Mit "Blonde Ambition" bekommt jetzt auch noch Madonna ihr Biopic. Von Bob Dylan bis Eminem, von Klassik bis Punk: Fast alle großen Musiker wurden bereits in einer filmischen Biografie gewürdigt. Ein Film über Rapper 2Pac wurde gerade gedreht, ein Biopic von Janis Joplin ist seit Jahren angekündigt. Wir haben die zehn besten Musikerbiografien der Kinogeschichte gesammelt.
10. Straight Outta Compton (2015)
Das Porträt der Gangsterrapper von N.W.A. überzeugt vor allem als Sozialdrama: Dr. Dre (Corey Hawkins), Ice Cube (Ice Cubes Sohn O'Shea Jackson) und Co. wachsen in Compton auf, einem berüchtigten Stadtteil von L. A., wo Bandenkriege, Drogenkriminalität, Armut, Rassismus und Polizeigewalt ihre Erfahrungswelt prägen. Als sich mit dem dubiosen Manager Jerry Heller (Paul Giamatti) der Erfolg einstellt, biegt der Film in die übliche, aber unterhaltsame Musikerbiografie ab.
9. Nashville Lady (1980)
Das Leben von Loretta Lynn, der "Queen of Country Music", wie ein Groschenroman: 1932 wird sie als achtes Kind eines Minenarbeiters geboren. Mit 13 Jahren heiratet sie den Nachbarsjungen Mooney (Tommy Lee Jones), wird Mutter von vier Kindern und singt ihnen mit der Gitarre selbstgeschriebene Songs vor. Mooney ermutigt seine talentierte Frau, sich bei den lokalen Radiostationen zu bewerben... Sissy Spacek sang in der packenden Biographie von "James Bond"-Regisseur Michael Apted ("Die Welt ist nicht genug") alle Songs selbst und gewann dafür den Oscar.
8. Sid und Nancy (1986)
Sie sind ständig zugedröhnt und dumm wie Stroh - aber irgendwie lieben sie sich: "Sex Pistols"-Bassist Sid Vicious (Gary Oldman, l.) und das Groupie Nancy (Chloe Webb). Die Sex Pistols zerbrechen über die selbstzerstörerische Liebe. Sid versucht sich, gemanagt von Nancy, an der Solokarriere, doch die Sache geht übel aus. Pistols-Sänger Johnny Rotten beklagte zu Recht, dass der Film mit der Realität kaum etwas zu tun hat. Dennoch erweckt er eindrücklich eine Punk-Welt aus Blut, Dreck, Kotze und Heroin zum Leben.
7. Bird (1988)
Actionlegende und Jazzkenner Clint Eastwood erfüllte sich mit seiner bildgewaltigen, unsentimentalen Biographie des Musikers Charlie Parker alias "Bird" einen langgehegten Traum. Obwohl man seine neue Spielweise zunächst verspottet, revolutioniert der Saxophonist Parker (beeindruckend: Forest Whitaker) in den 40er Jahren den Jazz. Parker geht als Erfinder des Bebop in die Musikgeschichte ein. Doch weder sein Freund Dizzy Gillespie noch Ehefrau Chan können verhindern, daß er sich durch Drogenexzesse zugrunde richtet.
6. Ray (2004)
Neben der Johnny-Cash-Bio "Walk the Line" eines der großen Musikerporträts des Jahrtausends. Mit Hits wie "Georgia on My Mind" stieg der blinde Soulsänger (täuschend echt gespielt von Jamie Foxx) aus ärmsten Verhältnissen zum Superstar auf. - Prachtvolle Biografie, die auch Charles' düstere Seiten nicht unterschlägt.
5. Love & Mercy (2014)
Eine der originellsten Musikerbiografien überhaupt: Das Leben des "Beach Boys"-Masterminds Brian Wilson wird auf zwei Zeitebenen erzählt und auf zwei Schauspieler verteilt. Paul Dano (Bild) verkörpert das Genie in den 60er-Jahren, als er seine Band mit immer komplexeren Arrangements überfordert und beginnt Stimmen zu hören. John Cusack spielt den gebrochenen Mann in den 80er-Jahren, als er unter der Fuchtel seines manipulativen Managers (Paul Giamatti) steht. Doch Hilfe naht in Person einer netten Autoverkäuferin (Elisabeth Banks).
4. Control (2007)
Mit schwarz-weißen Plattencovern für U2 oder Nick Cave wurde der Fotograf Anton Corbijn weltberühmt, mit "Control" zeigte der Niederländer, dass er auch für die große Leinwand eindrückliche Rockstar-Porträts entwerfen kann. Er erzählt die Ballade vom Joy Division-Sänger Ian Curtis der am privaten Chaos, Depressionen und dem wachsenden Erfolgsdruck zerbricht. Corbijn hält sich an die Erkenntnis, dass man in einen Menschen nicht hineinschauen kann. Keine Psycho-Analyse, erst recht keine Pop-Ikonen-Malerei: Überlebensgroß sind nur die schwarz-weißen Cinemascope-Bilder und der Soundtrack.
3. Walk the Line (2005)
Der Film von James Mangold ("Logan") ist nicht nur ein interresantes Porträt von Countrylegende Johnny Cash sondern auch eine große Liebesgeschichte und ein Drama um Schuld und Erlösung ist: Obwohl Johnny Cash (Joaquin Phoenix) Mitte der 50er zum Country-Star aufsteigt, bleibt er ein wütender, zerrissener Mann. Da begegnet er der Liebe seines Lebens: June Carter (Oscar für Reese Witherspoon).
2. Amadeus (1984)
"Er war ein Punker und er lebte in der großen Stadt" textete Falco 1985 in seinem Hit "Rock me Amadeus", inspiriert von diesem Film. Milos Forman ("Einer flog übers Kuckucksnest") zeigt Wolfgang Amadeus Mozart (Tom Hulce) als anarchischen Kindskopf, der mit verblüffender Leichtigkeit die köstlichste Musik aus dem Rüschenärmel schüttelt - und damit die Eifersucht von Hofkomponist Salieri (F. Murray Abraham) weckt... Achtfach Oscar-gekröntes Großkino zwischen Denkmalschändung und kauzigem Geniekult.
1. I'm Not There (2007)
Einem so schillernden, sich immer wieder neu erfindenden Jahrhundertkünstler wie Bob Dylan wird man nicht mit einer konventionellen Biografie gerecht. Regisseur Todd Haynes ließ Dylan deshalb von sechs Schauspielern darstellen, die verschiedenen Facetten und Schaffensphasen des Literaturnobelpreisträgers verkörpern: Vom kleinen schwarzen Vagabund (Marcus Carl Franklin) über den Poet (Ben Wishaw), den Folkie (Christian Bale), den Hipster (Cate Blanchett!) und den Celebrity (Heath Ledger) bis hin zum alternden Outlaw (Richard Gere). Faszinierendes Biopic-Experiment für Dylan-Fans und solche die es werden wollen.
Autor: Sebastian Milpetz