Vor dem Gespräch im Hotel Grand Elysée in Hamburg schneidet Ulrike Tscharre erst mal für alle einen Apfel in kleine Schnitze. Ihr Kollege Ronald Zehrfeld greift zu und ist gerührt von so viel Fürsorge. Überhaupt zeigt der 1,90-Meter-Mann immer wieder eine fast kindliche Begeisterung, wenn zum Beispiel Tscharre von einem Kinofilm erzählt, in dem sie mitgespielt hat. "Will ich sehen", ist sein wiederholter Kommentar. Am Ende des Interviews ist die Liste lang.
Die beiden können gut miteinander, noch besser mit Dominik Graf, ihrem Regisseur des Polizeikrimis "Zielfahnder - Flucht in die Karpaten". Inzwischen gehören sie zur engeren Graf-Familie mit vier Einsätzen für Tscharre, fünf für Zehrfeld. Und es dürfen gern mehr werden.
Die beiden können gut miteinander, noch besser mit Dominik Graf, ihrem Regisseur des Polizeikrimis "Zielfahnder - Flucht in die Karpaten". Inzwischen gehören sie zur engeren Graf-Familie mit vier Einsätzen für Tscharre, fünf für Zehrfeld. Und es dürfen gern mehr werden.
Ein Zielfahnder behält das Zielobjekt immer im Blick. Herr Zehrfeld, Sie müssten das am besten wissen. Seit April 2015 spielen Sie im ZDF den Ex-BKA- Zielfahnder Georg Dengler...
RONALD ZEHRFELD Stimmt. Ein bisschen was wussten wir auch durch "Im Angesicht des Verbrechens" (Dominik Grafs Polizeiserie), da haben uns schon damals Exzielfahnder etwas dazu erzählt. Zum anderen natürlich: Basedow, der Autor. Einen besseren Rechercheur gibt es nicht.
ULRIKE C. TSCHARRE Ja, Rolf Basedow hat alles ins Drehbuch gepackt, was man wissen muss. Das Projekt ist ja schon älter.
Wie lange wissen Sie davon?
TSCHARRE Wann er das Drehbuch geschrieben hat, weiß ich nicht genau, aber wir beide wussten lange im Vorfeld Bescheid...
ZEHRFELD Fünf Jahre? Mindestens.
TSCHARRE Wie lange genau, weiß ich gar nicht mehr.
ZEHRFELD Aber ich finde gut, dass es erst realisiert wurde, als das ganze Projekt stand. Und dass man gesagt hat, wir wollen auch wirklich nach Rumänien. Das Problem bei unserer Förderungslandschaft ist ja, dass vielleicht die erste Förderung steht, die nächste aber nur noch zur Hälfte, und dann heißt es, würdest du es auch mit fünf Drehtagen weniger machen, und wenn wir hier was kürzen, geht's vielleicht doch für 400 000 Euro weniger...
Und Rumänien wird im Ruhrgebiet gedreht
ZEHRFELD Genau. Oder die Karibik auf Mallorca.
TSCHARRE Oder im Freizeitpark Tropical Islands. (lachen)
Aber in Uruguay, wo die Anfangsszene in der Disco spielt, waren Sie nicht?
TSCHARRE Nein, das war in Köln. Aber unser Kameramann war für Außenaufnahmen da!
ZEHRFELD (grinst) Man filmt eine Tür in Uruguay, und sie öffnet sich dann im Club in Köln.
Beim Dreh solcher Discoszenen läuft ja meist keine Musik, wegen möglicher Tonprobleme...
TSCHARRE Dominik Graf legt Wert darauf, dass, wo immer es geht, auch Musik läuft, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Das ganze Team denkt: Wenn ich dieses Lied noch einmal hören muss... (lacht)
ZEHRFELD Aber dafür schätze ich Dominik, dass er im Zweifelsfall auf die bessere Tonqualität verzichtet und sagt, man wird die Leute schon verstehen.
Das muss man allerdings auch durchsetzen können.
ZEHRFELD Ja, klar. Dominik setzt das um, was im Drehbuch steht, und er flippt aus, wenn da
steht "eine volle Disco", und man stellt ihm nur fünfzig Komparsen zur Verfügung.
RONALD ZEHRFELD Stimmt. Ein bisschen was wussten wir auch durch "Im Angesicht des Verbrechens" (Dominik Grafs Polizeiserie), da haben uns schon damals Exzielfahnder etwas dazu erzählt. Zum anderen natürlich: Basedow, der Autor. Einen besseren Rechercheur gibt es nicht.
ULRIKE C. TSCHARRE Ja, Rolf Basedow hat alles ins Drehbuch gepackt, was man wissen muss. Das Projekt ist ja schon älter.
Wie lange wissen Sie davon?
TSCHARRE Wann er das Drehbuch geschrieben hat, weiß ich nicht genau, aber wir beide wussten lange im Vorfeld Bescheid...
ZEHRFELD Fünf Jahre? Mindestens.
TSCHARRE Wie lange genau, weiß ich gar nicht mehr.
ZEHRFELD Aber ich finde gut, dass es erst realisiert wurde, als das ganze Projekt stand. Und dass man gesagt hat, wir wollen auch wirklich nach Rumänien. Das Problem bei unserer Förderungslandschaft ist ja, dass vielleicht die erste Förderung steht, die nächste aber nur noch zur Hälfte, und dann heißt es, würdest du es auch mit fünf Drehtagen weniger machen, und wenn wir hier was kürzen, geht's vielleicht doch für 400 000 Euro weniger...
Und Rumänien wird im Ruhrgebiet gedreht
ZEHRFELD Genau. Oder die Karibik auf Mallorca.
TSCHARRE Oder im Freizeitpark Tropical Islands. (lachen)
Aber in Uruguay, wo die Anfangsszene in der Disco spielt, waren Sie nicht?
TSCHARRE Nein, das war in Köln. Aber unser Kameramann war für Außenaufnahmen da!
ZEHRFELD (grinst) Man filmt eine Tür in Uruguay, und sie öffnet sich dann im Club in Köln.
Beim Dreh solcher Discoszenen läuft ja meist keine Musik, wegen möglicher Tonprobleme...
TSCHARRE Dominik Graf legt Wert darauf, dass, wo immer es geht, auch Musik läuft, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Das ganze Team denkt: Wenn ich dieses Lied noch einmal hören muss... (lacht)
ZEHRFELD Aber dafür schätze ich Dominik, dass er im Zweifelsfall auf die bessere Tonqualität verzichtet und sagt, man wird die Leute schon verstehen.
Das muss man allerdings auch durchsetzen können.
ZEHRFELD Ja, klar. Dominik setzt das um, was im Drehbuch steht, und er flippt aus, wenn da
steht "eine volle Disco", und man stellt ihm nur fünfzig Komparsen zur Verfügung.
Über Bären und Pferdekutschen
Wie waren denn die Dreharbeiten in den Karpaten?
TSCHARRE Aufregend. Enorm beeindruckend, diese Natur. Ich bin ja halbe Österreicherin, ich kenne Berge, aber gerade in den Karpaten siehst du bewaldete Berge bis zum Horizont, kein einziger Antennenmast, kein Dorf, gar nichts. Ich wusste gar nicht, dass es so große zusammenhängende Waldgebiete gibt bei uns in Europa, ich dachte immer, das findet man nur in Kanada. Und einmal war ein Bär ganz in der Nähe!
ZEHRFELD Das ist die bärenreichste Gegend in ganz Europa. Rumänien hängt fünfzehn Jahre hinterher, es gibt da keine Industrie, keine Zukunft, da muss noch viel passieren. Aber ein gewisses Gefühl von Romantik kommt schon auf; wenn du aus Bukarest rauskommst, siehst du nur noch Pferdekutschen.
Der Regisseur Christian Petzold, mit dem Ronald Zehrfeld ja auch gearbeitet hat, zeigt seinen Darstellern bestimmte Filme, um ihnen das richtige Gefühl zu vermitteln. Macht Dominik Graf das etwa auch?
ZEHRFELD Nein, Dominik ist der Film. Er lässt uns den nötigen Raum und hat eine unglaubliche Sensibilität, tausend Antennen.
TSCHARRE Während meiner Vorbereitungszeit saß ich mal privat mit Dominik zusammen, und er sagte einfach: Ja, Uli, also bei der Szene da am Rhein, da musst du dann schon rennen... Da wusste ich: Ab morgen wird trainiert, und zwar bis zum Umfallen!
Vielleicht auch wegen der Nacktszene, die im Film zu sehen ist. Haben Sie da vorher ein bisschen gezögert?
TSCHARRE Die Liebesszene stand im Drehbuch, nicht aber, dass Hanna Landauer nackt sein wird. Ich muss gleich dazu sagen: Ich ziehe mich nicht gern aus und biete das eigentlich auch nicht freiwillig an. Aber bei ihrer Backstory und dem Einsatz, bei dem alles schiefgegangen ist, hab
ich mir gedacht: Eigentlich muss man die so schutzlos wie nur irgend möglich zeigen, und das ist in dem Fall nackt. Und Dominiks Überlegung ging im Grunde in die gleiche Richtung, ohne dass wir uns abgesprochen hatten.
ZEHRFELD Das ist doch ein tolles Zeichen, das zeigt, dass ihr eine Sprache sprecht und wie ähnlich ihr tickt. Wie gesagt: Dominik
merkt sofort, wenn du morgens nicht auf dem Klo warst, schlecht geschlafen hast oder sonst irgendwie nicht gut drauf bist.
Fühlt man sich inzwischen gesetzt als Teil der Graf-Familie?
ZEHRFELD Gesetzt möchte ich nicht sagen, aber es ist schon ein Kompliment. Jedes Mal, wenn er mit etwas Neuem kommt und sagt, guck dir das mal an, hättste da vielleicht Zeit, will ich innerlich immer gleich sagen: ja, sofort! Aber es ist keine Gesetzmäßigkeit. Ich mach gern noch zehn, zwanzig Filme mit ihm, aber wenn's nur fünf werden, ist das auch in Ordnung.
TSCHARRE "Zielfahnder" könnte ich problemlos den lieben langen Tag drehen, gerne zwei Filme im Jahr.
Gutes Stichwort: "Zielfahnder" war ursprünglich als potenzielle Reihe angelegt. Könnte es dazu auch immer noch kommen?
ZEHRFELD Ja.
TSCHARRE Wir wissen zumindest, wie es weitergehen soll und auch, wo.
ZEHRFELD Sollte es das, sind wir jedoch auch daran interessiert, dass dieser Anspruch gehalten wird. Wir wissen ja, was normalerweise für solch ein Format zur Verfügung steht. Und dann liegt es am Sender: Wenn man uns will, muss man auch die nötigen Bedingungen schaffen, anspruchsvolle Stoffe umzusetzen, ohne Diskussion im Ausland zu drehen etc., weil wir genau wissen, dass solche Filme mit Dreh in den Karpaten nicht machbar sind für 1,3 Millionen Euro.
TSCHARRE Wir haben nicht umsonst das vorgelegt, was jetzt auf dem Bildschirm zu sehen ist, darunter sollte es nicht gehen.
ZEHRFELD Wir würden keinen Blankoscheck unterschreiben für eine Reihe, bei der wir wüssten, wir haben keinen Einfluss auf die Regie, keinen Einfluss auf die Bücher, und es wird für kleines Geld gemacht. Aber jetzt warten erst einmal alle ab, auch unsere Produzenten Wiedemann und Berg, wie es läuft.
Ausgestrahlt wird der Film an einem Samstagabend.
TSCHARRE Ja. Hoffentlich ist da kein Fußball oder irgendein anderes Großereignis...
ZEHRFELD Oder plötzlich gutes Wetter.
TSCHARRE Genau, dreißig Grad im November, und alle gehen schwimmen! (lacht)
Das Interview führte: Volker Bleeck.
TSCHARRE Aufregend. Enorm beeindruckend, diese Natur. Ich bin ja halbe Österreicherin, ich kenne Berge, aber gerade in den Karpaten siehst du bewaldete Berge bis zum Horizont, kein einziger Antennenmast, kein Dorf, gar nichts. Ich wusste gar nicht, dass es so große zusammenhängende Waldgebiete gibt bei uns in Europa, ich dachte immer, das findet man nur in Kanada. Und einmal war ein Bär ganz in der Nähe!
ZEHRFELD Das ist die bärenreichste Gegend in ganz Europa. Rumänien hängt fünfzehn Jahre hinterher, es gibt da keine Industrie, keine Zukunft, da muss noch viel passieren. Aber ein gewisses Gefühl von Romantik kommt schon auf; wenn du aus Bukarest rauskommst, siehst du nur noch Pferdekutschen.
Der Regisseur Christian Petzold, mit dem Ronald Zehrfeld ja auch gearbeitet hat, zeigt seinen Darstellern bestimmte Filme, um ihnen das richtige Gefühl zu vermitteln. Macht Dominik Graf das etwa auch?
ZEHRFELD Nein, Dominik ist der Film. Er lässt uns den nötigen Raum und hat eine unglaubliche Sensibilität, tausend Antennen.
TSCHARRE Während meiner Vorbereitungszeit saß ich mal privat mit Dominik zusammen, und er sagte einfach: Ja, Uli, also bei der Szene da am Rhein, da musst du dann schon rennen... Da wusste ich: Ab morgen wird trainiert, und zwar bis zum Umfallen!
Vielleicht auch wegen der Nacktszene, die im Film zu sehen ist. Haben Sie da vorher ein bisschen gezögert?
TSCHARRE Die Liebesszene stand im Drehbuch, nicht aber, dass Hanna Landauer nackt sein wird. Ich muss gleich dazu sagen: Ich ziehe mich nicht gern aus und biete das eigentlich auch nicht freiwillig an. Aber bei ihrer Backstory und dem Einsatz, bei dem alles schiefgegangen ist, hab
ich mir gedacht: Eigentlich muss man die so schutzlos wie nur irgend möglich zeigen, und das ist in dem Fall nackt. Und Dominiks Überlegung ging im Grunde in die gleiche Richtung, ohne dass wir uns abgesprochen hatten.
ZEHRFELD Das ist doch ein tolles Zeichen, das zeigt, dass ihr eine Sprache sprecht und wie ähnlich ihr tickt. Wie gesagt: Dominik
merkt sofort, wenn du morgens nicht auf dem Klo warst, schlecht geschlafen hast oder sonst irgendwie nicht gut drauf bist.
Fühlt man sich inzwischen gesetzt als Teil der Graf-Familie?
ZEHRFELD Gesetzt möchte ich nicht sagen, aber es ist schon ein Kompliment. Jedes Mal, wenn er mit etwas Neuem kommt und sagt, guck dir das mal an, hättste da vielleicht Zeit, will ich innerlich immer gleich sagen: ja, sofort! Aber es ist keine Gesetzmäßigkeit. Ich mach gern noch zehn, zwanzig Filme mit ihm, aber wenn's nur fünf werden, ist das auch in Ordnung.
TSCHARRE "Zielfahnder" könnte ich problemlos den lieben langen Tag drehen, gerne zwei Filme im Jahr.
Gutes Stichwort: "Zielfahnder" war ursprünglich als potenzielle Reihe angelegt. Könnte es dazu auch immer noch kommen?
ZEHRFELD Ja.
TSCHARRE Wir wissen zumindest, wie es weitergehen soll und auch, wo.
ZEHRFELD Sollte es das, sind wir jedoch auch daran interessiert, dass dieser Anspruch gehalten wird. Wir wissen ja, was normalerweise für solch ein Format zur Verfügung steht. Und dann liegt es am Sender: Wenn man uns will, muss man auch die nötigen Bedingungen schaffen, anspruchsvolle Stoffe umzusetzen, ohne Diskussion im Ausland zu drehen etc., weil wir genau wissen, dass solche Filme mit Dreh in den Karpaten nicht machbar sind für 1,3 Millionen Euro.
TSCHARRE Wir haben nicht umsonst das vorgelegt, was jetzt auf dem Bildschirm zu sehen ist, darunter sollte es nicht gehen.
ZEHRFELD Wir würden keinen Blankoscheck unterschreiben für eine Reihe, bei der wir wüssten, wir haben keinen Einfluss auf die Regie, keinen Einfluss auf die Bücher, und es wird für kleines Geld gemacht. Aber jetzt warten erst einmal alle ab, auch unsere Produzenten Wiedemann und Berg, wie es läuft.
Ausgestrahlt wird der Film an einem Samstagabend.
TSCHARRE Ja. Hoffentlich ist da kein Fußball oder irgendein anderes Großereignis...
ZEHRFELD Oder plötzlich gutes Wetter.
TSCHARRE Genau, dreißig Grad im November, und alle gehen schwimmen! (lacht)
Das Interview führte: Volker Bleeck.