Die EM ist over. Kommen wir nun, frei nach Monty Python, zu etwas ganz anderem: Olympische Spiele sind ein Kontrastprogramm zum Fußball, das seine Faszination und Emotionalität aus anderen Quellen speist - von geturnter Superheldenaction bis zum Fünfminutendrama.
>>>HIER siehst Du alle Olympia-Highlights live und kostenlos<<<
>>>HIER siehst Du alle Olympia-Highlights live und kostenlos<<<
DIE BESTEN STUNTS DER WELT
Kunstturnen zählt zu den Opfern im fußballbeherrschten TV-Sport. Ein U21-Spiel zwischen Nigeria und Italien hat eher die Chance auf Livebilder als Übungen am Reck. Was sich das TV entgehen lässt, sieht man alle vier Jahre bei Olympia. Die Flugshows der Turnelite sind Superheldenkino ohne Computertrick. Dafür zahlen Sportler einen hohen Preis. Um die schwierigste Reckübung der Welt, einen doppelt gehockten Salto mit zwei Schrauben, zu beherrschen, hat ihr Erfinder, Andreas Bretschneider aus Chemnitz, gezeigt, was Ausdauer heißt: Von den ersten 800 Versuchen haben acht geklappt. Auf den "Bretschneider", wie die Reckfigur nun offiziell heißt, darf man in Rio wahrlich gespannt sein.
STARKE MÄNNER, FLIEGENDE HÄMMER
Wie jeder Gerätesport ist das Gewichtheben längst eine biophysikalische Wissenschaft. Aber ein bisschen Jahrmarkt steckt immer noch drin. Wenn die stärksten Männer der Welt die Hantel umgreifen, erwacht im Zuschauer das staunende Kind. Die Objektivität des Messbaren - wie viel Kilo stemmt der Mann, wie weit schleudert er Hammer und Speer - lieben wir wie einst das Autoquartett ("meiner hat 300 PS, her mit der Karte").
SPORT ALS ÄSTHETISCHES VERGNÜGEN
"Man kann im Sport eine Poesie des Bewegens sehen und in den gelungenen Bewegungsgestalten, in ihrer Dynamik, ihrer Rhythmik, ihrem Fluss, aber auch in der Perfektion ihrer Funktionalität einen ästhetischen Wert erkennen, der einem Gedicht durchaus ähnlich ist."
So begründen zwei Marburger Theoretiker, was uns an Leibesübungen fesselt. Die heutige Inszenierung des Sports mit fliegenden Kameras, die den Zuschauer ins Geschehen hineinholen, unterstreicht diese ästhetische Seite des Sports. Der Erfinder der neuzeitlichen Spiele Pierre de Coubertin sah in der olympischen Idee den "Inbegriff einer Kultur des Leibes, die einerseits auf dem Geist der Ritterlichkeit basiert und zum anderen auf dem ästhetischen Grundsatz des Kults der Schönheit und der Anmut."
Leider haben Hitler und Leni Riefenstahl den Satz bei den Berliner Spielen 1936 anders interpretiert, seitdem kennen wir auch die dunkle Seite des Schönen.
So begründen zwei Marburger Theoretiker, was uns an Leibesübungen fesselt. Die heutige Inszenierung des Sports mit fliegenden Kameras, die den Zuschauer ins Geschehen hineinholen, unterstreicht diese ästhetische Seite des Sports. Der Erfinder der neuzeitlichen Spiele Pierre de Coubertin sah in der olympischen Idee den "Inbegriff einer Kultur des Leibes, die einerseits auf dem Geist der Ritterlichkeit basiert und zum anderen auf dem ästhetischen Grundsatz des Kults der Schönheit und der Anmut."
Leider haben Hitler und Leni Riefenstahl den Satz bei den Berliner Spielen 1936 anders interpretiert, seitdem kennen wir auch die dunkle Seite des Schönen.
ZIEMLICH NETTE SPORTLER
Fußballer haben ein dickes Konto, Olympioniken einen Sympathiebonus. Kann man die neuen jungen Sprintstars der deutschen Leichtathletik nicht mögen?
"Cool, krass, wow", entfährt es ihnen vor der Kamera.
Ihre Spontaneität, ihre kindliche Freude erinnern daran, wie Interviews mal gedacht waren, bevor die Mediencoaches kamen und Sportler nur noch Auswendiggelerntes auf sagen ("Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte"). Natürlich nutzen auch sie Olympia als Bühne, aber es ist ein Unterschied, ob Diskuswerfer Robert Harting sein Trikot zerreißt oder Ronaldo.
"Cool, krass, wow", entfährt es ihnen vor der Kamera.
Ihre Spontaneität, ihre kindliche Freude erinnern daran, wie Interviews mal gedacht waren, bevor die Mediencoaches kamen und Sportler nur noch Auswendiggelerntes auf sagen ("Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte"). Natürlich nutzen auch sie Olympia als Bühne, aber es ist ein Unterschied, ob Diskuswerfer Robert Harting sein Trikot zerreißt oder Ronaldo.
DER REPORTER UND DAS DRAMA
Stimme heben, steigern, pressen, schreien - Ekstase. Sportreporter haben gelernt, wie man den Kampf um eine Medaille zum Moment macht, an dem die Welt den Atem anhält. Anders als die Kollegen vom Fußball, die in 90 langen Minuten viel erzählen können, lebt der Wurf, Sprint, Schwimmkommentator nach dem Motto: Du hast keine Zeit, also nutze sie.
"Flieg, Albatros, flieg" (Jörg Wontorra an Michael Groß, den Schwimmer) klingt auch 32 Jahre später noch nach. Im deutschen Ruderachter sah ZDF-Mann Yorck Polus 2012 einen "menschlichen Achtzylinder, der auf Hochtouren läuft". Dann lief Polus kurz vorm Ziel zur Höchstform auf:
"Und nun mit geschlossenen Augen hinein ins
Finish, der Lichtschalter ist ausgeknipst, ein Trip ins Unterbewusstsein."
Ein fünfminütiges Crescendo über die Qualen der Ruderer parallel zur ruhigen Eleganz der Bilder...
"Flieg, Albatros, flieg" (Jörg Wontorra an Michael Groß, den Schwimmer) klingt auch 32 Jahre später noch nach. Im deutschen Ruderachter sah ZDF-Mann Yorck Polus 2012 einen "menschlichen Achtzylinder, der auf Hochtouren läuft". Dann lief Polus kurz vorm Ziel zur Höchstform auf:
"Und nun mit geschlossenen Augen hinein ins
Finish, der Lichtschalter ist ausgeknipst, ein Trip ins Unterbewusstsein."
Ein fünfminütiges Crescendo über die Qualen der Ruderer parallel zur ruhigen Eleganz der Bilder...