Der preisgekrönte Dokumentarfilmer Michael Moore ("Bowling for Columbine") und Harvey Weinstein, Co-Chef des gleichnamigen Filmstudios haben auf den heute begonnenen Filmfestspielen in Cannes bekannt gegeben, dass sie eine heimlich gedrehte Dokumentation über Donald Trumps Wahl zum 45. US-Präsidenten in die Kinos bringen werden. Die Rechte am weltweiten Vertrieb habe man sich jüngst gesichert.

Der umstrittene Politaktivist Moore hat sich viel vorgenommen: Da weder Fakten, Realität noch Menschenverstand den amtierenden US-Präsidenten zu Fall bringen könnten, werde "Fahrenheit 11/9" diesen Job erledigen. "Ja, Ich mache einen Film, um uns aus diesem Schlamassel rauszuholen. Ich hab die Schnauze voll", verkündete Moore auf Facebook.

Nach "Fahrenheit 9/11" kommt "Fahrenheit 11/9"

Das namensähnliche Pendant "Fahrenheit 9/11" hatte 2004 sein erklärtes Ziel, die Wiederwahl von George W. Bush zu verhindern, jedenfalls verfehlt. In der von Cannes als Bester Film ausgezeichneten Doku rechnet Regisseur Moore im Zuge der Terroranschläge vom elften September mit der Bush-Administration - in seinem Sinne - erfolglos ab.

Auf die nichtsdestotrotz mit über 200 Millionen Dollar Einspielergebnis bis heute kommerziell erfolgreichste Dokumentation aller Zeiten verweist das angekündigte "Fahrenheit 11/9" mit seinem Titel unmissverständlich. Das verdrehte Datum seines aktuellen Projekts ist die amerikanische Kurzbezeichnung des neunten Novembers 2016, dem Tag, an dem Donald Trump zum Präsident gewählt wurde.

In Trumpland

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Harvey Weinstein

Harvey Weinstein erklärte bei der gemeinsamen Kundgebung mit Moore, er sei euphorisch, Teil dieser Revolution zu sein und werde den Erfolg von "Fahrenheit 9/11" wiederholen. Um zu verdeutlichen, wie wichtig der Weinstein Company dieses Vorhaben sei, führte er das Beispiel der damaligen Absplitterung von Disney an, die notwendig war, um die erste Kollaboration mit Moore zu verwirklichen. Disney weigerte sich, einen derart politischen Film zu produzieren.

Der neue Film von Michael Moore ist bereits die zweite Auseinandersetzung mit dem Phänomen Trump. Kurz vor dem Wahltag in den USA hatte er bereits "Michael Moore in Trumpland" herausgebracht. Die gefilmte One-Man-Show, in der Moore selbst auf der Theaterbühne in einem Trump-freundlichen Wahlbezirk für die Wahlkonkurrentin Hillary Clinton warb, wurde ein Hit auf iTunes und spielte auch trotz nur eintägiger Laufzeit im Kino beachtliche 149.090 Dollar ein.
Autor: Bryan Kolarczyk