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Popstars

Pfiffe auch im Finale

2,46 Millionen sahen wie aus Vanessa und Leo das neue Popstars-Duo "Some & Any" wurde

(TV-Kritik, 11.12.2009) POPSTARS Besser kann man fehlende Wertschätzung kaum ausdrücken: Die Entscheidung ist nach einem halben Jahr Castingshow gefällt, die überglücklichen Sieger stehen auf der Bühne und intonieren den Siegertitel, der sämtliche Hitparaden stürmen soll, und auf der zweiten Bühne der ausverkauften Arena in Oberhausen stellt sich auf einmal die Moderatorin des nachfolgenden Klatschmagazins, um die Zuschauer aufzufordern auf dem Sender zu bleiben. Danach wurde der Siegersong einfach ausgeblendet und in eine Dauerwerbesendung geschaltet. So peinlich und würdelos geht nicht einmal Dieter Bohlen mit seinen "Superstars" um.

Man kann natürlich auch so sehen, dass das Verhalten von Pro Sieben irgendwie ehrlich ist. Denn die Erfahrung zeigt, dass mit einem solchen Format in den seltensten Fällen Popstars mit nachhaltigem Erfolg geschaffen werden können. Vielmehr soll ein Märchen - oder zeitgemäßer - eine Soap erzählt werden, wo talentierte junge Menschen zu Stars werden, wenn sie nur nach der Pfeife von Detlef D! Soost tanzen. Der Weg ist das Ziel und dieser ist steinig. Denn Talente werden in dieser Geschichte nur gefördert, wenn die Persönlichkeit vorher auseinander genommen und dann mit ganz tollen "Choreos" wieder zusammen gefügt wird. Wie das im Einzelfall funktioniert, verriet unlängst Ex-Juror Sido.

Auch für den Zuschauer der gestrigen Show war offensichtlich, dass die meisten eingeblendeten Highlights des vergangenen Jahres meist inszeniert waren. Stets drehten sich - bei den emotionalen Szenen - schwer streitende Mädchen beide frontal zur Kamera. Dagegen wirken sogar voll durch inszenierte Gerichtsshows authentisch.

Trotzdem wird vom Publikum doch noch ein wenig Restglaubwürdigkeit verlangt. Erst recht, wenn es live vor Ort ist und Eintrittsgeld für eine Live-Show mit Topacts wie Rihanna, Manu Diao und Leona Lewis gezahlt hat. Im Zusammenspiel mit R&B-Superstar Rihanna zeigten beide Final-Duos deutliche stimmliche Defizite. Dann bestand die Sendung zu über 60 Prozent aus Rückblenden und Einspielern, die von der stark euphemistischen Moderatorin Charlotte Engelhardt mit den Worten: "Wir gucken mal, was die schönsten Momente waren", angekündigt wurde. Die verdienten Pfiffe gab es allerdings erst, als der Bandname ("Some & Any") verkündet wurde und die Kandidatin Vanessa mit der Glaubwürdigkeit einer "Amazing Discoveries"-TV-Verkäuferin losschleimte: "Das ist ja genial! Wer sich so etwas ausdenkt".

Im Duett mit dem Schweizer Leo konnte sich die 18-Jährige Vanessa im Finale gegen das Paar Elif und Nik durchsetzen, wobei 2,46 Millionen Zuschauer zusahen.


Kai Rehländer

P.S. Einen Vorteil hatten die elendig langen Werbepausen doch: Ich sah beim Zappen das Finale der Kika-Castingshow "Tanzen mit Stars", wo Kinder ihren Idolen Choreografien beibringen konnten. Da sah man wirkliche Talente, die außerdem lieb behandelt wurden. So macht man unzynisches Fernsehen für die Zielgruppe.