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TV-Kritik

Mission Hollywood (RTL, Montag, 20.15 Uhr)

Schweiger, Sonne und schmutzige Tänze - die dritte Ausgabe der Film-Castingshow.

Vielleicht bin ich castingshowmüde, vielleicht geht mir Til Schweiger auf die Nerven, vielleicht hat RTL die falschen Kandidatinnen ausgesucht - "Mission Hollywood", das jüngste Kind des Castingwahns im deutschen Fernsehen, ist eine harte Geduldsprobe für Freunde knackiger TV-Unterhaltung. So sieht ein Flop aus, kein Blockbuster.

Nach Topmodels, Superstars, Showstars und Supertalenten aller Art durchlaufen jetzt Möchtegern-Schauspielerinnen die kurze Castingshow-Karriere. Ziel: eine vermutlich klitzekleine Rolle im Sequel eines mittelprächtigen Hollywoodfilms. Challenges, Trainerstunden, Tränen - als hätten wir das alles nicht schon hundertmal gesehen. Dass die Talentshow diesmal im schillernden Filmbusiness spielt, macht das Trottel-Theater auch nicht glamouröser. Da kann die kalifornische Sonne noch so hell am Himmel leuchten, Til Schweiger noch so fotogen im Convertible über den Hollywood Boulevard rollen.

Wenn Sex keine gute Idee ist

Der Reihe nach: In der dritten Ausgabe von "Mission Hollywood" müssen die acht verbliebenen Schauspielschülerinnen praktisch unlösbare Aufgaben meistern. Sie sollen lernen, astrein Amerikanisch zu sprechen. Notfalls auch mit einem Korken im Mund. Denn Ex-Hollywood-Nebenrollen-Germane Til weiß: In Hollywood hast du als Schauspieler bessere Chancen ohne Akzent. Ach nee ... Nach dem trockenen Sprechtraining wirds schlüpfrig. Die Mädels sollen die berühmt-berüchtigten Tanzszenen aus "Pulp Fiction" und "Dirty Dancing" nachspielen. Natürlich mit einem knackigen Partner an ihrer Seite und bitte schön hübsch körperbetont. Kandidatin Margarita ahnt nichts Gutes und jammert: "Muss denn immer alles mit Sex zu tun haben?" Ja, muss es, Baby - wir sind in Hollywood Babylon.

Beim Tanztraining stellen sich die etwas verkopft und verhärmt wirkenden Damen aus Germany ziemlich stoffelig an. Trainer Bernard missbilligt das unrunde Gewackel der Fräuleins und raunzt Annika an: "Haben Sex mit dir ist nicht eine gute Idee." Aber nicht nur mit dem Sex scheinen die Mädels Probleme haben, mit dem Schauspielern haperts auch ein bisschen. Die vermeintlich "heißen" Schrittfolgen à la Hollywood sehen eher nach Tanzschule in Hamburg-Harburg aus. Das fällt auch Til Schweiger auf. Seine Kritik verpackt er gentlemanlike in nette Worte - trotzdem gibts wieder Tränen. Ein Trauerspiel.

Vielleicht hat wenigstens Schweiger seinen Spaß mit der Show gehabt. Ständig umringt von einer Horde hilfloser junger Frauen durfte er im sonnigen L. A. den netten Onkel spielen - beneidenswert. Schweiger wird auch nach diesem Flop ein Star (in Germany) bleiben. Von seinen Kandidatinnen aber wird keine je einen Oscar gewinnen. Auch wenn die Mädels schon mal eine Academy-Dankesrede üben mussten.

Thomas Meins