Hollywood schaut seit einigen Jahren wieder genauer hin, was global vor sich geht, vor allem im Spannungsverhältnis zwischen Amerika und Nahost. Ein weiterer Thriller über das politisch-militärische Engagement in der Region ist "Der Mann, der niemals lebte".
Ridley Scott liefert darin einen Inside-CIA-Report, der das lebensgefährliche Geflecht der Lügen abbildet, in dem sich Geheimdienste verfangen.
Hier sprechen der Regisseur und seine "Spione" Leonardo DiCaprio und Russell Crowe über ihren Film und über ihre nicht weniger verflochtene Beziehung zueinander.
TV SPIELFILM: Leo, Sie spielen einen Spion. Gibt es irgendetwas in der Welt der Spionage, was Sie besonders fasziniert?
Leonardo DiCaprio: Die größte Erkenntnis war für mich, wie heikel die Informationsbeschaffung ist, wie leicht Fehler gemacht werden und wie groß die Auswirkungen sein können. Es geht ja immerhin um dein Land! Und welche Rolle Papierschnipsel und Tapes immer noch spielen - von wegen Hightech wie bei James Bond. (lacht)
Was haben Sie gelernt, Russell?
Russel Crowe: Sehr viel, aber ich kann es Ihnen nicht sagen, top secret! Die Sache ist, dass alles, was wir über die CIA wissen, veraltet ist. Wir erfahren jetzt Dinge über die CIA der 50er-Jahre. Was das Heute betrifft, müssen wir noch einige Jahre warten. Der Laden ist uns immer voraus, sonst wären seine Operationen ja auch nutzlos.
Hat der Film ein politisches Anliegen?
Leonardo DiCaprio: Die politischen Untertöne sind unüberhörbar. Aber er ist in erster Linie Unterhaltung, Unterhaltung mit Qualität. Die hat ihr eigenes Recht. Wenn er eine politische Diskussion anregt, umso besser.
Aber Filme mit politischer Botschaft mache ich nicht.
Aber bezieht der Film nicht auch Stellung?
Leonardo DiCaprio: Wir diffamieren niemanden und ich hoffe, dass wir auch nicht wie Prediger daherkommen, die den Leuten erzählen, was sie denken sollen.
Ridley Scott: Das hätte auch gar keinen Sinn. Ich habe gelesen, dass lediglich sieben Prozent der US-Bevölkerung überhaupt ein Interesse daran haben zu erfahren, worum es im Mittleren Osten geht.
Haben Sie als Engländer mehr über die CIA gelernt?
Ridley Scott: Nein. Ich hatte das Buch von David Ingatius (der US-Journalist schrieb die Romanvorlage), das glänzend recherchiert ist. Der Mann war 20, 30 Jahre in der Region und liebt die arabische Kultur. Mehr musste ich nicht wissen.
Spiegelt sich in dem Werk Ihre Meinung zum Irakkrieg?
Ridley Scott: Das würde ich nicht sagen. Der Irak ist ja auch nur ein großes Thema von vielen, das die USA zurzeit bewegt.
Es gibt die Finanzkrise, es gibt die Klimakatastrophe. Wie lässt sich der Konflikt zwischen Amerika und den arabischen Staaten lösen?
Leonardo DiCaprio: Selbst wenn ich Politiker wäre, wüsste ich die Antwort wohl nicht. Ich bin Schauspieler. Bei meinen Recherchen haben mir Top-Leute der CIA nur gesagt, dass der Happen, der ihnen mit dem Irakkrieg vorgesetzt wurde, zu groß war, um ihn zu schlucken. Ob wir dort alles richtig machen, weiß ich nicht. Ich bin ja eher ein Produkt der Hippie-Bewegung und würde erst einmal für den Frieden plädieren. Unseren Truppen wünsche ich, dass sie heimkommen.
Zu den Dreharbeiten: Sie sollen gesagt haben, dass Sie sich wie ein Außenseiter am Set vorkamen, da Russell Crowe und Ridley Scott schon so viele gemeinsame Filme gedreht haben?
Leonardo DiCaprio: Zumindest musste ich mich erst mal an das Tempo gewöhnen, mit dem die beiden Filme drehen. Ridley ist der effizienteste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe. Was er an einem Tag schafft, dafür brauchen andere drei bis vier. Er arbeitet mit sechs, sieben Kameras gleichzeitig und hat dabei die fertige Sequenz schon im Kopf. Er ist ein menschlicher Schneidetisch.
Ridley Scott: Ich habe auch schon mit 15 Kameras gedreht. Sehen Sie, ich habe mehr als 200 Werbespots gemacht, das war meine filmische Schule. Sie hat mich gelehrt, gut vorbereitet und präzise zu sein.
Russel Crowe: Ridleys Arbeitsweise und seine technische Brillanz sind einmalig. Er ist ein visueller Künstler auf höchstem Niveau. Er arbeitet wie ein Maler, ich vergleiche ihn mit Tizian oder Raffael. Bei ihm spürt man förmlich das Adrenalin, wenn der Künstler mit dem Pinsel an sein Werk geht.
Leo hat es angesprochen, Sie und Scott haben gemeinsam fünf Filme gedreht, darunter "Gladiator" und zuletzt "American Gangster". Läuft bei Ihnen also immer alles synchron?
Russel Crowe: Überhaupt nicht. Wenn wir einen Film anfangen, stimmen wir in der Regel zu 95 Prozent nicht überein. Diese Spannungen führen uns zu fruchtbaren Entdeckungen. Wir probieren viel, testen aus und versuchen, das Positive aus den Spannungen zu ziehen.
Ridley Scott: Da hat sich über die Jahre eine Art Geheimsprache entwickelt. Russell kommt zum Set und ist schlecht gelaunt. Ich erkenne das sofort, rolle mit den Augen und bin auf der Stelle auch schlecht gelaunt. Und der arme Leo sitzt da und mag sich denken: Wo bin ich da bloß reingeraten!
Leonardo DiCaprio: So schlimm war es nicht. Ich hatte mit Russell ja auch kaum gemeinsame Szenen.
Es ist Ihre zweite gemeinsame Arbeit mit Russell Crowe. Die erste liegt 13 Jahre zurück. Erinnern Sie sich?
Leonardo DiCaprio: Das war der Western "Schneller als der Tod" von Sam Raimi. Für uns beide der erste große Film in Hollywood. Ich hatte vorher "Gilbert Grape" gemacht, er in Australien "Romper Stomper" über Skinheads. Und nun standen wir mit den Großen vor der Kamera, mit Sharon Stone und Gene Hackman. Ich erinnere mich an Russells Sinn für Humor, aber auch an den Ernst, mit dem er bei der Sache war.
Russel Crowe: Wir beide standen ziemlich unter Druck, ich noch mehr als er, denn ich hatte bis dahin nur australische Low-Budget-Filme gedreht. Und plötzlich stehst du den Stars gegenüber. Leo und ich haben unseren eigenen Club gegründet und wurden schnell Freunde.
Sind Sie in Kontakt geblieben?
Russel Crowe: So blöd, wie die Dinge ja meist laufen, haben wir uns danach höchstens ein, zwei Mal gesehen, irgendwo auf einem roten Teppich oder in Malibu. Leo hat in der Zwischenzeit großen Erfolg gehabt. Und als er hier ans Set kam, kannte er sicher auch all die bescheuerten Storys, die hier und da über mich verbreitet werden. Aber nach zwei Minuten war uns beiden klar, dass wir uns eigentlich nicht verändert haben. Wir sind einfach wieder in unsere alte Beziehung hineingeschlüpft und haben wirklich gut zusammengearbeitet.
Leo, wo wir beim Thema Spionage sind: Wie steht es um Ihr Ian-Fleming-Projekt, den Mann, der James Bond erfand?
Leonardo DiCaprio: Ich bin ein großer Bond-Fan. Und Ian Fleming ist eine interessante Figur. Es gibt viel Geheimniskrämerei um seine Person und seine wirklichen Tätigkeiten als Spion für die Briten im Zweiten Weltkrieg. Wäre auf jeden Fall spannend, ihn zu spielen. Wenn das Drehbuch stimmt. Aber leider gibt es keins ...
Scott Orlin/Andreas Rolf
Ridley Scott liefert darin einen Inside-CIA-Report, der das lebensgefährliche Geflecht der Lügen abbildet, in dem sich Geheimdienste verfangen.
Hier sprechen der Regisseur und seine "Spione" Leonardo DiCaprio und Russell Crowe über ihren Film und über ihre nicht weniger verflochtene Beziehung zueinander.
TV SPIELFILM: Leo, Sie spielen einen Spion. Gibt es irgendetwas in der Welt der Spionage, was Sie besonders fasziniert?
Leonardo DiCaprio: Die größte Erkenntnis war für mich, wie heikel die Informationsbeschaffung ist, wie leicht Fehler gemacht werden und wie groß die Auswirkungen sein können. Es geht ja immerhin um dein Land! Und welche Rolle Papierschnipsel und Tapes immer noch spielen - von wegen Hightech wie bei James Bond. (lacht)
Was haben Sie gelernt, Russell?
Russel Crowe: Sehr viel, aber ich kann es Ihnen nicht sagen, top secret! Die Sache ist, dass alles, was wir über die CIA wissen, veraltet ist. Wir erfahren jetzt Dinge über die CIA der 50er-Jahre. Was das Heute betrifft, müssen wir noch einige Jahre warten. Der Laden ist uns immer voraus, sonst wären seine Operationen ja auch nutzlos.
Hat der Film ein politisches Anliegen?
Leonardo DiCaprio: Die politischen Untertöne sind unüberhörbar. Aber er ist in erster Linie Unterhaltung, Unterhaltung mit Qualität. Die hat ihr eigenes Recht. Wenn er eine politische Diskussion anregt, umso besser.
Aber Filme mit politischer Botschaft mache ich nicht.
Aber bezieht der Film nicht auch Stellung?
Leonardo DiCaprio: Wir diffamieren niemanden und ich hoffe, dass wir auch nicht wie Prediger daherkommen, die den Leuten erzählen, was sie denken sollen.
Ridley Scott: Das hätte auch gar keinen Sinn. Ich habe gelesen, dass lediglich sieben Prozent der US-Bevölkerung überhaupt ein Interesse daran haben zu erfahren, worum es im Mittleren Osten geht.
Haben Sie als Engländer mehr über die CIA gelernt?
Ridley Scott: Nein. Ich hatte das Buch von David Ingatius (der US-Journalist schrieb die Romanvorlage), das glänzend recherchiert ist. Der Mann war 20, 30 Jahre in der Region und liebt die arabische Kultur. Mehr musste ich nicht wissen.
Spiegelt sich in dem Werk Ihre Meinung zum Irakkrieg?
Ridley Scott: Das würde ich nicht sagen. Der Irak ist ja auch nur ein großes Thema von vielen, das die USA zurzeit bewegt.
Es gibt die Finanzkrise, es gibt die Klimakatastrophe. Wie lässt sich der Konflikt zwischen Amerika und den arabischen Staaten lösen?
Leonardo DiCaprio: Selbst wenn ich Politiker wäre, wüsste ich die Antwort wohl nicht. Ich bin Schauspieler. Bei meinen Recherchen haben mir Top-Leute der CIA nur gesagt, dass der Happen, der ihnen mit dem Irakkrieg vorgesetzt wurde, zu groß war, um ihn zu schlucken. Ob wir dort alles richtig machen, weiß ich nicht. Ich bin ja eher ein Produkt der Hippie-Bewegung und würde erst einmal für den Frieden plädieren. Unseren Truppen wünsche ich, dass sie heimkommen.
Zu den Dreharbeiten: Sie sollen gesagt haben, dass Sie sich wie ein Außenseiter am Set vorkamen, da Russell Crowe und Ridley Scott schon so viele gemeinsame Filme gedreht haben?
Leonardo DiCaprio: Zumindest musste ich mich erst mal an das Tempo gewöhnen, mit dem die beiden Filme drehen. Ridley ist der effizienteste Regisseur, mit dem ich je gearbeitet habe. Was er an einem Tag schafft, dafür brauchen andere drei bis vier. Er arbeitet mit sechs, sieben Kameras gleichzeitig und hat dabei die fertige Sequenz schon im Kopf. Er ist ein menschlicher Schneidetisch.
Ridley Scott: Ich habe auch schon mit 15 Kameras gedreht. Sehen Sie, ich habe mehr als 200 Werbespots gemacht, das war meine filmische Schule. Sie hat mich gelehrt, gut vorbereitet und präzise zu sein.
Russel Crowe: Ridleys Arbeitsweise und seine technische Brillanz sind einmalig. Er ist ein visueller Künstler auf höchstem Niveau. Er arbeitet wie ein Maler, ich vergleiche ihn mit Tizian oder Raffael. Bei ihm spürt man förmlich das Adrenalin, wenn der Künstler mit dem Pinsel an sein Werk geht.
Leo hat es angesprochen, Sie und Scott haben gemeinsam fünf Filme gedreht, darunter "Gladiator" und zuletzt "American Gangster". Läuft bei Ihnen also immer alles synchron?
Russel Crowe: Überhaupt nicht. Wenn wir einen Film anfangen, stimmen wir in der Regel zu 95 Prozent nicht überein. Diese Spannungen führen uns zu fruchtbaren Entdeckungen. Wir probieren viel, testen aus und versuchen, das Positive aus den Spannungen zu ziehen.
Ridley Scott: Da hat sich über die Jahre eine Art Geheimsprache entwickelt. Russell kommt zum Set und ist schlecht gelaunt. Ich erkenne das sofort, rolle mit den Augen und bin auf der Stelle auch schlecht gelaunt. Und der arme Leo sitzt da und mag sich denken: Wo bin ich da bloß reingeraten!
Leonardo DiCaprio: So schlimm war es nicht. Ich hatte mit Russell ja auch kaum gemeinsame Szenen.
Es ist Ihre zweite gemeinsame Arbeit mit Russell Crowe. Die erste liegt 13 Jahre zurück. Erinnern Sie sich?
Leonardo DiCaprio: Das war der Western "Schneller als der Tod" von Sam Raimi. Für uns beide der erste große Film in Hollywood. Ich hatte vorher "Gilbert Grape" gemacht, er in Australien "Romper Stomper" über Skinheads. Und nun standen wir mit den Großen vor der Kamera, mit Sharon Stone und Gene Hackman. Ich erinnere mich an Russells Sinn für Humor, aber auch an den Ernst, mit dem er bei der Sache war.
Russel Crowe: Wir beide standen ziemlich unter Druck, ich noch mehr als er, denn ich hatte bis dahin nur australische Low-Budget-Filme gedreht. Und plötzlich stehst du den Stars gegenüber. Leo und ich haben unseren eigenen Club gegründet und wurden schnell Freunde.
Sind Sie in Kontakt geblieben?
Russel Crowe: So blöd, wie die Dinge ja meist laufen, haben wir uns danach höchstens ein, zwei Mal gesehen, irgendwo auf einem roten Teppich oder in Malibu. Leo hat in der Zwischenzeit großen Erfolg gehabt. Und als er hier ans Set kam, kannte er sicher auch all die bescheuerten Storys, die hier und da über mich verbreitet werden. Aber nach zwei Minuten war uns beiden klar, dass wir uns eigentlich nicht verändert haben. Wir sind einfach wieder in unsere alte Beziehung hineingeschlüpft und haben wirklich gut zusammengearbeitet.
Leo, wo wir beim Thema Spionage sind: Wie steht es um Ihr Ian-Fleming-Projekt, den Mann, der James Bond erfand?
Leonardo DiCaprio: Ich bin ein großer Bond-Fan. Und Ian Fleming ist eine interessante Figur. Es gibt viel Geheimniskrämerei um seine Person und seine wirklichen Tätigkeiten als Spion für die Briten im Zweiten Weltkrieg. Wäre auf jeden Fall spannend, ihn zu spielen. Wenn das Drehbuch stimmt. Aber leider gibt es keins ...
Scott Orlin/Andreas Rolf