Dass sich mit beinhartem Vollkontaktsport Quote machen lässt, beweist die ProSiebenSat.1-Gruppe seit Jahren mit American Football aus der nordamerikanischen Profiliga NFL. Im Februar sorgte der Superbowl in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen für einen Rekordmarktanteil von 43,9 Prozent.

Jahr für Jahr rund 1,5 Millionen Zuschauer, mitten in der Nacht, ohne deutsche Stars auf dem Platz, mit Protagonisten, die sich behelmt und gut gepolstert wie namenlose Gladiatoren gegenüberstehen – da fragten sich die TV-Manager in Unterföhring schon 2017, wie groß wohl erst das Potenzial von Rugby sei. Schließlich lassen sich die Anstrengungen der Spieler bei der archaisch anmutenden Urform des American Football unmittelbarer verfolgen: Sie tragen keine Helme und gehen ihrem Tagesgeschäft ohne große Vorsichtsmaßnahmen nach. Lediglich ein Mundschutz gehört auch beim Rugby zur Grundausstattung.

Kann ProSieben Maxx Rugby-Fans mobilisieren?

Die Antwort der hiesigen Sportfans fiel jedoch niederschmetternd aus: In der Spitze schalteten im Oktober 2017 gerade mal 60.000 Menschen den ersten Rugby-Testballon von Pro Sieben Maxx ein. Allerdings wurde auch American Football nicht über Nacht zum Erfolg für die Sendergruppe. Daher blieb man vorerst dran am Ei – und als der Start der deutschen Nationalmannschaft  ins alles entscheidende Qualifikationsturnier für die Rugby-WM 2019 vor knapp einem Jahr immerhin 140.000 Zuschauer anlockte, galt der Randsport Rugby plötzlich doch wieder als erfolgversprechendes TV-Programm.

Und das, obwohl das deutsche Team die historische Chance verpasste, sich erstmals für eine WM zu qualifizieren. Schlimmer noch: Die "Schwarzen Adler" spielen im nächsten Jahr eine Liga tiefer, nachdem sie alle fünf Partien der diesjährigen EM und im Juni auch noch die Relegation gegen Portugal verloren haben. Ein herber Rückschlag für die Pläne der ProSiebenSat.1-Gruppe, nach American Football nun auch Rugby zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen zu machen.

Während die Verantwortlichen des Deutschen Rugby-Verbands (DRV) noch ihre Wunden lecken – Offensiv-Coach Mouritz Botha: "Wir brauchen jetzt Zeit, um uns neu aufzustellen" –, bemüht sich der Senderverbund, die bevorstehende WM in Japan auch ohne deutsche Beteiligung zur großen Nummer zu machen. 31 der 48 WM-Spiele sind ab dem 20. September live bei Pro Sieben Maxx zu sehen. Und die übrigen Partien gibt es wenigstens im Live-Stream auf ran.de. "Noch mehr Eier für Pro Sieben Maxx!", lautet der testosteronschwangere Claim zum bislang dicksten Bekenntnis des Senders zu einer boomenden Sportart, die in vielen Ländern der Welt kein Nischen-, sondern Nationalsport ist.

WM-Gastgeber Japan kann mit komplett ausverkauften Stadien rechnen. Bereits sieben Wochen vor Turnierbeginn waren 85 Prozent der 1,8 Millionen Tickets versandt – an Adressen in 170 Ländern. Nur Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele kommen auf noch höhere Zuschauerzahlen.

Diese Rugy-WM-Spiele werden auf ProSieben Maxx und im Livestream (ran.de) gezeigt

Eröffnungsspiel: 20.09., 11:20 Uhr

Japan-Russland

21.09., 6:30 Uhr:

Australien-Fidschi

Frankreich-Argentinien

Neuseeland-Südafrika

22.09., 7:00 Uhr:

Italien-Namibia

Irland-Schottland

England-Tonga

28.09., 6:30 Uhr:

Argentinien-Tonga

Japan-Irland

Südafrika-Namibia 

29.09., 7:00 Uhr:

Georgien-Uruguay

Australien-Wales

Schottland-Samoa

05.10., 7:00 Uhr:

Australien-Uruguay

England-Argentinien

Japan-Samoa

06.10., 6:30 Uhr:

Neuseeland-Namibia

Frankreich-Tonga

12.10., 6:30 Uhr

Neuseeland-Italien

England-Frankreich

Samoa-Irland

13.10., 7:30 Uhr:

USA-Tonga

Wales-Uruguay

Japan-Schottland

19.10., 9:00 Uhr:

Viertelfinale 1

Viertelfinale 2

20.10., 9:00 Uhr:

Viertelfinale 3

Viertelfinale 4

26.10., Uhrzeit steht noch nicht fest:

Halbfinale 1

27.10., Uhrzeit steht noch nicht fest:

Halbfinale 2

01.11., Uhrzeit steht noch nicht fest:

Spiel um Platz 3

02.11., Uhrzeit steht noch nicht fest:

Finale

Diese Spiele gibt es nur im Live-Stream zu sehen

Für diese Spiele muss der Livestream betätigt werden:

23.09., 12:00 Uhr:

Wales-Georgien

24.09., 12:00 Uhr:

Russland-Samoa

25.09., 7:00 Uhr:

Fidschi-Uruguay

26.09., 9:30 Uhr:

Italien-Kanada

England-USA

30.09., 12:00 Uhr:

Schottland-Samoa

02.10., 9:30 Uhr:

Frankreich-USA

Neuseeland-Kanada

03.10., 7:00 Uhr:

Georgien-Fidschi

Irland-Russland

04.10., 11:30 Uhr:

Südafrika-Italien

08.10., 12:00 Uhr:

Südafrika-Kanada

09.10., 6:50 Uhr:

Argentinien-USA

Schottland-Russland

Wales-Fidschi

11.10., 12:00 Uhr:

Australien-Georgien

13.10., 5:15 Uhr:

Namibia-Kanada

Provinztheater statt großer Bühne: Diese Sportarten suchen noch Zuschauer

Diese drei international erfolgreichen Sportarten sind in Deutschland (noch) unpopulär:

Rugby

Für die 48 WM-Spiele 2015 in England und Wales wurden 2,47 Millionen Tickets verkauft, laut International Rugby Board an Fans aus 151 Ländern. Der Deutsche Verband DRV zählt rund 16 000 Mitglieder. Trotz aller Professionalisierungsversuche konnte sich die Nationalmannschaft noch nie für eine WM qualifizieren.    

Baseball

MLB (USA) und Nippon League (Japan) gehören zu den zehn größten Sportligen der Welt. Die MLB erzielte zuletzt einen Rekordumsatz von 10,3 Milliarden Dollar.  Hierzulande ist Baseball ein Sport auf Amateurniveau. Dass ab dem 7. September eine EM in Deutschland stattfindet, wissen nur Insider. Fürs TV kein Thema.

Cricket

Ein Hit vor allem in Commonwealth-Staaten wie Indien. Dort spielt auch Virat Kohli, mit 24 Mio. Dollar Topverdiener der Branche. Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen, ließen die Zahl der Aktiven auf 7000 anschwellen. Ab 10 000 winken mit der Aufnahme in den Olympischen Sportbund (DOSB) Fördergelder.