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Popstars

Eklat im Halbfinale

Buhrufe für Pro Sieben nach einer als Halbfinale getarnten Dauerwerbesendung, bei der es nicht mal zwei Finalisten gab

(TV-Kritik, 10.12.2009) POPSTARS MEETS DISNEY Seit einem geschlagenen halben Jahr quält sich die aktuelle Staffel der Castingshow "Popstars" auf dem Sendeplatz am Donnerstagabend so über die Runden. Dieses Mal soll es ein Gesangsduo sein, das in die Fußstapfen von Bands wie den "No Angels", "Bro'Sis " "Nu Pagadi", "Overground" , "Monrose" oder "Room 2012" treten soll. Der Unterhaltungswert der bisherigen Staffel war - trotz neuer Zutaten wie USA-Reisen - eher überschaubar, was an den recht faden Kandidatinnen liegen mag,

Immerhin das gestrige Halbfinale versprach etwas Entertainment, wofür Sponsor Disney sorgte. Der Entertainmentmulti (Kinostart des neuen Films "Küss den Frosch" am Donnerstag) platzierte Synchronstimmen Cassandra Steen, Roger Cicero und Stanfour als Paten für die Kandidatinnen, ausgiebige Nachberichte von der Premierenfeier und natürlich die Lieder aus Disney-Filmen. Bei anderen Produkten hätte da wohl Dauerwerbesendung stehen müssen.

Das Moderatorenpaar Charlotte Engelhardt und Giovanni Zarrella (Ex-"Bro'Sis" und der Schwängerer aus "Jana Ina & Giovanni - Wir sind schwanger") wies in 9Live-gemäßer Penetranz auf das Televoting hin und darauf, dass am Abend feststehen soll, wer denn ins Finale am Donnerstag einzieht. Die Kandidaten sangen brav ihre Lieder und performten so, dass es für das Jurorentrio Detlef D! Soost, Alex Christensen und Michelle Leonard, die sie im vergangenen halben Jahr drillten, nichts zu bemäkeln gab.

Die unvermeidliche Notarin hetzte nach der letzten Werbepause auf die Bühne, drückte Detlef D. Soost einen Briefumschlag in die Hand und der verkündete: "Es ist das letzte Mal, dass wir so zusammen kommen. Gleich werden wir wissen, wer im Finale ist." Eine solche Äußerung bedeutet gemeinhin bange Minuten bei den Kandidaten und Daumendrücken beim Publikum bis zum Ende der Show.

Doch nachdem das Duo Nik und Elif als erste Finalisten benannt wurden, war davon nicht mehr die Rede. Stattdessen verkündete Charlotte Engelhardt eine große Überraschung: "Heute Abend fliegt niemand raus - Das Voting geht weiter." Es folgen fassungslose Gesichter bei den Kandidaten, Geschwafel von Zarella und ein gellendes Pfeifkonzert vom Publikum in der Halle, das sich um die Entscheidung geprellt fühlte und ein wenig belogen.

Nun ja, zwei weitere Tage Hotline bedeuten 50 Cent pro Anrufer für Pro Sieben. Und Backfische, die sich in einem halben Jahr wieder auf die nächste Staffel "Popstars" einlassen, wachsen wohl automatisch nach. Deshalb kann man auf das bisschen Restglaubwürdigkeit wohl pfeifen.

Kai Rehländer