Mal gelungen ("Die glorreichen Sieben"), mal komplett sinnlos ("Ben Hur"): Remakes sind in Hollywood gerade schwer in. Komischerweise haben die Produktionsfirmen noch nicht an diese zwölf Filme gedacht, von denen wir uns dringend ein Update wünschen - sei es wegen politischer Aktualität, technischer Fortschritte oder weil wir uns nach einer besseren Adaption einer geliebten Vorlage sehnen.

1984 (1984)

Der Roman von George Orwell ist seit seinem Erscheinen 1948 zu einem Synonym für einen totalen Überwachungsstaat geworden ("Big Brother is watching you"). Gerade ist der Klassiker Trump sei Dank, in der Bestsellerliste von Amazon gelandet. Höchste Zeit also für eine Neuverfilmung nach der letzten Version aus dem Jahr 1984 (!) mit dem jüngst verstorbenen John Hurt.
Sebastian Milpetz

Die 12 Geschworenen (1957)

Ein Remake von 12 Angry Men klasse: Ich finde den Film zwar geil und zeitlos, aber heute könnte man daraus wieder einen tollen Ensemblefilm (auch mit Frauenrollen) stricken. An Aktualität hat das Thema ja eher gewonnen als verloren. Schauspieler die ich mir in dieser Runde vorstellen könnte, wären u.a. Joel Edgerton, Matt Damon, Michael Shannon, Brie Larson, Tom Hanks, Jessica Chastain. 1997 gab es zwar ein gelungenes Remak von William Friedkin, aber auch ohne Frauen.
Maximilian Fischer

Spider-Man (2002)

Dieses Jahr startet das x-te Reboot des Comicklassikers, diesmal mit Tom Holland in der Titelrolle. Uns ist das aber noch nicht genug: Wir fordern die definitive "Spiderman"-Verfilmung - und zwar von Body-Horror-Spezialist David Cronenberg. Wie in Cronenbergs "Die Fliege" sollte sich Peter Parker langsam und quälend in eine Monsterspinne verwandeln, die dann in New York aufräumt. Danach dürften keine Superheldenfilme mehr gedreht werden.
Sebastian Milpetz

Moderne Zeiten (1936)

Charlie Chaplins "Modern Times" hat 1936 gesessen, weil es dem industriellen Zeitgeist eine schallende Ohrfeige verpasst hat. Die Figur des Tramps, die den vollkommen leblosen Abläufen der Arbeitswelt ein karikatureskes Spiegelbild vorhielt, war große Kunst. Was spricht dagegen, dem digitalen Zeitalter ein ähnlich trockenes Zeugnis auszustellen? Die Auswüchse der heutigen Algorithmus-gesteuerten-Big-Data-Cloud-Sphäre wäre eine Steilvorlage für einen modernen Stummfilm mit doppeltem Boden. Wer würde besser passen als Jim Carrey in einer grotesk überzeichneten Rolle als "moderner Tramp", der Tastatur-hackend im Datenzentrum eines riesigen, nicht näher betitelten Google-Facebook-Apple-Unternehmens sitzt und täglich trottend den Heimweg antritt? Dort angekommen, konsumiert er leidenschaftslos Netflix-Amazon-basierte Film-und Serienvorschläge, ohne die leiseste Spur einer Regung zu zeigen und "swipet" nebenher völlig ungerührt über seine Dating-App auf dem Smartphone. Die einzig nennenswerte Nebenrolle bekleidet Bill Murray als Sprecher einer Gute-Nacht-Geschichten-App. Jeden Abend liest er in monotonem Duktus banale Geschichten eines miserablen Autoren-Bots vor. Die Augen fallen zu, der Bildschirm wird schwarz. Abblende. Ende.
Steven Sowa

Der Rasenmähermann (1992)

Ein zurückgebliebener Gärtner wird durch Stimulierung in Virtual-Reality-Welten zur gefährlichen Intelligenzbestie. Die Effekte des 1992er Films wirken heute wie ein billiger Bildschirmschoner doch heute, da Virtual-Reality-Brillen vor dem kommerziellen Durchbruch stehen, ist das Thema aktueller denn je. Ein kluger Regisseur wie Alex Garland ("Ex Machina") oder Denis Villeneuve ("Arrival") könnte aus dem Stoff sicherlich eine raffinierte Auslotung der Grenzen zwischen Realität und Virtualität rausholen.
Sebastian Milpetz

Brotherhood of Tears - Die letzte Lieferung (2013)

Ein verkorkster Ex-Cop findet einen seltsamen Job: Er muss sich jeden Tag in einem Büro einfinden und in der Regel gar nichts tun. Wenn das Telefon klingelt, muss er allerdings einen Koffer an eine bestimmte Adresse liefern - in den er, klaro, niemals hineingucken darf. Makabrer, aber nur mäßig blutiger Rätselthriller mit sehr französischer Pointe, die man aber auch problemlos nach Kalifornien übertragen könnte (mehr kann ich zur Auflösung nicht verraten). Könnte man ruhig noch mal mit mehr und besserer Action inszenieren.
Roland Kruse

Manche mögen's heiß (1959)

Wenn dieses "Männer verkleiden sich als Frauen" richtig pointiert aufgezogen wird, dann funktioniert das heute immer noch sehr gut. Am besten mit zwei talentierten und jungen Schauspielern. Miles Teller und Josh Hutcherson oder Logan Lerman wäre ein Traum. Regisseur: Greg Motolla/Todd Phillips (wenn er zu alter Stärke zurückkehrt)
Maximilian Fischer

Resident Evil (2002)

Zwar bewegt sich die Story der Vorlage auch eher in B-Movie-Gewässern, aber Paul W. S. Anderson hat in seinen zerschnittenen Actionorgien nichts von der beängstigenden Survival-Atmosphäre der Capcom-Games übrig gelassen. Spannend wäre es, zu sehen, wie die ursprünglich geplante Version vom Gottvater des Zombiefilms George A. Romero ausgefallen wäre.
Johannes Noldt

Der Golem, wie er in die Welt kam (1920)

Dominik Graf dreht zwar gerade schon ein Remake, ich würde mir aber eine erwachsene Kinderstory mit King Kong-Motiven von Tim Burton wünschen. Das Grundthema des Films erinnert mich auch immer etwas an "Der Gigant aus dem All" und davon kann es nicht genug geben. Der Film ist aus den 1920ern, Rein technisch könnte man da heute auch schon viel machen.
Maximilian Fischer

WarGames (1982)

In dem Hacker-Kultfilm des gerade von der Filmwissenschaft wiederentdeckten Regisseurs John Badham löst ein Teenager aus Versehen fast einen Atomkrieg aus. Denkbar wäre ein Update, bei dem ein heutiger Teenie beim Pornogucken einen veritablen Cyberkrieg auslöst oder eine ironisch-nostalgische Neuverfilmung im Stil von "Stranger Things".
Sebastian Milpetz

Das fliegende Auge (1983)

Noch ein prophetischer 80er-Hit von John Badham: Ein Pilot (Roy Scheider) testet einen Kampfhubschrauber voll raffinierter Überwachungstechnik und stößt auf eine Polit-intrige... Schon 1983 keine Science Fiction, ist das Szenario dank Drohnen aktueller denn je.
Sebastian Milpetz

Der goldene Kompass (2007)

Den Auftakt von Philip Pullmans genialer Steampunk-Jugendbuchtrilogie sollte man nach zehn Jahren ruhig noch mal verfilmen, gern mit den Dekors und den Oscar-prämierten Tricks der ansonsten verunglückten Adaption von 2007, aber diesmal bitte mit den ambivalenten Charakteren und der deutlichen Kritik an organisierter Religion.
Roland Kruse