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Horrorfilm

Warum Puppen gruselig sind

Warum Puppen gruselig sind
Chucky- Die Mörderpuppe Warner

In "Finders Keepers" (8.2. TELE 5, 22.25 Uhr) treibt eine mörderische Puppe ihr Unwesen, wie schon ihre berühmten Vorläufer Chucky und Annabelle. Aber was macht Puppen eigentlich so unheimlich?

Foto: Syfy
Die kleine Claire findet im neuen Haus eine Puppe, die sie über ihre Einsamkeit wegtröstet. Doch ihre Mutter merkt bald eine mysteriöse Veränderung an ihrer Tochter, in ihrem Umfeld häufen sich Todesfälle. Ist etwa die Puppe schuld?

"Finders Keepers" (8.2. TELE 5, 22.25 Uhr) von 2014 ist alles andere als ein Meisterwerk, aber gerade durch seine Unoriginalität ist der Film typisch für einen Horrortrend. In den letzten Jahren häuften sich Filme mit bösen Puppen, "Annabelle" (2014), "Robert" (2015, bei uns nur auf DVD) oder "The Boy" (2016). Unheimliche Puppen sind zwar ein Evergreen der Horrorgeschichte - von "Der große Gabbo" (1929) über "Traum ohne Ende" (1945) bis "Chucky, die Mörderpuppe" (1988) - aber so viel Verpuppung wie in den letzten Jahren war noch nie.

Aber warum eignen sich gerade Puppen so als Horrorhelden? Warum wirken die Figuren für viele so unheimlich? Automatonophobie nennt man in der Psychologie die krankhafte Angst vor unbelebten menschenähnlichen Gestalten, die wie Menschen ausehen, also vor Puppen, Robotern, Statuen, Vogelscheuchen etc. Die Betroffenen fühlen sich von den Figuren beobachtet, sie fürchten, dass die Puppen vielleicht doch lebendig sein könnten... Aber auch Menschen, die sich nicht als Phobiker bezeichnen würden, müssen zugeben, dass Puppen bei genauerer Betrachtung unheimlich sind. Ihre starren Gesichter erinnern an Tote. Und gibt es einen schrecklicheren Anblick als tote Kinder?

Filmfans kennen ein ähnliches Phänomen als Uncanny Valley: Weder perfekt animierte Menschen noch nur entfernt vermenschlichte Comicfiguren (z.B. die "Simpsons'") wirken unheimlich - alles was dazwischen liegt sorgt aber für ein Unbehagen. Berüchtigt sind die fürchterlich misslungenen "menschlichen" Figuren aus "Der Polarexpress" oder "Beowulf". Dasselbe gilt für die andere große Horrorfigur unserer Zeit, den Clown. Er sieht entfernt wie ein Mensch aus, benimmt sich aber nicht ganz so. Das irritiert unser Gehirn und unsere Erwartungshaltung.
Puppen sind die ultimativen Horrorfiguren
Foto: Warner, Annabelle
Puppen sind als Horrorhelden so beliebt, weil sie verschiedene beliebte Motive der Horrorgeschichte verbinden:

Vorgebliche Unschuld
Wie Horrorfilme mit Kindern ("Das Omen", "Der Exorzist") und Clowns als Schurken spielt auch der Puppen-Horror mit dem perfiden Motiv der korrumpierten Unschuld. Wenn sogar so harmlose Geschöpfe wie Kinder und Puppen gefährlich sein können, ist man nirgends mehr sicher. Die Angst vor Puppen ist sowieso eng verknüpft mit der Angst vor Kindern (Pädophobie): Auf Erwachsene können die lieben Kleinen unheimlich wirken, da man ihre Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen kann.

Besessenheit
In "Chucky" ist die gleichnamige Puppe von dem Geist eines Serienkillers besessen, in "Annabelle" von einem Dämon. Die Filme basieren übrigens auf zwei historischen Fällen: Auf Robert the Doll, der 1906 angeblich mit einem Voodoofluch belegt wurde und heute in einem Museum in New Orleans ruht und auf einer Puppe, die in den 1970ern von einem Mädchen namens Annabelle Higgins besessen gewesen sein soll.

Persönlichkeitsspaltungen
Noch gruseliger und menschenähnlicher als Porzellanpuppen sind nur Bauchrednerpuppen, die fast ein eigenes Untergenre des Puppenhorrors bilden. Noch stärker als die "normalen" Puppen repräsentieren in diesen Filmen ("Traum ohne Ende", "Magic") die Handpuppen die abgespaltenen bösen Persönlichkeitsanteile des Buchredners - die sich irgendwann verselbstständigen und die Übermacht gewinnen.

Lebendige Dinge
Wenn die Grenze zwischen Lebewesen und unbeseelten Dingen aufgehoben wird - was könnte unheimlicher sein?
Autor: Sebastian Milpetz