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"Romy" Schneider-Film

Original und Fälschung

Das war ein Eigentor: Mit der Doku "Romy Schneider - Eine Nahaufnahme" machte die ARD ihr zuvor gezeigtes Biopic mit Jessica Schwarz obsolet

Mit enormen Werbeaufwand und Presserummel puschte die ARD ihr Bio-Drama "Romy" auf ordentliche 5,25 Millionen Zuschauer (=16,7 %). Das waren nur unwesentlich weniger als die unsterbliche Gaunerhatz "Aktenzeichen xy" (5,36 Mio.), die zudem in der jüngeren Zielgruppe auf den exakt gleichen Wert von 1,38 Mio (10,6%) kam. Sieger bei den Jüngeren wie immer Mittwochs Schulden-Zwegat und Desperate Hausfrauen.
Soviel zu den Zahlen. Inhaltlich tat sich das Erste aber gar keinen Gefallen damit, im Anschluss an das auch von TV TODAY hoch bewertete TV-Drama die Doku "Romy Schneider - Eine Nahaufnahme" zu senden. Die kam zwar auf - für Sendeplatz und Genre - ganz bemerkenswerte Werte (4,19 Mio./1,21 Mio.), machte aber quasi im nach hinein den zuvor gezeigten Film obsolet. Zum einen erzählte die Doku zeitlich verknappt noch einmal - stilistisch ebenso brav und bieder wie "Romy" - genau die gleiche Lebensgeschichte nach, zum anderen sah man hier endlich das Original. Und da wurde die sich zuvor redlich mühende Jessica Schwarz plötzlich ganz blass.

Im direkten Vergleich erst fiel auf, wie wenig die eine mit der anderen zu tun hat. Das seltsam Entrückte der Schneider, diese einzigartige Mischung aus zarter Seele und starker Erotik, ihren durch Schicksalsschläge forcierten, tragischen Verfall - nichts davon brachte der Film annähernd so bewegend rüber, wie die kurzen Szenen mit der "echten" Romy.
Das tut vielleicht den Machern des Films und der bemühten aber hier doch eher überforderten Jessica Schwarz Unrecht, aber da können sie sich bei ihrem Sender bedanken...
Heiko Schneider
Foto: ARD, Stella Kunkat als "Romy" im Kindesalter
P.S.: Die "Romy"-Darstellerinnen der jungen Romy Schneider (Alicia von Rittberg und Stella Kunkat) überzeugten in ihren kurzen Auftritten hingegen sehr.