Für 73 Cent bekommt man im Supermarkt knapp 100 Gramm gemischtes Hack. Oder eine kleine Dose Erbsen extrafein. Oder eine Tüte Gummibärchen, wenn die gerade im Angebot sind. 73 Cent sind ein läppischer Betrag. Und doch ein Politikum, denn am 13. März setzen sich Deutschlands Ministerpräsidenten zusammen, um zu entscheiden, ob der monatliche Rundfunkbeitrag von derzeit 17,98 Euro auf dann 17,25 Euro gesenkt werden soll. Oder um noch weniger

Hintergrund der geplanten Gebührensenkung ist ein Überschuss in Höhe von 1,15 Milliarden Euro, den die neue Haushaltsabgabe während der laufenden vierjährigen Gebührenperiode in die Kassen von ARD und ZDF spülen wird, wie die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) ausgerechnet hat (die Sender gehen von 800 Millionen Euro aus). Der soll nun an den Zuschauer zurückgezahlt werden. Doch will der das Geld überhaupt?

Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag von TV SPIELFILM hat ergeben: Zwei Drittel der Deutschen legen keinerlei Wert auf das bescheidene Geldgeschenk. Nur 35 Prozent sind für die geplante Beitragssenkung. Ebenfalls 35 Prozent meinen, die Einnahmen sollten ins Programm fließen. 20 Prozent finden, mit dem Überschuss solle ein Ausstieg aus der Werbung finanziert werden.

Geradewegs in die Sparfalle

Tatsächlich könnte allein die ARD mit den Mehreinnahmen 800 "Tatort-Krimis" drehen. Oder 25 Jahre lang ihr TV-Korrespondentennetz betreiben. Die 1,15 Milliarden würden für 2o Spielzeiten Champions League reichen, für 40 Staffeln "Breaking Bad" oder 100 Jahre den Fortbestand des kürzlich faktisch abgeschafften Digitalkanals ZDF kultur sichern. Viel Leistung für einen monatlichen Gegenwert von zwei Bioeiern, Größe M.

Auch ein Ausstieg aus der Werbung ließe sich zumindest teilweise mit dem Geld finanzieren. Die KEF hat ausgerechnet, dass ein Werbeverzicht bei ARD und ZDF den Beitragszahler 1,10 Euro im Monat kosten würde. Ein Verzicht auf Sponsoring schlüge noch einmal mit 15 Cent im Monat zu Buche. Bezieht man die aktuellen Mehreinnahmen in die Rechnung ein, könnten wir für 52 Cent mehr im Monat ein komplett werbefreies öffentlich-rechtliches Fernsehen genießen.

Es gibt aber noch einen weiteren, profaneren Grund, der gegen die Beitragssenkung spricht: Sollte die wie geplant 2015 kommen, wäre eine neuerliche Anhebung des Rundfunkbeitrags politisch auf Jahre hinaus nicht mehr durchsetzbar. ARD und ZDF säßen angesichts weiter steigender Kosten und schwindender Werbeerträge in der Sparfalle. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, wo die Sender den Sparhebel ansetzen würden: beim Programm. Mal ehrlich: Ist uns das lausige 73 Cent mehr im Portemonnaie wert?

Christian Holst