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Tatort-Check: Intensiver Fall aus Stuttgart - dank toller Hauptdarstellerin

Felix Klare in Tatort: Anne und der Tod
Felix Klare in "Tatort: Anne und der Tod"

Ein subtiles Krimidrama mit dem Stuttgarter Ermittlerteam über ambulante Pflege, Demütigung und offene und verdeckte Abhängigkeitssysteme.

"Frau Werner, das ist Schlamperei!", "Frau Werner, so geht das nicht!", "Frau Werner, was sind Sie eigentlich von Beruf?", "Frau Werner, für das Geld, das Sie kriegen, könnten Sie Ihre Arbeit wenigstens halbwegs anständig machen". Immer wieder musste sich die ambulante Altenpflegerin Anne Werner (grandios: Katharina Marie Schubert) solche Sprüche von der herrischen Gattin ihres Patienten Christian Hinderer gefallen lassen.

Als die ihren Mann tot am Fuß der Treppe ihrer Maisonettewohnung findet, kommt ein Verdacht auf: Hat Anne ihm einen Schubs gegeben? Und falls ja, warum? Ging es um gestohlenes Geld? – Weil auch der bettlägerige, medikamentös gut eingestellte Paul Fuchs überraschend gestorben ist, der ebenfalls von Anne betreut wurde, muss sie sich in einem intensiv geführten Verhör den Fragen der Ermittler Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) stellen. Immer neue Details und Erkenntnisse lassen die Kommissare zweifeln, ob es sich bei der alleinerziehenden Mutter um eine barmherzige Samariterin oder um einen Todesengel handelt…

In einer virtuos montierten Rückblendenkonstruktion erzählt Jens Wischnewski ("Die Reste meines Lebens") von den Zwängen und brutalen Demütigungen im Leben der Altenpflegerin, die irgendwie über die Runden kommen muss. Unverblümt krass und klischeefrei läuft der Film auf ein ambivalentes Ende zu.
Katharina Marie Schubert: Großes Theater und kluge Rollenauswahl
Foto: Sender, Anna Katharina Schubert in "Tatort: Anne und der Tod"
In dem herausragenden Stuttgarter "Tatort" ist Schubert das Kraftzentrum: Absolut hinreißend, wie die 42-Jährige die mal patente, mal naive und
dann wieder sehr clevere Figur der Anne Werner spielt.

Theatergänger lernten Schubert zwischen 2001 und 2008 als Mitglied des Ensembles der Münchner Kammerspiele zu schätzen. Damals spielte sie in Inszenierungen von Starregisseuren wie Jossi Wieler, René Pollesch oder Thomas Ostermeier. Ab 2010 trat sie u. a. in Berlin am Deutschen Theater und am Hamburger Thalia Theater auf.

Im Fernsehen war sie zuletzt in Wolfgang Murnbergers Sozialkomödie "Keiner schiebt uns weg" zu sehen sowie in dem DDR-Drama "Zuckersand" (2018) von Dirk Kummer, das u. a. mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Eine Ehrung, die man sich auch für "Anne und der Tod" gut vorstellen kann...