Jahr für Jahr rund 1,5 Millionen Zuschauer, mitten in der Nacht, ohne deutsche Stars auf dem Platz, mit Protagonisten, die sich behelmt und gut gepolstert wie namenlose Gladiatoren gegenüberstehen – da fragten sich die TV-Manager in Unterföhring schon 2017, wie groß wohl erst das Potenzial von Rugby sei. Schließlich lassen sich die Anstrengungen der Spieler bei der archaisch anmutenden Urform des American Football unmittelbarer verfolgen: Sie tragen keine Helme und gehen ihrem Tagesgeschäft ohne große Vorsichtsmaßnahmen nach. Lediglich ein Mundschutz gehört auch beim Rugby zur Grundausstattung.
Kann ProSieben Maxx Rugby-Fans mobilisieren?
Die Antwort der hiesigen Sportfans fiel jedoch niederschmetternd aus: In der Spitze schalteten im Oktober 2017 gerade mal 60.000 Menschen den ersten Rugby-Testballon von Pro Sieben Maxx ein. Allerdings wurde auch American Football nicht über Nacht zum Erfolg für die Sendergruppe. Daher blieb man vorerst dran am Ei – und als der Start der deutschen Nationalmannschaft ins alles entscheidende Qualifikationsturnier für die Rugby-WM 2019 vor knapp einem Jahr immerhin 140.000 Zuschauer anlockte, galt der Randsport Rugby plötzlich doch wieder als erfolgversprechendes TV-Programm.
Und das, obwohl das deutsche Team die historische Chance verpasste, sich erstmals für eine WM zu qualifizieren. Schlimmer noch: Die "Schwarzen Adler" spielen im nächsten Jahr eine Liga tiefer, nachdem sie alle fünf Partien der diesjährigen EM und im Juni auch noch die Relegation gegen Portugal verloren haben. Ein herber Rückschlag für die Pläne der ProSiebenSat.1-Gruppe, nach American Football nun auch Rugby zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen zu machen.
Während die Verantwortlichen des Deutschen Rugby-Verbands (DRV) noch ihre Wunden lecken – Offensiv-Coach Mouritz Botha: "Wir brauchen jetzt Zeit, um uns neu aufzustellen" –, bemüht sich der Senderverbund, die bevorstehende WM in Japan auch ohne deutsche Beteiligung zur großen Nummer zu machen. 31 der 48 WM-Spiele sind ab dem 20. September live bei Pro Sieben Maxx zu sehen. Und die übrigen Partien gibt es wenigstens im Live-Stream auf ran.de. "Noch mehr Eier für Pro Sieben Maxx!", lautet der testosteronschwangere Claim zum bislang dicksten Bekenntnis des Senders zu einer boomenden Sportart, die in vielen Ländern der Welt kein Nischen-, sondern Nationalsport ist.
WM-Gastgeber Japan kann mit komplett ausverkauften Stadien rechnen. Bereits sieben Wochen vor Turnierbeginn waren 85 Prozent der 1,8 Millionen Tickets versandt – an Adressen in 170 Ländern. Nur Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele kommen auf noch höhere Zuschauerzahlen.
Diese Rugy-WM-Spiele werden auf ProSieben Maxx und im Livestream (ran.de) gezeigt
Eröffnungsspiel: 20.09., 11:20 Uhr
Japan-Russland
21.09., 6:30 Uhr:
Australien-Fidschi
Frankreich-Argentinien
Neuseeland-Südafrika
22.09., 7:00 Uhr:
Italien-Namibia
Irland-Schottland
England-Tonga
28.09., 6:30 Uhr:
Argentinien-Tonga
Japan-Irland
Südafrika-Namibia
29.09., 7:00 Uhr:
Georgien-Uruguay
Australien-Wales
Schottland-Samoa
05.10., 7:00 Uhr:
Australien-Uruguay
England-Argentinien
Japan-Samoa
06.10., 6:30 Uhr:
Neuseeland-Namibia
Frankreich-Tonga
12.10., 6:30 Uhr
Neuseeland-Italien
England-Frankreich
Samoa-Irland
13.10., 7:30 Uhr:
USA-Tonga
Wales-Uruguay
Japan-Schottland
19.10., 9:00 Uhr:
Viertelfinale 1
Viertelfinale 2
20.10., 9:00 Uhr:
Viertelfinale 3
Viertelfinale 4
26.10., Uhrzeit steht noch nicht fest:
Halbfinale 1
27.10., Uhrzeit steht noch nicht fest:
Halbfinale 2
01.11., Uhrzeit steht noch nicht fest:
Spiel um Platz 3
02.11., Uhrzeit steht noch nicht fest:
Finale
Diese Spiele gibt es nur im Live-Stream zu sehen
Für diese Spiele muss der Livestream betätigt werden:
23.09., 12:00 Uhr:
Wales-Georgien
24.09., 12:00 Uhr:
Russland-Samoa
25.09., 7:00 Uhr:
Fidschi-Uruguay
26.09., 9:30 Uhr:
Italien-Kanada
England-USA
30.09., 12:00 Uhr:
Schottland-Samoa
02.10., 9:30 Uhr:
Frankreich-USA
Neuseeland-Kanada
03.10., 7:00 Uhr:
Georgien-Fidschi
Irland-Russland
04.10., 11:30 Uhr:
Südafrika-Italien
08.10., 12:00 Uhr:
Südafrika-Kanada
09.10., 6:50 Uhr:
Argentinien-USA
Schottland-Russland
Wales-Fidschi
11.10., 12:00 Uhr:
Australien-Georgien
13.10., 5:15 Uhr:
Namibia-Kanada
Provinztheater statt großer Bühne: Diese Sportarten suchen noch Zuschauer
Diese drei international erfolgreichen Sportarten sind in Deutschland (noch) unpopulär:
Rugby
Für die 48 WM-Spiele 2015 in England und Wales wurden 2,47 Millionen Tickets verkauft, laut International Rugby Board an Fans aus 151 Ländern. Der Deutsche Verband DRV zählt rund 16 000 Mitglieder. Trotz aller Professionalisierungsversuche konnte sich die Nationalmannschaft noch nie für eine WM qualifizieren.
Baseball
MLB (USA) und Nippon League (Japan) gehören zu den zehn größten Sportligen der Welt. Die MLB erzielte zuletzt einen Rekordumsatz von 10,3 Milliarden Dollar. Hierzulande ist Baseball ein Sport auf Amateurniveau. Dass ab dem 7. September eine EM in Deutschland stattfindet, wissen nur Insider. Fürs TV kein Thema.
Cricket
Ein Hit vor allem in Commonwealth-Staaten wie Indien. Dort spielt auch Virat Kohli, mit 24 Mio. Dollar Topverdiener der Branche. Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen, ließen die Zahl der Aktiven auf 7000 anschwellen. Ab 10 000 winken mit der Aufnahme in den Olympischen Sportbund (DOSB) Fördergelder.