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TV SPIELFILM am Set der Bestseller-Verfilmung "Die Tore der Welt"

Wo bleibt das Kunstblut?

Die Tore der Welt
ORF

Bei Budapest ließ Sat.1 Ken Folletts "Die Tore der Welt" (DI, 11.12.) verfilmen. Wir waren am Set des 46 Millionen Dollar teuren Vierteilers

Es ist noch am Morgen, aber die Luft über der Ebene flimmert bereits vor Hitze. Die Erschöpfung, die sich auf den Gesichtern der Ritter abzeichnet, ist nicht gespielt. Unter den Helmen und Kettenhemden staut sich die Wärme. Die Rüstungen aus der Requisite sind zwar nur aus Aluminium und nicht aus Eisen, aber die Pferde spüren das zusätzliche Gewicht.

Ausgerechnet jetzt, als König Edward III. nach der gewonnenen Schlacht von Crécy 1346 das mit toten französischen Soldaten übersäte Feld abreiten will, benimmt sich sein Ross wie eine Diva. Es schnaubt, schüttelt unwillig den Kopf und bleibt danach einfach stehen.

Blake Ritson, bekannt als Herzog von Kent aus der TV-Serie "Rückkehr ins Haus am Eaton Place", nutzt die Drehpause, um uns über seine Rolle aufzuklären: "Edward III. hat die Kriegskunst durch den Einsatz von Bogenschützen verändert und das Ende der Ritter eingeleitet, die vorher das Schlachtfeld beherrschten." Tatsächlich starben bei dem großen Kampf in der Nähe von Calais vermutlich rund 1500 französische Reiter und 10 000 Fußsoldaten. Die meisten wurden Opfer britischer Pfeile, deren Stahlspitzen mühelos Panzer und Kettenhemden durchschlugen.

Neue Waffen spielen in vielen Mittelalterfilmen eine Rolle, so die Langspeere in Mel Gibsons "Braveheart" und die Feuerpfeile in "King Arthur". Sie in glaubwürdige Kampfszenen zu integrieren ist das eigentliche Problem, sagt der schottische Regisseur Michael Caton-Jones ("Rob Roy"): Er hat nur 2000 Pfeile zur Verfügung, das britische Heer im 14. Jahrhundert viele Zehntausend. Und nicht alles lässt sich planen. Da kann es schon mal vorkommen, dass am Set in einem Mix aus Englisch und Ungarisch hektisch nach dem Kunstblut für die Toten und Verletzten gesucht wird.

Für die Lebenden seien dagegen "Wasser und Magnesium gegen Muskelkater" das Wichtigste, erklärt die Produzentin Rola Bauer von der Münchner Firma Tandem, die mit ihrer guten Laune alle ansteckt, auch die hübsche Hauptdarstellerin Charlotte Riley.

Die zierliche Engländerin ist auf dem Sprung nach Hollywood. Demnächst steht sie mit Tom Cruise und Emily Blunt für den Science-Fiction-Film "All You Need Is Kill" vor der Kamera. Manche prophezeien ihr eine ähnlich steile Karriere wie ihrem Verlobten Tom Hardy, dem Schurken aus dem Batman-Film "The Dark Knight Rises".

In "Die Tore der Welt", das 200 Jahre nach "Die Säulen der Erde" erneut im fiktiven Ort Kingsbridge spielt, verkörpert die 30-Jährige eine Frau, die sich sehr für Heilkunde interessiert: "Ich habe mich zur Vorbereitung intensiv mit mittelalterlicher Medizin beschäftigt."

Auf dem Rückweg zum Flughafen Budapest fahren wir am Drehort für die zweite Staffel der "Borgias" mit Jeremy Irons vorbei (im Winter bei Pro Sieben). Finsteres Mittelalter? Von wegen! Auf dem Bildschirm strahlt es heller denn je: Auch das ZDF wird sich erneut der Familie Borgia widmen.
In Deutschland und Marokko wurde "Der Medicus" mit Oscar-Preisträger Ben Kingsley verfilmt, der Ende 2013 im Kino und später als Zweiteiler im Ersten läuft. Und in Hollywood plant Michael Mann ("Miami Vice") einen großen Film über die Schlacht von Azincourt 1415.

Rainer Unruh

Die Tore der Welt
MO 3.12. Sat.1 20.15