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"Street Kings"

Quote statt Kirche

Street Kings - der Stoff aus dem die Thriller sind.
"Street Kings" - der Stoff aus dem die Thriller sind. 20th Century Fox

Tanzverbot und Totenstille - nur im TV tobt an Karfreitag das wilde Leben (Street Kings - FR, 22.4., RTL, 23.05 Uhr)

Wer es am Karfreitag so richtig krachen lassen möchte, muss vielerorts mit bedauerndem Kopfschütteln rechnen. Schließlich zählt der Freitag vor Ostern zu den wichtigsten Tagen im christlichen Kalender. Und an denen ist Trübsalblasen annähernd flächendeckend per Gesetz verordnet.

In ganz Deutschland herrscht am Karfreitag ein Tanz- und Musikverbot, in 13 Bundesländern sogar bis morgens. Ein komisches Theaterstück an Jesu Todestag? Ausgeschlossen! Selbst Kinos müssen ihr Programm dem christlichen Glauben anpassen. Nur Filme, die die Feiertagsfreigabe der FSK erhalten und nicht, wie beispielsweise die Komödie "Dogma", eine "anstößige und kuriose Mischung aus religiösen Glaubensinhalten" aufweisen, dürfen an Ostern gezeigt werden.

Noch strenger: die Regelungen während der Gottesdienstzeiten - dann sind jegliche Vorstellungen, Vorträge oder Vorführungen verboten. Doch viele Fernsehmacher verzichten konsequent auf die religiöse Spaßbremse. Jahr für Jahr bestücken sie das TV-Osternest mit derben Komödien, knallharter Action und blutigen Horrorfilmen.

Zuletzt erhitzte das österliche TV-Programm 2008 die Gemüter. Als Sat.1 "Stirb langsam" ausgerechnet an jenem Tag ausstrahlte, an dem das Christentum des qualvollen Todes Jesu gedenkt, meldete sich die katholische Kirche zu Wort. Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx kritisierte den zweifelhaften Umgang mit der österlichen Botschaft und bekam dabei Rückendeckung von der CSU.

Im Kampf um hohe Einschaltquoten - im Rekordjahr 2008 konsumierte jeder Zuschauer täglich 247 Minuten Osterprogramm - dürfte es auch weiterhin zwischen Kirche und Kommerz krachen. "Mit der Programmierung der neusten und besten Spielfilme tragen wir dem erhöhten Fernsehkonsum und Interesse an TV-Premieren Rechnung", kündigt RTL-Sprecher Claus Richter an.

Folgerichtig will sein Sender unter anderem mit der Free-TV-Premiere des düsteren Cop-Thrillers "Street Kings" beim Publikum punkten. Bibeltreuer gibt sich das öffentlichrechtliche ZDF: "Wir achten strikt darauf, actionorientierte Produktionen nicht an Feiertagen zu senden", so ZDF-Planungschef Martin Berthoud. In Einzelfällen habe man Feiertagssendungen sogar nachbearbeitet und kritische Sequenzen entfernt.

Jennifer Reinhard