Daten sind das neue Gold unseres digitalen Zeitalters. Mit ihnen lassen sich Prognosen über zukünftige Geschehnisse tätigen. Egal, ob im gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Kontext. Datenpakete sind die Kristallkugel, mit deren Hilfe man einen Blick in die Zukunft werfen kann. Drei Jahre ist es her, dass so ein Datenpaket in die Hände von Cambridge Analytica gelangte. Ein britisches Unternehmen mit Sitz in New York, das sich auf die Analyse und Auswertung von großen Datenmengen spezialisiert hat. Das Ziel: Nutzern bzw. Wählern individuell zugeschnittene Wahlkampfbotschaften generieren, diese in Blogs, Videos und allerlei Plattformen unterbringen, um damit die Meinungsbildung in Rahmen des Wahlkampfs zu manipulieren. Rund 87 Millionen Konten von Facebook-Nutzern wertete Cambridge Analytica damals aus, um mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse die Wahl zugunsten Donald Trumps zu beeinflussen. Später auch noch die Kampagne zum Brexit. Ziemlich raffiniert – und ziemlich illegal.

Facebook: Alles nur ein riesiger Hack

Die Schlüsselfigur, die dies erst möglich gemacht hat: Facebook. Mit 2,37 Milliarden (1,56 Mrd. täglich) aktiven Nutzern (Stand: Q1 2019) ist es das größte soziale Netzwerk der Welt – oder in manchen Augen: eine ziemlich große Datenbank. Mark Zuckerberg, CEO des sozialen Netzwerkes, musste sich nach der Enthüllung des Datenskandals einem Ausschuss des US-Kongress unbequemen Fragen stellen und verkaufte der Öffentlichkeit den Skandal als "einen riesigen Hack" seitens Cambridge Analytica. Dies sei, laut den Whistleblowern, die zu der Enthüllung beigetragen haben, aber eher unwahrscheinlich. Das Unternehmen sah daraufhin, einer für vielen arbeitenden Menschen, immensen Geldstrafe entgegen. Insgesamt fünf Milliarden US-Dollar brummte die amerikanische Aufsichtsbehörde FTC dem sozialen Netzwerk auf. Eine Strafe, die seitens Facebook mehr oder weniger kommentarlos akzeptiert wurde. Kein Wunder, fährt das Profilportal doch Milliardengewinne pro Quartal ein. Bereits im ersten Quartal 2019 konnten solide 3 Milliarden Dollar zurückgelegt werden, die dazu dienen sollen, die Strafe abzubezahlen. Die Demokratien unserer Welt stehen in diesem postfaktischen Zeitalter einmal mehr in der Bredouille. Wo fängt Meinungsbildung an? Wie schützt man sich vor Manipulation? Social Bots, Fake-News und Cyber-Hacking tragen dazu bei marode Gesellschaften noch weiter zu spalten und den Menschen zu einem gläsernen Konsumenten zu machen.

Netflix-Doku mit Oscarpotential?

Netflix zeigt nun den investigativen Dokumentationsfilm "The Great Hack" (dt.: Cambridge Analyticas großer Hack), der die Geschehnisse eines der größten Datenskandals im Facebook-Zeitalter rekapituliert und wie ein Thriller daher kommt. Die beiden Filmemacher Karim Amer und Jehane Noujaim, die 2014 mit "The Square", eine Doku über die Revolution auf dem Tahrir-Platz in Kairo, für den Oscar nominiert wurden, machten sich auf eine Spurensuche und sprachen mit ehemaligen Cambridge Analytica Mitarbeitern. Eine von ihnen ist Brittany Kaiser. Die junge Frau fasste sich, neben Christopher Wylie, den Mut sich als Whistleblower/in zur Verfügung zu stellen und über die Machenschaften der Analysefirma zu berichten. Das Bild, das sich daraus ergibt, verschafft Einblicke in eine Industrie, die dem Otto Normalverbraucher eigentlich verborgen bleiben soll. Die internationale Presse goutiert die Doku von den "The Square"-Machern, zeigt sich aber auch nicht überschwänglich in ihrer Kritik. Dennoch halten wir diesen Netflix-Film für durchaus sehenswert.

"Cambridge Analyticas großer Hack" ist seit dem 24. Juli auf Netflix abrufbar.