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TV-Kritik

Sozialgrusel

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Eine betuliche Reportage über das "Ganz Unten" auf dem Arbeitsmarkt

37 GRAD: DA HABE ICH MEINEN STOLZ (ZDF, Dienstag, 22.15 Uhr)
Es gab Zeiten, da waren fast wöchentlich Kamerateams bei den Tagesjobvermittlungen der Arbeitsämter. Doch daran, dass es in Deutschland auch ein "Ganz Unten" gibt, möchte der Fernsehzuschauer angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise wohl nicht so gern erinnert werden. Deshalb war die gestrige, recht betuliche Reportage aus der Reihe 37 Grad über die Jobcenter ein wichtiger Beitrag.
Es wurden in verschiedenen Städten Arbeitssuchende begleitet, die sich früh morgens in Arbeitsamt begeben, um für einen Niedriglohn zwischen 5 und 7 Euro einen Tagesjob zu übernehmen. Das sind meist besonders schmutzige und körperlich anstrengende Tätigkeiten etwa auf dem Bau, bei Entrümpelungen oder als Umzugshelfer. Jeden Werktag geht die Job-Lotterie in den Großstädten um 5 oder 6 Uhr in den Jobcentern los, zwischen 12 und 30 Arbeitssuchende stehen für solcherlei Angebote an. Das Reporterteam ergründete, warum diese Menschen sich das antun: Früh aus dem Bett und ab zum Arbeitsamt ohne eine Garantie dafür einen Job zu bekommen. Es sind natürlich die Gestrauchelten der Gesellschaft, die vor die Kamera treten. Mit Migrationshintergrund, ohne familiäre Bindungen, Alkoholproblemen, kurz: die Schwachen in der Gesellschaft, die sich schon immer als Tagelöhner verdingt haben.
Allerdings wurde auch der Bauarbeiter gezeigt, der kurzfristig ohne Beschäftigung ist und sich so sein Salär aufbessern will.
Die Arbeit ist hart, mies bezahlt und bei vielen Arbeitgebern haben die Jobber nicht den besten Ruf. Aber immerhin sind die Jobber sozialversichert. An den wirklichen Arbeitsstrich, wo sich meist Osteuropäer für 2 oder 3 Euro die Stunde und ohne staatliche Kontrolle anbieten, hat sich diese Reportage leider nicht herangewagt.


Kai Rehländer