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TV-Highlight

"Die Zeit erlebbar machen"

Eine moderne deutsche Heldengeschichte und hochemotionale Rekonstruktion der Odyssee von 82 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord der Lufthansamaschine "Landshut".

Foto: ARD Degeto / Stephan Rabold, Anders als im Fall der Entführungen des Berliner CDU-Spitzenpolitikers Peter Lorenz geht Bundeskanzler Schmidt (Christian Berkel) nicht auf die Forderung nach Freilassung der RAF-Terroristen ein.
Interview mit Christian Berkel, der zum zweiten Mal "Krisenkanzler" Helmut Schmidt spielt.

TV SPIELFILM: Ist Mogadischu illustrierte Zeitgeschichte oder ein Fiction-Event?

Christian Berkel: Beides. Wobei ich das Wort Event in diesem Zusammenhang nicht so mag. ARD-Programmdirektor Günter Struve hat den Film "das Fiction-Event 2008" genannt. Das ist ja auch in Ordnung. Der Film braucht solche Superlative aber eigentlich gar nicht.

Kann ein solcher Film helfen, ein Trauma wie den Deutschen Herbst aufzuarbeiten?

Ja. Allerdings muss sich solch belastenden Ereignissen langsam annähern. Breloers "Todesspiel" von 1997 thematisierte die Ereignisse als Doku-Drama, eine für die damalige Zeit kluge, weil halbnahe Form.

Und nun, elf Jahre später, darf man mit "Mogadischu" emotionaler werden?

Ich glaube, ja. Unser Film emotionalisiert, er versucht diese schreckliche Zeit erlebbar zu machen.

Sind "Baader Meinhof Komplex" und "Mogadischu" Teil einer Welle von RAF-Filmen?

Das kann sein. Wenn wir mal etwas anfangen, sind wir Deutschen ja recht gründlich. Zumindest was historische TV-Movies angeht.

Welche Periode wird wohl als Nächstes fiktionalisiert?

Das Wirtschaftswunder wäre spannend, vor allem, wenn man die Geschichte der BRD parallel zur Geschichte der DDR erzählen würde.

Gibt es andere historische Persönlichkeiten, die Sie gern spielen würden?

Ja, Günter Wallraff. Er hat viel aufgedeckt. Neben der politischen Ebene würde mich sehr das komödiantische Spiel mit den Maskierungen reizen. Er hat in seinen Verkleidungen unangekündigt zu Hause geklingelt. Wenn seine Familie ihn erkannt hat, war die Maske nicht gut genug.

Sie spielen Helmut Schmidt nach "Die Sturmflut" nun bereits zum zweiten Mal. Was ist Ihnen an ihm aufgefallen?

Obwohl er extrem diszipliniert und kontrolliert ist, pflegt er drei signifikante Süchte: Nikotin, Cola und Schnupftabak. Aber selbst das wirkt paradoxerweise strukturiert. Diese Ambivalenz ist in seiner physischen Präsenz ebenso spürbar wie in seinem eloquenten Sprachstil.

Wann kommt "Helmut Schmidt - die Serie"?

Christian Berkel: (lacht) Ich lasse mich überraschen.

Frank Aures