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TV-Kritik

Keine für Alle

Die wahren Gründe für den Flop der ARD-Soap "Eine für Alle"

EINE FÜR ALLE - FRAUEN KÖNNEN`S BESSER (ARD, Mittwoch, 18.50 Uhr)
"Keine für Alle" witzeln schon die Mediendienste, wenn die Einschaltquoten für die brandneue und auf allen ARD-Kanälen (auch im Rundfunk) heftigst beworbene Vorabendsoap kommentiert werden. Das ist unfair, weil es so viele schöne Dinge gibt, die man um 19 Uhr tun kann. Man kann zum Beispiel im ZDF sich die Nachrichtensendung "heute" ansehen. Oder im Kika "Wickie und die starken Männer". Oder die Soap "Alles was zählt" auf RTL. Oder aber die "Simpsons" auf Pro Sieben.

Wobei zu sagen wäre, dass die "Simpsons" intelligentere Kapitalismuskritik bieten, als die Schweißerinnen-Schmonzette im Ersten und es die kernigeren Kerle sowieso bei Wickie gibt. Wer echtes Drama um die Wirtschaftskrise sehen will, ist bei "heute" besser aufgehoben und wie eine Soap funktioniert, wird eindrucksvoll bei "Alles was zählt" demonstriert.

Ein bisschen fieser Deutschrockschlager (von "Ich und Ich" oder "Silbermond") allein ist noch nicht jugendlich. Zudem sind echte Schauspieler zu sehen und nicht nur die üblichen dilletantischen Darsteller, von deren unbedarften, klischeüberladenen Spiel dieses Genre so lebt. Die Ausstattung und auch teilweise das Licht sind von einer solchen Qualität, die einfach nicht in die tägliche Vorabendverwurstung passen. Haben Sie schon mal ein Hamburger mit einem Vollkornbrötchen zubereitet? Das schmeckt komisch bis gar nicht. Das gewohnte Mundgefühl fehlt. So ähnlich ist es mit "Eine für Alle".

Das Thema ist voll aktuell, die Schauspieler ganz gut. Warum hat man nicht versucht, aus diesem Stoff eine Abendserie zu stricken? Für den Vorabend hat die ARD ja immer noch Seniorenbetreuer Pilawa.

Kai Rehländer