Sex, Blut & Rock'n Roll

Ab ins Bett, Kinder: Mit "True Blood" startet endlich eine Vampirserie nur für Erwachsene im Free-TV. Warum auch Sie Blut lecken werden (MI, 16.3., RTL II, 22.05 Uhr)

Seit den "Twilight"-Filmen und der grassierenden Vampirmania ist die Spezies der Blutverkoster nicht wiederzuerkennen: Vampire sind zu zahmen Vegetariern verkommen, die sich mit Teenagerproblemen herumschlagen und mit der ersten lüsternen Attacke auf die Halsschlagader bis zur Ehe warten. Aber jetzt ist Schluss mit "Twilight"-Keuschheit: "True Blood" macht das Genre wieder erwachsenentauglich.

Selten gab es so viel Blut und Triebe wie in der bissig-prallen Erfolgsserie von "Six Feet Under"-Autor Alan Ball - und selten so viel Kritikerlob. "Fantasievoll, sexy, witzig und ungeniert sonderbar", lobte "USA Today". Die Story basiert auf der Sookie-Stackhouse-Buchreihe von US-Autorin Charlaine Harris. Darin ermöglicht künstliches Blut, "TruBlood" genannt, eine friedliche Koexistenz zwischen Blutsaugern und Menschen - zumindest in der Theorie.
Die Handlung: Als Vampir Bill im Südstaatenkaff Bon Temps auftaucht, ist die telepathisch begabte Kellnerin Sookie hin und weg. Doch bald dezimiert eine mysteriöse Mordserie vampirfreundliche Frauen im Ort ...

Vampirfreundliche Zuschauer vermehrten sich dagagen rasant: Zwölf Millionen Zuschauer pro Woche hat die Serie in den USA, wo im Juni die 4. Staffel startet. Über 100-mal wurde "True Blood" bereits für Preise nominiert, kassierte einen Golden Globe für Hauptdarstellerin Anna Paquin ("X-Men"), einen Emmy fürs Casting sowie Auszeichnungen für den besten Schurken, die beste Musik und die besten Sexszenen.

"Sex and the City" wirkt dagegen prüde

Von letzteren gibt es reichlich - in allen Varianten, von hemmungslos bis Sadomaso. "Sex and the City" wirkt dagegen prüde. "Ich hätte mir das als Teenager nicht anschauen dürfen", sagt Anna Paquin, die 1993 mit "Das Piano" zum Kinderstar wurde. Zwischen den Hauptdarstellern ging es auch nach Drehschluss hoch her: Seit August ist die 28-jährige Neuseeländerin mit Co-Star Stephen Moyer (40) verheiratet.

Neben Gewalt und Horror, Mystery, Romantik und Ironie bietet "True Blood" auch eine große Portion Gesellschaftskritik und greift Themen wie Diskriminierung, Homophobie, Rassismus und Toleranz auf. Der Einsatz der Vampire für ihre Gleichberechtigung gilt als Metapher für die Schwulenbewegung und deren Ablehnung durch die Kirche.

Die schwülen Sümpfe von Louisiana bieten die perfekte Kulisse für feuchte Kleinstadtgeheimnisse und düstere Gestalten. Schade nur, dass der Südstaatenakzent in der deutschen Synchro verloren geht.

Linn Grunwald