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Let's Dance Start RTL

Cha-Cha-Cha statt hahaha

Cha-Cha-Cha statt hahaha
"Let's Dance" funktioniert auch noch beim 10. Mal wunderbar. Auch, weil Daniel Hartwich das Format mit seiner schlagfertig-frechen Art auflockert ddpimages-dapd

Let's Dance ist die Show ohne Hohn und Spott. Die 10. Staffel, die im März startet, läutet RTL mit einem Kennenlern-Event ein. Wir gratulieren vorab.

Lob gab es von Anfang an: "Wer sich bisher leidenschaftlich über die Verrohung der Fernsehsitten erregen konnte, der möge hiermit zur Kenntnis nehmen, dass RTL auch anders unterhalten kann, nämlich mit Stil", schrieb "Die Welt" bei der Uraufführung von "Let's Dance" 2006.

Im März geht die zehnte Ausgabe der Tanz- Competition ins Rennen. Zum Jubiläum spendiert RTL dem Format eine Kennenlernshow. Ähnlich wie in "IBES", aber mit mehr Taktgefühl, sollen sich die Kandidaten beschnuppern. Warum "Let's Dance" immer noch Spaß macht, dafür gibt es Gründe, wir haben zehn zusammengetragen.
1) Tanzen oder: Menschen, die Haltung bewahren
Foto: Actionpress, Victoria Swarovski In der letzten Staffel flogen die Punkte nur so. An der Seite von Erich Klann stellte die Österreicherin mit 27,35 Punkten pro Tanz einen neuen Rekord auf.
Kopf hoch, Kreuz durchgedrückt, Arme ausgestreckt - Tänzer dokumentieren schon durch ihre Haltung, dass Hängenlassen nicht gilt, dass
Ausdruck alles, Befindlichkeit nichts und Benehmen selbstverständlich ist. Ein schöner Kontrast zu flennenden Models, fassungslosen Sängern und
bangenden Müttern. Tanzen ist tiefes 20. Jahrhundert, eine alte Kultur, in der Männer noch galant zu sein hatten und Frauen biegsam; Tanzen gab's in der "Sportschau", als Hans-Joachim Rauschenbach noch moderierte. RTL hat es wiederbelebt und modernisiert, war aber so klug, die alten Benimm-Codes nicht zu verbohlen. Das freut nicht nur die 225 000 Mitglieder in rund 2000 deutschen Tanzsportvereinen, sondern auch die vier bis fünf Millionen TV-Zuschauer.

2) Vor dem Vergnügen kommt echte Arbeit, fragen Sie die Stars

Julius Brink: Leistenzerrung. Franziska Traub: Knieverletzung. Victoria Swarovski: gebrochene Rippe. Und das sind nur die Verletzten der neunten
Staffel. Wer bei "Let's Dance" mitmacht, muss sich schinden wie ein Profi - und viel Zeit mitbringen. So trainierte Swarovski, wie sie selbst sagt, im Vorjahr bis zu 14 Stunden täglich. Was auf dem Parkett vor laufender Kamera passiert, ist hinterlegt mit Arbeit und Leidenschaft. Man sieht es den Paaren an. Hier geht's um die Ehre. Da sitzt keiner seine Zeit ab wie im Dschungel.
3) Die Sieger haben es verdient, dem Modus sei Dank
Während bei "DSDS" und anderen Castingformaten allein die Zuschauer mit ihren (teuren) Anrufen über den Sieger bestimmen - und dabei gern mal Sympathie mit Leistungverwechseln -, entscheiden bei "Let's Dance" ähnlich wie beim Eurovision
Song Contest je zur Hälfte Zuschauer und Jury. Selbst mit ihrer beeindruckenden Fanbase gelang es Sarah Lombardi im Finale 2016 zu Recht nicht, die überragende Victoria Swarovski noch vom Thron zu stoßen. Virtuosität schlägt Pose.
4) Profitänzer, die den Laien nicht die Show stehlen
Es ist schon eine Kunst, eine Choreografie zu erarbeiten, die der prominente Tanzlaie auch bewältigen kann. Ihn wochenlang zu trainieren und
sicher durch den Auftritt zu führen. Und dann beim Applaus bescheiden zur Seite zu treten, damit nur der Promi glänzt. Die Profitänzer schaffen das, weil vor allem Joachim Llambi in seinen Kommentaren auch immer wieder ihre Leistung würdigt.
5) Schön, wenn Topsportler auch mal an ihre Grenzen kommen
Sportler sind Superhelden. Wenn Lars Riedel seinen Diskus schleuderte, ist das für Couch-Potatos schlicht unvorstellbar. Umso schöner, wenn Stars mal vom Himmel herunterfallen und ungelenk Moves auf dem Boden der Tatsachen landen. Andersherum rührt
es und nötigt uns Respekt ab, wenn ein Kraftmax wie Matthias Steiner plötzlich die Eleganz entdeckt.
6) Die Einspielfilme zeigen Trainingsstatt Tränen-Arbeit
Bei "The Voice" und "DSDS" werden die Einspielfilme perfide genutzt, um auf die Tränendrüse zu drücken oder Kandidaten lächerlich zu machen. Bei "Let's Dance" konzentriert man sich auf das Training - und schafft es in diesen kurzen Clips sogar, eine
Dramaturgie aufzubauen. Einziger Kritikpunkt: Man versucht zu oft zu suggerieren, die Kandidaten könnten versagen.
7) Hoppel-Heide bleibt ein Ausrutscher, die Show seriös
In der ersten Staffel mobbte eine Kampagne der Boulevardpresse die Expolitikerin Heide Simonis aus der Show. Die Macher lernten, für die ungraziösen Parts lieber Männer zu engagieren, die ernten auch als ungelenke Tanzbären noch Sympathie.
8) Die Jury klebt an ihrem Stuhl - weil sie gut ist
Foto: actionpress, Bernhard Brink Der hüftsteife Sänger zerrte Sarah Latton viermal auf die Tanzfläche. 5,25 Punkte sprangen raus. Latton war seither nicht mehr dabei.
Wer neben Egomanen wie Bohlen oder Klum am Jurypult Platz nimmt, weiß, dass es nicht für lange ist. Ist er blass, muss er weg, zeigt er Profil, erst
recht. Guter Anlass, um die großen Castingformate einem Jury-Check zu unterziehen. Bei "Let's Dance" kann man sich immer wieder freuen auf Joachim Llambis ernsthafte Kampfrichterpose, Motsi Mabuses herzliches Temperament und Jorge González' (siehe Punkt 10).

9) Die Herren Llambi und Hartwich: gutes Komödientheater

Die Kabbeleien zwischen Juror und Moderator wirken authentisch und haben nichts Auswendiggelerntes. Ein Dramaturg hätte das nicht besser erfinden können: Das Unernste und
Schlagfertig-Freche des Daniel Hartwich kommt durch den Kontrast zum strengen Fachmann Llambi viel besser zur Geltung als durch Sidekick Sonja
Zietlow im Dschungel.

10) Ein Solitär: der Paradiesvogel Jorge González

Die einen sind genervt von dem 49-Jährigen und seiner High-Heels-Extravaganz. Andere lieben seinen Look und seine Sanftmut, die von seinem kubanischen Akzent, der keine harten Konsonanten
kennt, unterstrichen wird. Wenn der Choreograf und Modelcoach Frauen mit "Hola chicas!" begrüßt,
ist keine beleidigt. Jorge ist übrigens studierter Diplom-Radioökologe.

Autor(en): Rolf Marion Meyer-Roether