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EM war gestern ...

... wie eine klischeehafte Sportkomödie

... wie eine klischeehafte Sportkomödie
Imago Sportfotodienst

Das Siegtor kam von Sigthorsson und Halldorsson hielt sein Tor sauber - Wer gestern unvorbereitet in das Achtelfinale zwischen Island und England schaltete, könnte meinen, er wäre in einer billigen Sportkomödie gelandet

Foto: Imago Sportfotodienst
Tapfere Underdogs mit sprechenden Namen (Sigthorsson!) besiegen den (vermeintlichen) Favoriten - wer ein solches Drehbuch vorschlägt, wird normalerweise vom Produzenten gleich wieder rausgekickt. Aber manchmal schreibt der Fußball eben die besten Geschichten - alte Sportreporterphrase, aber hier stimmt sie mal.

Island hatte von Anfang des Turniers an die Sympathien auf seiner Seite. Ein Team aus einem Land, so klein wie Bielefeld (diesen Vergleich ließ sich kein Berichterstatter entgehen, am wenigsten der gebürtige Bielefelder Oliver Welke) zeigt es den Großen, dieses Narrativ geht immer.

Und es ging für die Isländer gleich mit dem passenden Gegner los. Der wehleidige, geckenhafte Cristiano Ronaldo traf auf die bärtigen, tätowierten Nordmänner - und prallte an ihnen ab. Der beleidigte Edelkicker verweigerte nach dem Abpfiff den Trikottausch: bessere PR hätten sich die Isländer nicht wünschen können. Während andere Mannschaften für ihre Defensivtaktik kritisiert wurden, feierten die neutralen Zuschauer die Isländer im Verlauf des Turniers, zumal diese immer wieder mit halsbrecherischen Kontern begeisterten.

Zu jeder Sportkomödie gehört ein schräger TV-Kommentator, auch den konnten Island liefern. Der krächzende Torjubel von Gudmundur Benediktsson (schon wieder ein Name wie aus dem Comic) nach dem 2:1 gegen Österreich ging um die Welt. Während die südländischen Reporter schon an ihre "GolGolGol"-Rufe gewohnt sind, ging "Gummi Ben" beim Jubeln die Puste aus.

Jetzt geht es gegen Gastgeber Frankreich. Und wenn das Märchen weitergeht, könnte im Finale wieder Ronaldo warten. Und dann wäre eine Verfilmung Pflicht...

Sebastian Milpetz