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Filmstart: The American

Karg, kalt, Clooney

In Anton Corbijns modernem Western "The American" spielt George Clooney einen wortkargen Killer, der aussteigen will - und er macht das wirklich grandios (Kinostart: 16.9.)

Gut zehntausend Kilometer und ziemlich viel Wasser liegen zwischen Los Angeles und den Abruzzen. Ähnlich weit weg ist George Clooney in diesem Film vom Hollywood-Hochglanz à la "Ocean's Eleven".

"The American" spielt in einem rauen, kargen Gebirgsdorf, rund 20 Kilometer entfernt von dem Abruzzen-Ort L'Aquila, der im letzten Jahr durch heftige Erdbeben und den dorthin verlegten G-8-Gipfel zu einiger Bekanntheit gelangte. Es ist durch und durch europäisch, was der niederländische Regisseur Anton Corbijn auf die Leinwand bringt, auch wenn er sich im Interview auf amerikanische Vorbilder wie den Westernklassiker "Zwölf Uhr mittags" beruft.

Und doch: Neben Hollywood-Star Clooney spielen nur Italiener, eine Holländerin und ein Belgier, hinter der Kamera steht ein Deutscher; auch der Filmkomponist ist deutsch und hört auf den Namen Herbert Grönemeyer. Das Ganze beginnt in Dalarna, Schweden: Hier wird Auftragskiller Jack (Clooney), ein eiskalter Profi, aufgespürt, weil er einen Fehler begangen hat: Er schloss Freundschaften.
Das wäre ihm früher nicht passiert, hält ihm Auftrag geber Pavel (eindrucksvoll: Johan Leysen) vor. Pavel schickt ihn in das Bergdorf Castelvecchio in den Abruzzen, hier soll Jack auf seinen Anruf warten. Das ihm dazu überlassene Mobiltelefon schmeißt Jack gleich weg. Fortan ist die Telefonzelle am Marktplatz die einzige Kontaktmöglichkeit. Der neue Auftrag sei ganz simpel: Jack brauche nicht mal abzudrücken, lediglich für Kollegin Mathilde (Thekla Reuten) ein modifiziertes Gewehr samt Schalldämpfer anfertigen.

Jack macht sich an die Arbeit, aber er hört nicht auf Pavel: Er schließt wieder Freundschaften. Mit dem Pfarrer und mit Clara (Violante Placido), einer Prostituierten, bei der es vielleicht sogar Liebe ist. Jack lässt Pavel jedenfalls wissen, dass nach diesem Auftrag Schluss sei - und gibt sein Todesurteil in Auftrag ...

Wenig Dialoge, kaum Action, dezente Spannungsmusik zwischen Morricone light und Film noir. Nicht mal einen richtigen Showdown gönnt Corbijn seinem Antihelden, der vielleicht doch ein Held ist, weil George Clooney ihn spielt, hager, verhärmt, verbissen, ohne jeden Anklang von Manierismen.

Mit bekannten Versatzstücken, sicher auch Klischees, ist Corbijn ein moderner Western im Schatten von Sergio Leone gelungen, dessen "Spiel mir das Lied vom Tod" hier in einer leeren Bar im Fernsehen läuft.

Volker Bleeck

Trailer zu "The American":
The American (dt)