Mit personellen Überraschungen war am 14. Mai bei der Bekanntgabe der 23 WM- Fahrerinnen durch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nicht zu rechnen. Zum Aufreger taugte nicht einmal die Ausbootung von Simone Laudehr, die ihre Länderspielkarriere wenig später für beendet erklärte.
Dass die Pressekonferenz des DFB dennoch für ein breites Medienecho sorgte, lag an der Weltpremiere eines TV-Spots der Commerzbank, in dem deutsche Nationalspielerinnen mit Ironie und deftigen Statements glänzen. "Seit es uns gibt", heißt es da, "treten wir nicht nur gegen Gegner an, sondern gegen Vorurteile: Frauen sind zum Kinderkriegen da! Gehören in die Waschküche!" Leicht trotzige Reaktion der Protagonistinnen: "Aber weißt du was: Wir brauchen keine Eier – wir haben Pferdeschwänze."
Nur zwei Wochen vor dem selbstbewussten Werbeauftritt hatte Nationaltorhüterin Almuth Schult im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" deutlich kritisiert, dass sie verbandsinterne Geringschätzung beim DFB wahrnehme, und gefragt: "Wie sollen wir denn draußen Vorurteile und Vorbehalte gegenüber dem Frauenfußball abbauen, wenn wir im eigenen Verband noch damit zu kämpfen haben?"
Schult war zwar auch Thema auf der Nominierungssitzung in Frankfurt, jedoch nicht aufgrund ihrer Äußerungen, sondern weil ihre Position als Stammkeeperin nach einer Schulterverletzung wackelt. Laut Voss-Tecklenburg wird die 28-Jährige nur mit zur WM reisen, wenn sie zuvor "ihre WM-Tauglichkeit nachweist und dort hundert Prozent performen kann". Nach Schults ungewöhnlich offener Verbandsschelte dürften ihr nicht alle beim DFB eine schnelle Genesung wünschen.
Schließlich manifestierte sich durch ihre Kritik ausgerechnet vor dem Turnier in Frankreich der Eindruck, der DFB unternehme nicht alles, den andernorts zu beobachtenden Boom des Frauenfußballs auch nach Deutschland zu holen. Während die Stadien in den noch jungen Ligen in Italien und Spanien bei Topspielen häufig gut gefüllt sind – das Duell zwischen Atlético Madrid und Barcelona lockte im März mehr als 60 000 Zuschauer an –, sind Bundesligaspiele der Frauen oft stimmungsarme Family-&-Friends-Veranstaltungen mit durchschnittlich rund 800 Besuchern. Tendenz fallend.
Dass selbst die Frauennationalmannschaft, immerhin achtfacher Europa- und zweifacher Weltmeister, zuletzt rückläufige Zuschauerzahlen verzeichnete, ist natürlich auch dem DFB nicht verborgen geblieben. Aber anders als vor der Heim-WM 2011 (Slogan damals: "20Elf von seiner schönsten Seite"), bei der alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um die Schattenexistenz des Frauenfußballs zu beenden, fehlt es aktuell an vergleichbarem Furor. Zumindest an öffentlich erkennbarem: So hat das Frauen-Flaggschiff des DFB nicht einmal einen Hauptsponsor, und die Marketing-Unterstützung der männlichen Kollegen könnte auch enthusiastischer ausfallen. 2011 schlichen sich Podolski, Schweinsteiger & Co. für einen Werbespot in die leere Kabine der DFB-Frauen und probierten deren Trikots an. Großer Spaß, große Aufmerksamkeit für die WM. Dass Frauenfußball in Deutschland am Ende dennoch ein Nischensport blieb, lag dann auch nicht am DFB, sondern am überraschenden Viertelfinal-Aus gegen die späteren Weltmeisterinnen aus Japan.
Eine Weltmeisterschaft wird schon fast traditionell zum ultimativen Wendepunkt in der Wahrnehmung professionell kickender Frauen ausgerufen. Und das Turnier in Frankreich bietet in der Hinsicht wieder einige Chancen. Aber am Ende zählen die Haltung und der Wille zur Veränderung. Noch vor zwei Jahren mussten die Frauen des VfL Wolfsburg ihre Meisterfeier absagen, weil die Männer zeitgleich in der Relegation gegen den Abstieg spielten. Bis zur Gleichstellung mit Tennisspielerinnen oder weiblichen Ski-alpin-Stars ist es noch ein weiter Weg.
Dass die Pressekonferenz des DFB dennoch für ein breites Medienecho sorgte, lag an der Weltpremiere eines TV-Spots der Commerzbank, in dem deutsche Nationalspielerinnen mit Ironie und deftigen Statements glänzen. "Seit es uns gibt", heißt es da, "treten wir nicht nur gegen Gegner an, sondern gegen Vorurteile: Frauen sind zum Kinderkriegen da! Gehören in die Waschküche!" Leicht trotzige Reaktion der Protagonistinnen: "Aber weißt du was: Wir brauchen keine Eier – wir haben Pferdeschwänze."
Nur zwei Wochen vor dem selbstbewussten Werbeauftritt hatte Nationaltorhüterin Almuth Schult im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" deutlich kritisiert, dass sie verbandsinterne Geringschätzung beim DFB wahrnehme, und gefragt: "Wie sollen wir denn draußen Vorurteile und Vorbehalte gegenüber dem Frauenfußball abbauen, wenn wir im eigenen Verband noch damit zu kämpfen haben?"
Schult war zwar auch Thema auf der Nominierungssitzung in Frankfurt, jedoch nicht aufgrund ihrer Äußerungen, sondern weil ihre Position als Stammkeeperin nach einer Schulterverletzung wackelt. Laut Voss-Tecklenburg wird die 28-Jährige nur mit zur WM reisen, wenn sie zuvor "ihre WM-Tauglichkeit nachweist und dort hundert Prozent performen kann". Nach Schults ungewöhnlich offener Verbandsschelte dürften ihr nicht alle beim DFB eine schnelle Genesung wünschen.
Schließlich manifestierte sich durch ihre Kritik ausgerechnet vor dem Turnier in Frankreich der Eindruck, der DFB unternehme nicht alles, den andernorts zu beobachtenden Boom des Frauenfußballs auch nach Deutschland zu holen. Während die Stadien in den noch jungen Ligen in Italien und Spanien bei Topspielen häufig gut gefüllt sind – das Duell zwischen Atlético Madrid und Barcelona lockte im März mehr als 60 000 Zuschauer an –, sind Bundesligaspiele der Frauen oft stimmungsarme Family-&-Friends-Veranstaltungen mit durchschnittlich rund 800 Besuchern. Tendenz fallend.
Dass selbst die Frauennationalmannschaft, immerhin achtfacher Europa- und zweifacher Weltmeister, zuletzt rückläufige Zuschauerzahlen verzeichnete, ist natürlich auch dem DFB nicht verborgen geblieben. Aber anders als vor der Heim-WM 2011 (Slogan damals: "20Elf von seiner schönsten Seite"), bei der alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden, um die Schattenexistenz des Frauenfußballs zu beenden, fehlt es aktuell an vergleichbarem Furor. Zumindest an öffentlich erkennbarem: So hat das Frauen-Flaggschiff des DFB nicht einmal einen Hauptsponsor, und die Marketing-Unterstützung der männlichen Kollegen könnte auch enthusiastischer ausfallen. 2011 schlichen sich Podolski, Schweinsteiger & Co. für einen Werbespot in die leere Kabine der DFB-Frauen und probierten deren Trikots an. Großer Spaß, große Aufmerksamkeit für die WM. Dass Frauenfußball in Deutschland am Ende dennoch ein Nischensport blieb, lag dann auch nicht am DFB, sondern am überraschenden Viertelfinal-Aus gegen die späteren Weltmeisterinnen aus Japan.
Eine Weltmeisterschaft wird schon fast traditionell zum ultimativen Wendepunkt in der Wahrnehmung professionell kickender Frauen ausgerufen. Und das Turnier in Frankreich bietet in der Hinsicht wieder einige Chancen. Aber am Ende zählen die Haltung und der Wille zur Veränderung. Noch vor zwei Jahren mussten die Frauen des VfL Wolfsburg ihre Meisterfeier absagen, weil die Männer zeitgleich in der Relegation gegen den Abstieg spielten. Bis zur Gleichstellung mit Tennisspielerinnen oder weiblichen Ski-alpin-Stars ist es noch ein weiter Weg.
Infos zum Turnier
WM-Fernsehen
Alle 52 WM-Spiele sind bei ARD und ZDF zu sehen. Entweder im Hauptprogramm oder als Livestream via ZDFsport.de und sportschau.de
WM-Stars
Mit Dzsenifer Marozsan hat der DFB eine der besten Spielerinnen der Welt im Kader. Ein Auge sollte man aber (u. a.) auch auf Australiens Knipserin Sam Kerr (feiert Treffer mit einem Salto) und Frankreichs Mittelfeldgenie Amandine Henry haben.
WM-Orakel
Bei Wettanbietern gelten Gastgeber Frankreich und Titelverteidiger USA als Topfavoriten. Gute Aussichten auf ihren dritten WM-Triumph nach 2003 und 2007 hat auch die DFB-Auswahl. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: "Deutschland gehört immer zum Kreis der
Favoriten."
WM-Boykott
Ausgerechnet Weltfußballerin Ada Hegerberg (23, Norwegen) sagte ihre Teilnahme aus Protest ab. Als Begründung führte sie unter anderem an, dass kickende Mädchen in ihrer Heimat "nicht die gleichen Chancen wie die Jungen" hätten.
WM-Hauptstadt
14 WM-Spielerinnen aus 7 Ländern kicken Olympique Lyon. In der Stadt des Allstar-Clubs finden auch die Halbfinals und das Endspiel statt.
Alle 52 WM-Spiele sind bei ARD und ZDF zu sehen. Entweder im Hauptprogramm oder als Livestream via ZDFsport.de und sportschau.de
WM-Stars
Mit Dzsenifer Marozsan hat der DFB eine der besten Spielerinnen der Welt im Kader. Ein Auge sollte man aber (u. a.) auch auf Australiens Knipserin Sam Kerr (feiert Treffer mit einem Salto) und Frankreichs Mittelfeldgenie Amandine Henry haben.
WM-Orakel
Bei Wettanbietern gelten Gastgeber Frankreich und Titelverteidiger USA als Topfavoriten. Gute Aussichten auf ihren dritten WM-Triumph nach 2003 und 2007 hat auch die DFB-Auswahl. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: "Deutschland gehört immer zum Kreis der
Favoriten."
WM-Boykott
Ausgerechnet Weltfußballerin Ada Hegerberg (23, Norwegen) sagte ihre Teilnahme aus Protest ab. Als Begründung führte sie unter anderem an, dass kickende Mädchen in ihrer Heimat "nicht die gleichen Chancen wie die Jungen" hätten.
WM-Hauptstadt
14 WM-Spielerinnen aus 7 Ländern kicken Olympique Lyon. In der Stadt des Allstar-Clubs finden auch die Halbfinals und das Endspiel statt.