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"Ich sehe mich nicht als Action-Helden"

Die Macher von "Non-Stop"

Non-Stop
"Non-Stop": Liam Neeson im Einsatz als US Air Marshall STUDIOCANAL
Foto: Cinema, Regisseur Jaume Collet-Serra
Stimmt es, dass Sie unter Flugangst leiden?

JAUME COLLET-SERRA
Oh Gott, ja. Ich kralle mich an meiner Lehne fest und muss am Fenster sitzen, damit ich die Flugzeugturbinen beobachten kann. Denn nur wenn ich hinschaue, fallen sie nicht vom Flugzeug ab.

Und hat es geholfen, diesen Film zu drehen?

JAUME COLLET-SERRA
Im Gegenteil, es ist jetzt leider noch schlimmer. Und wahrscheinlich bin ich auch noch dafür verantwortlich, wenn andere jetzt Angst vorm Fliegen bekommen. Von einem psychologischen Standpunkt aus bin ich gescheitert! Aber mich hat die Idee gereizt, einen Film über die sogenannten Air Marshalls zu drehen, die seit Jahren in jedem US-Flugzeug mitfliegen und die doch zumeist völlig unsichtbar bleiben. Weil unser Air Marshall ein vorbelasteter Ex-Cop mit Alkoholproblemen ist, dachte ich sofort an Liam Neeson. Er kann sehr gut diese Art von Mann spielen, den man trotz all seiner Probleme sofort mag und ihm so ziemlich alles vergibt.

Wie schwierig war es, fast nur auf beengtem Raum zu filmen?

JAUME COLLET-SERRA
Es hatte Vorteile und Nachteile. Wir haben vorher jede einzelne Einstellung sorgfältig geplant, damit wir nicht das ganze Equipment hin- und herräumen mussten. Erst nachdem wir wussten, wie genau wir jede einzelne Szene drehen werden, haben wir das Set so gebaut, dass unsere großen Kameras hineinpassten.

Warum benutzen Sie keine kleinen Digitalkameras?

JAUME COLLET-SERRA
Es ist einfach nicht dasselbe. Die technische Qualität ist fast genauso gut, aber die Einstellung der Crew und der Schauspieler ändert sich. Es ist zwar nicht so, dass sie Digitalkameras nicht ernst nehmen, aber es wird zwischendurch viel mehr geredet, weil jeder denkt, dass man die Szene ja ganz einfach nochmal drehen oder die Kamera einfach weiterlaufen lassen kann. Je häufiger man eine Szene dreht, desto schlechter wird sie üblicherweise. Mir ist die teure, ernsthafte Variante lieber, sie zwingt zur Disziplin.
Foto: Warner Bros., Actionproduzent Joel Silver (hier bei der PK zu "V wie Vendetta")
Es gab in den letzten Jahren mehrere Filme über Flugzeugentführungen. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an "Non-Stop"?

JOEL SILVER
Mir gefällt der altmodische Flair des Films, es gibt eine Ästhetik wie bei Agatha Christie: Jeder hier könnte der Täter sein. Alles Mögliche könnte passieren. Und Du weißt wirklich erst ganz zum Schluss, wer der Attentäter ist. Der Zuschauer wird häufig auf die falsche Fährte gelockt und das gab es so noch nicht. Unsere Recherche zeigt ganz deutlich, dass die Zuschauer eines ganz besonders hassen: Voraussagbarkeit. Sie wollen überrascht werden und lassen sich nicht mehr einfach mit einer offensichtlichen Story abspeisen.

Ist Ihr Beruf heute schwieriger als vor zehn Jahren?

JOEL SILVER
Er ist anders. Ich habe viele sehr dumme Actionfilme gemacht. Auf einige davon bin ich zwar stolz. Aber man muss sich dauernd etwas Neues einfallen lassen, es muss sich immer frisch anfühlen. Mit "The Matrix" haben wir 1999 die gesamte CGI-Technik revolutioniert. Doch bei "Project X", "Sherlock Holmes" und nun "Non-Stop" hingegen verzichteten wir fast völlig auf diese Technik. Das ist einfach mehr mein Ding. In "Non-Stop" gibt es mehr Nahaufnahmen als in jedem anderen Film, mit dem ich involviert war.

Sie haben gerade eben die Klimaanlage in unserer Hotelsuite repariert, an der vorher zwei Hotelangestellte scheiterten. Sind sie ein sehr praktisch orientierter Produzent?

JOEL SILVER
Ich bin kein frustrierter Regisseur, wenn Sie darauf anspielen. Ich will, dass der Regisseur seinen Job macht und ich kümmere mich um alles drum herum. Ich verbringe nicht mehr jede Minute auf dem Filmset, wie ich das früher tat. Ich habe zwei junge Söhne und will so viel Zeit mit ihnen verbringen wie möglich. Aber es gibt jeden Tag ein neues Problem, um das ich mich kümmern muss, egal ob am Set oder von zuhause aus.

Was war das größte Problem bei diesen Dreharbeiten?

JOEL SILVER
Wenige Tage vor Drehbeginn traf der Hurrikan Sandy auf New York und wir verloren fünf Kameras und unseren Kamerawagen. Das Wasser überflutete unser ganzes Set und unser Equipment. Doch das Schwierigste war die zeitliche Verzögerung. Viele Schauspieler und Crewmitglieder haben ihre nächsten Projekte, Pressekonferenzen und andere Termine schon fest eingeplant - wie Flugzeuge, die auf dem Flughafen in einer Reihe auf den Abflug warten. Verzögert sich ein Film, wird die ganze Planung über den Haufen geschmissen. Aber wir haben's geschafft. Wie immer.

Interviews: Tina Werkmann