Erinnert sich noch jemand an die wilde Anna, die als Sängerin der Band Panda zu rüdem Sixtiesbeat "Jeht kacken" brüllte? Seitdem ist viel Wasser die Klospülung heruntergerauscht und Anna Fischer eher als Schauspielerin denn als Musikerin bekannt geworden. Ein Naturtalent, das den Deutschen Fernsehpreis für "Wir sind das Volk" (2009) bekam, aber in den vergangenen Jahren eher in der zweiten Reihe mitmischte, etwa bei "Bella Block". Jetzt kehrt die 30-Jährige in der Fortsetzung von "Teufelsbraten" als wissensdurstige Studentin Hilla Palm auf den Bildschirm zurück.

"Teufelsbraten" liegt neun Jahre zurück. War es schwer, in die Rolle zurückzufinden?

Anna Fischer Es gab vorab viele Gespräche mit der Regisseurin Hermine Huntgeburth, aber als ich die Kostüme für "Aufbruch" anprobiert hatte und der erste Drehtag kam, war ich ganz schnell wieder drin. Es ist ja auch nicht so, dass ich ins kalte Wasser gesprungen bin, ich kannte ja die Geschichte von Hilla.

Gibt es etwas, das Sie an Hilla bewundern?

Auf jeden Fall. Ich bewundere ihren Drang, alles lesen und wissen zu wollen. Sie geht völlig auf in ihrer Liebe zur Literatur. Und dadurch lebt sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern in ihrer Fantasie auch das Leben der Romanfiguren. Das empfin-
de ich als große Bereicherung.

Sie lässt sich durch Widerstände nicht entmutigen?

Sie geht unbeirrt ihren Weg, auch
wenn die Eltern das nicht verstehen und möchten, dass sie wie die anderen jungen Frauen in die Kirche geht, in der Küche steht und später Kinder kriegt.

Kann man sagen, dass für Sie die Musik das ist, was für Hilla die Literatur ist?

Ja, das kann man so sehen. Musik begleitet mich schon das ganze Leben und ist meine Art, mich auszudrücken.

Hilla rebelliert gegen die Enge in ihrer spießigen Umgebung. Wogegen kann man heute rebellieren?

Das ist wirklich ein Problem. Ich habe den Eindruck, die Rebellen unserer Zeit wissen oft gar nicht mehr, gegen was sie eigentlich rebellieren sollen. Klar kann man gegen das System sein, aber dann wüsste man doch gern etwas präziser, was genau am System falsch ist. Damals brauchten Frauen wie Hilla gar nicht groß nachzudenken. Sie spürten jeden Tag am eigenen Leib, dass sie von Männern nicht für voll genommen wurden. Dagegen musste man sich als kluge Frau auflehnen. Das war völlig klar.

Interview: Rainer Unruh