Wortkarg, cool und immer unterschwellig aggressiv: So kennen und lieben Fans den Filmstar Clint Eastwood. Doch hinter dem ausdrucksstarken Gesicht, das seit den 1960ern immer wieder die Popkultur prägte, steckt mehr als nur die Legende. 1930 wurde Eastwood am 31. Mai als Clinton Eastwood Jr. in San Francisco geboren. Während der Zeit der Großen Depression in den USA zogen er und seine Familie notgedrungen häufig um. Eastwood besuchte zehn verschiedene Schulen, galt als introvertiert, schüchtern und ohne Selbstbewusstsein. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.

1951 machte er die Bekanntschaft, die ihn zum Schauspielen inspirierte. Als er ins Heer einberufen wurde, lernte er dort David Janssen kennen, der später in der Serie "Auf der Flucht" als Dr. Richard Kimble berühmt wurde. Janssen empfahl Eastwood, es wie er in Hollywood mit dem Schauspiel zu versuchen. So landete Eastwood mit Kleinstrollen in Monsterfilmen wie "Tarantula" oder "Die Rache des Ungeheuers" – ehe 1964 ein Mann aus Italien anklopfte …

Clint Eastwood: Durchbruch mit Italowestern und "Dirty Harry"

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Unsterblich cool im Poncho: Clint Eastwood in "Für eine Handvoll Dollar".

1964 wurde der italienische Regisseur Sergio Leone auf Clint Eastwood aufmerksam. Für eine Gage von nur 15.000 Dollar engagierte er den 1,90m großen Schauspieler für die Hauptrolle im Western "Für eine Handvoll Dollar". Der freche, brutale und zynische Film wurde zu einem Kassenschlager und löste die Italowestern-Welle der 1960er aus. Leone und Eastwood drehten noch zwei weitere Dollar-Filme. Auch "Für ein paar Dollar mehr" und das von Kritikern als aufwendiges Meisterwerk verehrte Epos "Zwei glorreiche Halunken" waren sensationelle Erfolge, die Eastwood zum Star der Stunde machten. Durch seine Rolle als meist stiller, unnahbarer Revolverheld wurde er zur Ikone der Popkultur.

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Der Cop-Thriller "Dirty Harry" machte Eastwood endgültig weltberühmt.

Den Erfolg nutzend ging Eastwood nach Amerika und drehte auch dort Western im Stil der Leone-Filme wie "Hängt ihn höher". Außerdem bewies er sich in komödiantischen Parts wie in "Ein Fressen für die Geier" oder als Actionheld in dem Weltkriegsfilm "Stoßtrupp Gold". Doch der letzte Schritt zum Weltstar folgte 1971 unter der Regie von Don Siegel: Als "Dirty Harry" jagte Eastwood im gleichnamigen Film als Polizist mit unkonventionellen Methoden einen psychopathischen Serienmörder. Die Rolle, die Eastwood dem eigentlich vorgesehenen Frank Sinatra wegschnappte, prägt sein Image als coolen, kalten Einzelgänger bis heute.

Oscar-Erfolge mit "Erbarmungslos" und "Million Dollar Baby"

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Als Regisseur war Eastwood oft auf Oscar-Kurs, wie hier in "Million Dollar Baby" als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller.

Neben einer beeindruckenden Schauspielkarriere erstreckt sich Eastwoods Werk auch hinter der Kamera über die Jahrzehnte. Seit er 1971 mit "Sadistico" seinen ersten Film drehte, brachte er fast jedes Jahr einen Film heraus und gründete dabei seine eigenen Produktionsfirma Malpaso. Mit Filmen wie "Der Texaner" oder "Heartbreak Ridge" eiferte er seinen Vorbildern Sergio Leone und Don Siegel nach. In den Hauptrollen besetzte er sich meist selbst und etablierte sich so als ernstzunehmender Filmschaffender.

1992 gelingt ihm der große Triumph bei den Oscars. Im pessimistischen, rabenschwarzen Spätwesern "Erbarmungslos" spielte er mit seinem eigenen Alter und führte die Motive der Dollar-Trilogie fort. Für seine entmythologisierende Abrechnung mit Western-Geschichten gab es 1993 vier Oscars, zwei davon an Eastwood: Als Produzent für den Besten Film und für die Beste Regie. Es folgten u. a. der sehr erfolgreiche Liebesfilm "Die Brücken am Fluß", wo er sich als Liebhaber an der Seite von Meryl Streep behauptete und sein zweiter Oscar-Erfolg mit "Million Dollar Baby". In diesem vielfach preisgekrönten Drama erzählt Eastwood packend und schonungslos von sportlichem Ehrgeiz und Sterbehilfe, gewann erneut bei den Oscars als Produzent und Regisseur.

Clint Eastwood: 38 Filme als Regisseur und kein Ende in Sicht

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In "The Mule" ging Clint Eastwood nochmal im Alter von 88 Jahren vor die Kamera – und führte außerdem Regie.

Mittlerweile ist er nur noch selten vor der Kamera zu sehen (zuletzt als Drogenschmuggler in seinem "The Mule") und stattdessen widmet er sich ganz der Regie. Dabei beleuchtet er zumeist das Schicksal realer Menschen: Im Kriegsfilm-Zweiteiler "Flags of our Fathers" und "Letters from Iwo Jima" zeigt er eine Schlacht des Zweiten Weltkriegs aus beiden Perspektiven: erst aus amerikanischer, dann aus japanischer Sicht. In "Sully" würdigt er den Piloten Chesley Sullenberger, der 2009 mit der Wasserlandung eines Passagierflugzeugs im Hudson River seinen Passagieren das Leben rettete. Der Kinostart seines neusten Films "Der Fall Richard Jewell" wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie in Deutschland verschoben. Es ist sein 38. Spielfilm.

Das Leben und Schaffen Clint Eastwoods sind nicht frei von Kontroversen: Für die Verfilmung des Lebens des US-amerikanischen Scharfschützen Chris Kyle in "American Sniper" bekam er viel Kritik aus dem linken Lager. Von seiner kritisch beäugten Unterstützung für Donald Trump im Wahlkampf 2016 hat er sich mittlerweile distanziert. Sich selbst bezeichnet Eastwood oft als Liberalen, lässt sich und seine Filme nie politisch links oder rechts einordnen.

Er ist ein Outlaw in Hollywood, der kompromisslos seine Kunst durchzieht. Vielleicht ist er sogar der letzte Cowboy im wilden Westen des Filmgeschäfts.