Lesetipp

TV SPIELFILM: Was hat Ihnen bei den bisherigen "Alice"-Verfilmungen gefehlt?

TIM BURTON Ich glaube, dass einigen der anderen Versionen die Basis, die Essenz der Geschichte fehlt. Das Faszinierende an einem Buch wie "Alice" ist für mich, wie es unsere heutige Kultur durchdrungen hat. Mir haben bei der Auswahl der Bildsprache wahrscheinlich mehr Songs von irgendwelchen Bands geholfen, die sich von dem Stoff inspirieren ließen, als die Story. Das fehlt den anderen Versionen, es gibt keine erzählerische Dynamik, nur eine seltsame Figur nach der anderen.

Mussten Sie wie James Cameron bei "Avatar" warten, bis die richtige Technik zur Verfügung stand?

TIM BURTON Ich glaube nicht, dass das hier unser größtes Problem war. Es gibt Filme, bei denen man die Technologie braucht. Das war hier nicht der Fall. Wir haben darüber diskutiert, was uns an der Motion-Capture-Technik gefällt und was nicht, ebenso bei der Animation. Dann haben wir entschieden, unsere menschlichen Charaktere zu animieren und auf ganz bestimmte Art zu manipulieren.

Hatten Sie Bedenken wegen der komplizierten Technik?

TIM BURTON Ja, ich hab das vorher ja noch nie gemacht! Das Ergebnis zeigt sich erst ganz am Schluss, man blickt die ganze Zeit auf Stückchen grüner Leinwand hier und da. Das ist wirklich ein Puzzlespiel. Normalerweise dreht man einen Film, schneidet ihn und sieht ihn sich an. Hier war's genau das Gegenteil.

Die neue Alice im Wunderland: Mia Wasikowska

Die Arbeit vor der Green Screen, sozusagen im leeren Raum, war auch für Ihre Schauspieler eine Herausforderung.

TIM BURTON Ja, die mussten richtig ihre Vorstellungskraft anstrengen, so etwas kann man nicht mit einem Method Actor machen! Man braucht Schauspieler, die etwas wagen, Johnny kann das wirklich gut. Für mich war's echt hart, es hat mir aber auch die Augen geöffnet. Aber von dem ganzen Grün kann einem wirklich übel werden.

Warum ist Ihre Alice 19, warum nicht 15 oder 25?


TIM BURTON Für mich hat dieses Alter genau die richtige Dynamik und Bedeutung. Sie ist an einem emotionalen Scheideweg. Alice hat eine alte und eine junge Seele in sich.

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Wie kamen Sie auf Mia für die Rolle der Alice?

TIM BURTON Sie hat genau diese Qualität in sich, diese Mischung aus Jung und Alt. Mia ist sehr bodenständig, kann aber auch naiv sein. Alice ist ein klein wenig passiv, wir wollten ihr so etwas wie eine sanfte Stärke mitgeben. Mia hat diese Stärke.
War es wichtig für Sie, Lewis Carroll zu verstehen?

TIM BURTON Ich glaube nicht, dass ich ihn verstehe. Aber ich verstehe eh niemanden.

Ist Johnny Depp Ihre Muse?

TIM BURTON Ach, er ist doch auch nur ein Stück Fleisch. (lacht)

Scott Orlin