Wer die beste deutsche Serie "KDD - Kriminaldauerdienst" bisher verpasst hat, bekommt ab dem 12. Januar auf arte eine dritte Chance.

Nach dieser dritten Staffel wird Schluss sein mit "KDD - Kriminaldauerdienst", der anspruchsvollsten, komplexesten und schnellsten Serie im Programm des eher behäbigen ZDF. Die Geschichten und Figuren seien "auserzählt", heißt es von den Machern um Autor Orkun Ertener und Produzentin Kathrin Breininger. Auf diese Idee kommt man eher nicht, wenn man sich diese finalen acht Folgen ansieht, die elf Monate nach der 2. Staffel ansetzen.

Der verdeckt für einen Drogenboss arbeitende Mehmet (Billey Demirtas) erliegt dem Kokainrausch und liefert einen Undercover-Kollegen ans Messer, die psychisch abgekämpfte Sylvia (Melika Foroutan) bitte um ihre Versetzung vom KDD, die Chef Enders (Götz Schubert) ihr aber nicht zugesteht. Dafür trifft er, gerade als es wieder zur Annäherung mit seiner Frau (Johanna Gastdorf) kommt, seine einstige große Liebe wieder, die ihm sein damals bester Freund ausgespannt hatte. Der wiederum wurde gerade tot unter einer Brücke gefunden, er hatte verdeckt ermittelt - und das ist nur die erste Viertelstunde und nur ein Bruchteil der verschlungenen Geschichten... Das bewährte KDD-Team wird unterstützt durch Gastschauspieler wie Laura Tonke, Uwe Bohm, Lucas Gregorowicz und Inka Friedrich, Regie führten Christian Zübert ("Lammbock") und Andreas Prochaska ("In 3 Tagen bist du tot").

Wie es begann...

Schon die erste Staffel endete mit einem Kracher - im wahrsten Sinne des Wortes. Alle Figuren, deren berufliche und private Sorgen und Nöte man elf Wochen lang teilte, waren auf dem Berliner Gendarmenmarkt einem Kugelhagel ausgesetzt, wie einst im wilden Westen die Cowboys in der Wagenburg. Zwei von ihnen sanken getroffen nieder. Dann war Schluss. Abspann.

"Cliffhanger" heißt das im Filmjargon. Gemeint ist der Held, der am Ende des Films am Abgrund hängt. So lockt man Zuschauer in die Fortsetzung. Wenn es denn eine gibt: Im Fall der ZDF-Serie "KDD - Kriminaldauerdienst" war das nämlich gar nicht sicher.

Als Regisseur Filippos Tsitos den dramatischen Showdown damals drehte, wusste noch keiner der Beteiligten, ob man dem Zuschauer auch würde erzählen können, wie's weitergeht. "Natürlich hofft man auf mehrere Staffeln", sagt "KDD"-Autor Orkun Ertener, der das Gros der Bücher schrieb.

Neu, nicht nur im ZDF

Dass eine zweite kommt, entschied sich erst während der Ausstrahlung. Die Quoten waren nicht die besten auf dem eher für betuliche Krimiware bekannten ZDF-Sendeplatz am Freitagabend. Eine komplexe, realistische Serie mit sieben Hauptfiguren und mindestens so vielen Erzählsträngen, mit zwei Handkameras gedreht, schnell, kompromisslos, nah dran - das war neu, nicht nur im ZDF.

In Zeiten, in denen fertig produzierte Serien nach einer einzigen Folge schon aus dem Programm geworfen werden (siehe RTLs "Die Anwälte"), mag auch das Öffentlich-Rechtliche keine Bestandsgarantie für seine Produkte mehr abgeben.

Das Beste, was aus deutschen Landen derzeit auf dem Markt ist

ZDF-Redakteur Axel Laustroer bestätigte, dass es Kollegen im Haus gab, die nach dem schlechten Start der Serie lieber den Stecker gezogen hätten. Letztlich setzten sich jedoch die Fürsprecher durch. Zum Glück. Denn "KDD" ist nicht nur das Beste, was aus deutschen Landen derzeit auf dem Markt ist, nach Kritikerlob und etlichen Preisen ist die Serie mit dem sperrigen Namen auch ein Aushängeschild fürs ZDF - etwas fürs Image.

Doch wieder einmal stimmte die herausragende Qualität nicht mit der Realität des Zuschauervotums überein: Auch das Finale der 2. Satffel sahen nur rund zweieinhalb Millionen Zuschauer - zu wenig für weitere Ideen.

Und wie bekommt man die Zuschauer dazu, in eine bereits angelaufene Story einzusteigen? Wer sich noch nicht traut, wenn arte jetzt ab dem 12.1. die dritte Staffel zeigt, kann ja bis April auf DVD die ersten beiden Staffeln nachholen - dann zeigt das ZDF die dritte Staffel "Kriminaldauerdienst" (ab 9. April).

Auch online bietet das ZDF unter kdd.zdf.de Einsteigehilfe. Doch man sollte wissen: Dieser Dauerdienst macht süchtig.

Volker Bleeck