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Skandal

Whitewashing: Wenn Weiße Asiaten spielen

Whitewashing: Wenn Weiße Asiaten spielen
Getty Images

Nach "Ghost in the Shell" hat Hollywood mit "Ni'ihau" über einen hawaiianischen Kriegshelden, der von einem weißen Schauspieler gespielt wird einen neuen "Whitewashing"-Skandal. Wir erklären, was dahinter steckt.

Es ist wieder passiert: Für den Film über den hawaiianisch-stämmigen, also polynesischen US-Soldaten und Kriegshelden Benehakaka "Ben" Kanahele wurde ein weißer Schauspieler verpflichtet. Auf Twitter sorgte die Entscheidung prompt für Entrüstung, die Collagen, die Twitterer gleich mitlieferten, erklären warum:




Kurz nach "Ghost in the Shell" hat Hollywood also seinen nächsten Whitewashing-Skandal. Wir erinnern uns: Rupert Sanders verfilmte kürzlich den japanischen Kultanime von 1995 - und besetzte die (natürlich sichtbar japanische) Hauptfigur mit der sichtbar nicht-asiatischen Scarlett Johannson. Der Aufschrei war erwartbar groß, schließlich war die Weißwaschung dieses Heiligtums der japanischen Popkultur nur die neueste und bekannteste Ausprägung der langen Geschichte des Whitewashing, der Besetzung von nicht-weißen Rollen mit weißen Schauspielern.

Heute würde niemand mehr einen, sagen wir, Leonardo DiCaprio schwarz anmalen um Shakespeares "Othello" zu verfilmen, wie es früher mit Orson Welles oder Laurence Olivier geschah, ganz zu schweigen von den Ministrel Shows des 19. Jahrhundert, bei dem sich weiße Amerikaner mit Schuhcreme das Gesicht anmalten um sich über Schwarze lustig zu machen. Noch 1961 schien es kein Problem zu sein, dass der kalkweiße Mickey Rooney in "Frühstück bei Tiffany" in grotesker Aufmachung die Karikatur eines Asiaten hinlegte.
Emma Stone auf Hawaii
Heute, in aufgeklärteren, politisch sensibleren Zeiten kommt das Whitewashing subtiler daher. Figuren, die in Roman,- Comic- oder sonstigen Vorlagen eindeutig asiatischer, afrikanischer oder sonstiger Herkunft sind werden von weißen Schauspielern verkörpert.

Eine kleine Auswahl aus den letzten Jahren: Tidla Swinton spielt in "Dr.Strange" den "Ancient One", in der Comicvorlage deutlich asiatisch gestaltet. In "Aloha" spielt Emma Stone (!) eine Frau mit chinesisch-polynesischem Hintergrund. Der garantiert nicht-persische Jake Gyllenhaall gab in "Prince of Persia" die Titelrolle und in den Bibelverfilmungen "Noah" und "Exodus" sind die Stars Russell Crowe bzw. Christian Bale und keine Schauspieler aus dem Nahen Osten.

Die Beweggründe hinter dem ethnisch inkorrekten Casting sind dabei knallhart monetärer Natur. Mit einem "Mohammed so und so aus so und so" bekommt man eben keine Filme finanziert, sagte einmal "Exodus"-Regisseur Ridley Scott.
Farbenblindes Casting oder Blackwashing?
Es gibt aber auch positive Beispiele: So machte sich Walt Disney Pictures große Mühe, alle Sprecherrollen des animierten Südsee-Abenteuers "Vaiana" mit polynesischen Sprechen zu besetzen, darunter Hollywoods neuer Allzweckwaffe Dwayne "The Rock" Johnson.

Und es gibt auch die Umkehrung von Whitewashing: Nicht-weiße Schauspieler spielen Figuren, die in der Vorlage noch weiß waren: Morgan Freeman in "Die Verurteilten", Samuel L. Jackson als Nick Fury in diversen Marvel-Filmen oder jetzt Idris Elba in der Stephen-King-Verfilmung "Der dunkle Turm".

Farbenblindes Casting nennt man das in diesem Fall, manche nennen es auch Blackwashing. Aufregen werden sich darüber jedoch höchstens ein paar Comicfans, die sich über jede Änderung gegenüber ihrer geliebten Vorlage echauffieren würden. Wer das farbenblinde Casting für rassistisch hält, argumentiert geschichtsblind und blendet die Geschichte der (kulturellen) Unterdrückung von ethnischen Minderheiten durch die weiße Mehrheitskultur aus. Die offenbar immer immer noch besteht, wie die unendliche Geschichte des Whitewashing zeigt...
Autor: Sebastian Milpetz