Wer ist telegener, Obama oder McCain?

Limbourg: McCain is a real guy, ein ganzer Kerl, der telegen vermitteln kann: Ich bin echt.

Tufts: Ja, so ein Typ, mit dem man ein Bier trinken kann. Aber telegen ist er nicht. Er guckt weg, schneidet Grimassen.

Limbourg: Obama wirkt jugendlich, unternehmungsfreudig. Bei ihm weiß man manchmal nicht: Ist er erfunden worden, ist er ein Charismatiker, hat man ihn so gemacht, oder ist er wirklich so.

Tufts: Zumindest hat er auch Sexappeal. Leider ist Obama zu intelligent für den amerikanischen Massengeschmack. Er kommt etwas zu cool rüber. Die telegenste ist sowieso Vizekandidatin Sarah Palin, das Pin-up-Girl der Republikaner. Sie kommt aus Alaska als Softporno-Vizepräsidentschaftskandidatin daher. Ich warte nur darauf, dass sie eine Woche vor der Wahl die Haare öffnet, die Brille abnimmt und ihren BH zeigt.

Limbourg: Irgendwann wird Sarah kurz vor der Wahl ganz sexy in einem TV-Programm daherkommen. Aber mal abgesehen davon, sie hat schlicht und ergreifend keine Ahnung von Außenpolitik.

Wer war beim ersten Fernsehduell besser?

Limbourg: Obama konnte punkten, McCain kam nicht wirklich sympathisch rüber. Obama war freundlich. Das hilft bei den Debatten mehr als das, was gesagt wird.

Tufts: McCain hat einen entscheidenden Fehler gemacht, er hat die Talkshow bei David Letterman abgesagt. Das ist eine mediale Todsünde.

Können TV-Duelle entscheidend für einen Wahlsieg sein?

Limbourg: Nein, nicht direkt, eher die kommentierende Berichterstattung und die Umfragen danach.

Beide Kandidaten werfen in den letzten zwei Wochen vor der Wahl über 100 Millionen Dollar in die TV-Werbung. Ohne TV also null Chancen?

Tufts: Ohne TV ist das gar nicht mehr vorstellbar. In den USA gibt's 900 TV-Kanäle, da kann sich kein Wähler vor Beeinflussung retten.

Wo sind die markanten Unterschiede zwischen Deutschland und den USA beim TV-Wahlkampf?

Limbourg: Der Wahlkampf drüben ist noch härter als der bei uns. Abwertende Kommentare über den Gegner würden in Deutschland nicht so funktionieren, wie sie in den USA üblich sind.

Wie hat das Internet den US-Wahlkampf verändert?

Tufts: Im Internet montieren sie sogar McCains Vize Sarah auf einen Pinup-Körper. Und auf YouTube klicken sich jeden Tag Millionen ein, um die aktuellsten Versprecher und Fehltritte der Kandidaten sehen zu können. Obamas Mannschaft hat das Internet intelligenter genutzt als McCain.

Michael Moore bietet im Web jetzt seinen Anti-Bush-Film „Slacker uprising“ gratis an. Und Oliver Stone bringt kurz vor der Wahl die Filmsatire „W.“ über Bush (gespielt von Josh Brolin) in die Kinos. Wieviel Prozentpunkte bringt Hollywood?

Limbourg: Wenig. Außerdem wird ja Bush nicht mehr gewählt.

Tufts: Wenn ein Kandidat wie Obama durch Hollywood besser strahlt, dann kommt im TV gleich ein Gegen-Hollywood hoch von denen, die gegen Starallüren wettern.

Brolin sagte beim Studium seiner Rolle, Bush sei ein guter Schauspieler. Muss man das sein, um Wahlen zu gewinnen?

Limbourg: Jeder gute Politiker ist ein guter Schauspieler. Wer nicht Massen begeistert, gewinnt nicht.

Gayle, können Sie uns die drei wichtigsten Vorurteile nennen, die die Deutschen gegenüber Amerika haben?

Tufts: Wir sind oberflächlich, dumm, und wir sind dick. Aber Obama kann diese Vorurteile auf einen Schlag ändern.

Interview: Wolfhart Berg

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