.

#MeToo bei den Oscars: Alle Augen auf Gary Oldman

Gary Oldman
Gary Oldman covermg.com

Casey Affleck und James Franco sind nicht da, jetzt richten sich alle Augen auf Gary Oldman, der seine Frau verprügelt haben soll.

Die Oscars inszenieren sich gern als progres­sive Veranstaltung, die ein Gespür für gesellschaftliche Stimmungen hat. Heute steht sie im Zeichen von #MeToo bzw. #TimesUp, dem solidarischen männ­lichen Bekenntnis: Die Zeit ist gekommen. Dass es im Showbusiness immer schon Gewalt gegen Frauen gab, diese aber meist unter den roten Teppich gekehrt wurde, ist Teil der Empörung. Auch Oscar muss sich an die eigene goldene Nase fassen. Noch nie ist ein Star - ob ­Regisseur, Schauspieler oder Autor - auf offener Bühne angegriffen worden für das, was hinter vorgehaltener Hand geraunt wurde und was vermeintlich alle wussten.

Roman Polanski hatte 1977 Sex mit einer 13-Jährigen. 2003 erhielt er den Oscar für "Der Pianist". Man kann ­sicher sein, dass er ihn 2018 nicht bekäme. Und Harvey Weinstein? Obwohl halb ­Hollywood vom Gebaren des Produzenten wusste, waren seine Filme auf Oscars abonniert. Nun reagierte die Academy und schloss Weinstein aus. In die Bredouille brachte sie auch der Fall Casey Affleck. Letztes Jahr gewann Affleck für "Manchester by the Sea" den Hauptdarsteller-Oscar. Zu dem Zeitpunkt waren die Vorwürfe, er habe eine Kamera­frau und eine Produzentin sexuell belästigt, schon öffentlich. Affleck hat nach alter Oscar-Tradition in diesem Jahr das Recht, den Preis an die Beste Hauptdarstel­lerin zu übergeben. Zu der symbolischen Geste, ihn auszuladen, sah die Academy keinen Grund. Am Ende sagte Casey Affleck freiwillig ab.

Auch die Causa James Franco erledigte sich von allein. Der ebenfalls der sexuellen Belästigung beschuldigte Star wurde nicht nominiert.

Und so ist das Scheinwerferlicht auf Gary Oldman gerichtet. Der Oscar-Favorit soll 2001 seine damalige Frau vor den Augen der Kinder mit einem Telefonhörer zusammengeschlagen haben. Oldman bestreitet das Ausmaß der Anschuldigung.

Es wird spannend sein, wie Moderator Jimmy Kimmel mit der #Times­Up-Debatte umgeht. Kimmel ist für heikle ­Situationen gerüstet: Er moderierte schon 2017, als irrtümlich "La La Land" zum Besten Film ausgerufen wurde.