Hollywood traute sich erst 1948 daran: Als Vergewaltigungsopfer in Schweigende Lippen errang Jane Wyman einen Oscar. Akira Kurosawas Rashomon (1950) wurde für den Oscar als Bester Auslandsfilm nominiert, Ingmar Bergman erhielt ihn zehn Jahre später für Die Jungfrauenquelle (1960). All dies waren kunstvolle, gar poetische Dramen, ihre schöne Form schützte ein wenig vor dem bestür­zenden Inhalt.

Eine weitere Dekade später, zur Zeit von sexueller Revolution und Vietnam-Krieg, sah die Welt anders aus, mal poppig-dekadent wie in Stanley Kubricks Uhrwerk Orange, mal zynisch-brutal wie in Sam Peckinpahs Wer Gewalt sät (beide 1971). Beide Filme wollten sexuelle Gewalt in den größeren Zusammenhang der gesamt­gesellschaftlichen Gewalt stellen, riefen damals jedoch Abscheu hervor. Der bislang letzte große "Skandalfilm" war Gaspar Noés Irreversibel (2006), der alles in sich vereinte (Kunst, Poesie, Exzess) und mehr verstörte als jeder Film zuvor...

Vergewaltigungen nach #MeToo im TV

Vergewaltigungen sind all­gegenwärtig, in Deutschland wird jede vierte Frau einmal zum Opfer, und alle drei Minuten passiert bei uns ein weiterer Fall. Schon deshalb müssen sich Kino und Fernsehen damit befassen - damit wir besser verstehen, damit wir gewarnt sind. Jetzt, in der Zeit von #MeToo, ist das Thema mit zwei großen TV-Filmen im Fernsehen ­angelangt: Alles Isy und Sieben Stunden. Beide Filme sind verantwortungsvoll ­gemacht und besitzen große Relevanz. Gleichwohl gilt: Wenn Sie unsicher sind, ob Sie sich damit seelisch zu sehr belasten, schalten Sie besser nicht ein! Abscheulich bleibt das Thema immer.