kanada in ziemlich bescheidenen Verhältnissen groß geworden. Aber Shep bringt immer alle irgendwie zusammen. Er hat mich damals dann auch gleich eingeladen, eine Weile bei ihm zu wohnen. Ich bin sofort aus dem Hotel ausgezogen. Er ist einer der großartigsten Gastgeber. Er ist auch zu seinen Angestellten so unglaublich nett und aufgeschlossen. Das ist mir sofort aufgefallen und das liebe ich an ihm. Er nimmt alle Menschen wahr und ist so unglaublich großzügig. Shep ist wirklich einer der nettesten Menschen, die ich kenne. Und dann hat er noch diese faszinierenden Geschichten zu erzählen. Deshalb habe ich ihm 20 Jahre lang Löcher in den Bauch gefragt und wollte unbedingt den Film machen.