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Tom Hanks und Steven Spielberg produzierten Kriegsserie "The Pacific"

200-Millionen-Dollar-Fernsehen

Gnadenlos realistisch zeigt The Pacific den Krieg in Asien
Packend und realistisch: "The Pacific" schildert die Brutalität des Krieges in Asien HBO

200 Millionen Dollar haben Tom Hanks und Steven Spielberg in die Serie "The Pacific" investiert, die seit 15. Juli jeden Donnerstag um 22.10 bei Kabel eins läuft. Der Zehnteiler über den Zweiten Weltkrieg in Asien ist jeden Dollar wert: TV in Kinoqualität, brillant gefilmt, stark gespielt und opulent ausgestattet.

Der Krieg lässt sie nicht los. Erst stellten sie die Landung der Alliierten in der Normandie fürs Kino nach ("Der Soldat James Ryan"). Dann bereiteten sie die Kämpfe an der Westfront in einer zehnteiligen Serie fürs Fernsehen auf ("Band of Brothers"). Und nun haben Steven Spielberg und Tom Hanks erneut einen TV-Zehnteiler produziert, diesmal über den Kampf im Pazifik.
"The Pacific" stellt alles in den Schatten, was jemals fürs Fernsehen über den Zweiten Weltkrieg gedreht wurde. Allein der Vorspann, in dem Zeichnungen in Bilder und Bilder in Filmausschnitte übergehen, ist ein kleines Kunstwerk. Um die Schauplätze der großen Schlachten beim Dreh in Australien möglichst realistisch nachzustellen, scheuten Hanks und Spielberg weder Geld noch Mühe.

4000 Tonnen Schlacke wurden zermahlen, um am Set in Queensland den schwarzen Boden der Pazifikinsel Iwo Jima zu imitieren, wo im Februar 1945 schwere Kämpfe ausbrachen. Eigens für den Film wurden in Indien 3000 Marineuniformen auf traditionellen Webstühlen hergestellt, weil sich nur so das spezielle Fischgrätmuster der Vierzigerjahre reproduzieren ließ. Sechs Autoren schrieben Dialoge für die 138 Sprechrollen, sechs Regisseure drehten gleichzeitig in zwei Teams und hatten von August 2007 bis Mai 2008 den Befehl über ein Heer von 800 Mitarbeitern und Tausende Statisten.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Kamera saugt den Zuschauer in das Geschehen hinein. Wenn der Feind angreift, fühlt man sich vorm Bildschirm ähnlich hilflos wie ein Soldat im Graben.

Parallelen zur Gegenwart, etwa zum Krieg in Afghanistan, sind durchaus beabsichtigt. "Die US-Truppen, die damals heimkehrten, hatten eine lange Reise mit Schiff und Eisenbahn vor sich, bevor sie zu Hause eintrafen", sagt Tom Hanks. "Heute kämpfen Soldaten in der Hölle von Afghanistan und sind in 18 Stunden wieder in den USA. Wie hält man das aus?"

Hanks und Spielberg beschönigen nichts. Sie zeigen, wie das tropische Klima, Malaria, Durchfall und schlechte Ernährung die Truppen zermürbten. Und sie dokumentieren auch den unverhohlenen Rassismus der Amerikaner, die gegenüber den als besonders tückisch eingeschätzten Japanern keine Gnade walten lassen wollten. In der US-Öffentlichkeit hatte während des Zweiten Weltkriegs der Feind aus Asien einen schlechteren Ruf als die Nazis, schreibt der US-Historiker John W. Dower in seiner Studie "War Without Mercy".

"Wir wollten beides", erklärt Tom Hanks, "den Mut der US-Soldaten dokumentieren, aber auch erreichen, dass Zuschauer hinterher sagen: Wir haben nicht gewusst, was unsere Truppen dem japanischen Volk angetan haben."

Wie bei "Band of Brothers" spielen auch in "The Pacific" eher unbekannte Schauspieler die Hauptrollen, darunter Spielberg-Protegé Joseph Mazzello ("CSI"), der bereits als Kind in "Jurassic Park" mitwirkte. Die Regie in Folge eins führt ebenfalls ein alter Bekannter: Tim Van Patten mischte schon bei der Westernserie "Into the West" mit. Aber erst im Fernen Osten läuft er zu großer Form auf.

Rainer Unruh